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alleinigen Einfluß der Sonnenwärme. -Die Sonne ist es, die durch die
ungleiche Erwärmung an verschiedenen Orten der Erde die Luft in Be¬
wegung setzt- sie ist also die Quelle der Winde, die die Erde erfrischen
und die Schiffe über das Meer führen, und der gewaltigen Stürme und
5 der Gewitter, die vernichtend über die Erde dahinbrausen. Es ist die Kraft
der Sonne, die die Gewässer in der Form von Dämpfen stets wieder in
die Höhe hebt, wenn die Schwerkraft der Erde sie herabgezogen hat; so
wird die Sonne die Triebkraft für die Wasserräder, für Mühlenwerke und
andere Maschinen jeder Art. Ohne die Sonne gäbe es ,keine Verdunstung
10 der Gewässer, keine Wolken und keine Nebel, um die Quellen zu speisen,
keinen Regen, um das Erdreich zu befeuchten und das Bett der Flüsse
anzufüllen.
Noch mehr! Auch die Leistungen des Dampfes und die Erzeugung
von Wärme durch jedwede Art von Verbrennung sind Sonnenarbeit, die
15 Arbeit der Sonnenstrahlen, die in den älteren Perioden der Erdbildung
die Pflanzen zeitigten und damals wie heute sie nötigten, den Kohlenstoff
aus der Luft zu assimilieren, der nun seit Millionen von Jahren aus unter¬
gegangenen Waldungen in der Tiefe des Erdreichs aufgespeichert liegt, ein
unermeßlicher, aber leider nicht unerschöpflicher Vorrat von Sonnenkraft.
20 Wenn die Sonnenstrahlen auf lebende Pflanzen fallen, so werden sie von
diesen nicht zurückgeworfen, wie es geschieht, wenn sie auf das Gestein oder
auf den Sand der Wüste fallen; sie werden vielmehr zum großen Teile
absorbiert, und unter der mechanischen Kraft ihrer Oszillationen verfallen
die Verbindungen, die der Kohlenstoff und der Wasserstoff mit dem Sauer-
25 stoff bilden und die als Kohlensäure und Wasser in der atmosphärischen
Luft verbreitet sind. Die Pflanzen eignen sich die beiden ersteren Substanzen
an und stellen aus ihnen die leicht zerfallenden Kohlenwasserstoffverbindungen
dar, die später bei der Verbrennung auf unsern Herden oder in den
Respirationsorganen der Tiere wieder zersetzt werden, um von neuern
30 Kohlensäure und Wasser zu bilden und so die lebendige Kraft, die vordem
von der Sonne verbraucht worden, wieder zu ersetzen. In dieser Weise
ist eine jede Pflanze eine wirkliche Maschine, in der jene leicht verbrenn¬
baren Stosse verarbeitet werden, um bei Abwesenheit der Sonne uns Wärme,
Licht und in der Form von Nahrung alle zum Leben notwendige Wärme
35 und Kraft zu verschaffen. So ist die sanfte Wärme, die unsere Wohnungen
erwärmt, wie die Gluthitze, die Erze und Metalle schmelzt, so ist das Licht,
das unsere Städte erleuchtet, wenn die Sonne zur Rüste gegangen ist,
nichts anderes, als das Produkt von Sonnenstrahlen, mit dem der große
Lenker der Natur in weit entlegenen Zeiten für uns arbeitete, als noch
40 keine Spur eines Menschen auf der Erde vorhanden war.
Die Art und Weise, wie die Strahlen der Sonne diese chemischen
und physiologischen Wirkungen in den Pflanzen hervorbringen, ist uns