68 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuß.-deutschen Geschichte.
In den Städten förderte er ebenso wie fein Vater die Gewerbe,
so z. B. die Tuchfabriken der Mark, die schlesischen Leinenwebereien u. a.
Auch rief er neue Industrien ins Leben, z. B. die Seidenweberei. Sein
Ziel war, es dahin zu bringen, daß die Bevölkerung seiner Staaten ihre
Bedürfnisse ausschließlich durch eigene Arbeit decke. Er verbot daher die
Einfuhr einzelner fremder Erzeugnisse ober hielt sie durch hohe Zölle von
feinen Gebieten fern. Tabak und Tee wurden, ebenso wie es früher
schon das Salz gewesen war, Staatsmonopol.
Den Handel förderte Friedrich in jeder Weife. Durch den Finow-
kanal verband er die Oder und die obere Havel, durch den Plauefcheu
Kanal die Havel und die mittlere Elbe. Später schuf er durch den Netze¬
kanal zwischen Brahe und Netze die große Wasserstraße zwischen Weichsel,
Oder und Elbe. Der Ort Bromberg hob sich darauf von einem Dorfe
zu einer bedeutenden Stadt.
Die Armee brachte er nach dem Kriege zuletzt auf 200000 Mann,
und der Erhaltung und Steigerung ihrer Kriegstüchtigkeit widmete er feine
besondere Sorgfalt. Die Offizierstellen wurden dem Adel vorbehalten, die
Mannschaften nach wie vor aus geworbenen Leuten und aus Landes-
kindern zusammengesetzt.
Durch eine vorzügliche Verwaltung vermehrte er die Staatsein¬
nahmen auf das Dreifache vom Jahre 1740 und hinterließ, trotz der
Ausgaben für die oben genannten Arbeiten, dank seiner Sparsamkeit
einen Schatz von 55 Millionen Talern.
§ 45. Verwaltung und Justizreform. In der Verwaltung betraf
die wichtigste der unter Friedrich II. sich allmählich vollziehenden Ände¬
rungen die Stellung des Generaldirektoriums. Hatte diese Behörde
unter Friedrich Wilhelm I. die Zentralstelle für die gesamte Landes¬
verwaltung dargestellt, in der alle Geschäfte zusammenliefen, so verlor sie
jetzt diese Stellung Schritt für Schritt mehr. Der König erledigte viele
Angelegenheiten vom Kabinett aus, ohne zuweilen das Generaldirektorium
auch nur zu benachrichtigen. Er unterstellte ihm weder Schlesien noch
Westpreußen und verhandelte mit den Kammerdirektoren der Provinzen
unmittelbar. Er versammelte sie alljährlich in Berlin zu einer Konferenz
und schuf endlich neue, dem Generaldirektorium gegenüber selbständige
Departements.
Nach dem Siebenjährigen Kriege erweiterte sich diese Kluft zwischen
dem König und dem Generaldirektorium. Der König übertrug die ge-
samten Akzise-, Zoll- und Lizenzsachen an französische Steuerbeamte.
Er gab dem Berg- und Hüttenwesen eine selbständigere Stellung, ebenso
später der Forst Verwaltung, der Post, der Bank (Seehandlung) und
der Tabakskommission (Regie). Durch alle diese Änderungen wurde die
Einheit der Staatsverwaltung aus dem Generaldirektorium in das
Kabinett des Königs verschoben. Schließlich hatte allein der König