Full text: Nicolaisches Realienbuch

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eine der längsten Straßen der Stadt. In ihr flutet Tag und Nacht ein 
gewaltiger Fußgänger- und Wagenverkehr ans und ab. Im nördlichen Teil 
wird sie von der Stadtbahn am Bahnhof Friedrichstraße überbrückt. Weil 
dieser Bahnhof einen bedeutenden Fremdenverkehr hat, sind in der Umgebung 
des Bahnhofes und auch in den Nebenstraßen, z. B. der Dorotheenstraße, 
gewaltige Hotels entstanden. Außerdem erhält die Straße durch prächtig 
eingerichtete Läden, durch große Bier- und Weinlokale sowie durch reich aus¬ 
gestattete Kaffeehäuser, in denen viele Fremde verkehren, ihr besonderes Aussehen. 
Keine Straße in Berlin dient mehr Geschäftszwecken als die Leipziger 
Straße. Sie fiihrt vom Spittelmarkt an dem Dönhosfsplatz mit den 
Standbildern der Minister von Stein und von Hardenberg vorüber zum 
Potsdamer Platz. Ihre Fortsetzung findet sie in der Potsdamer Straße. 
Dadurch ist sie die wichtigste Verkehrsstraße nach den westlichen Stadtteilen. 
Bis in die oberen Stockwerke der Vorder- und Hintergebäude sind Verkanfs- 
räume und Kontore großer Handelshäuser untergebracht. Die Namen Tietz, 
Wertheim, Nüchels und Grünseld, Henckel und „Kgl. Porzellan-Manufaktur" 
erinnern uns an die größten Kaufhäuser der Leipziger Straße. 
à) Verkehrsmittelpunkte irr Berlin. Das alte Berlin war mit einer 
Mauer umgeben, durch die Tore ins Freie führten. An diesen Toren lagen 
Plätze, auf denen Torhäuser standen. Solche Torhänser kann man heut noch 
am Brandenburger und Potsdamer Tor sehen. Am Halleschen, Kott¬ 
buser, Stralauer, Landsberger, Königs-, Rosenthaler und Oranienburger 
Tor sind sie verschwunden. Aber auch im Innern der Stadt gab es Plätze, 
ans denen unsere Vorfahren Märkte abhielten, z. B. der Alexanderplatz, 
der Moritz-Platz, der Hackesche Markt, der Köllnische Fischmarkt, der Gen- 
darmen-Markt und der Spittelmarkt. Später entstanden jenseit der Mauer 
neue Stadtteile. Die Blauer wurde niedergelegt, und die Straßen der neuen 
Stadtteile gingen strahlenförmig von den Torplätzen aus. Auf den Plätzen 
im Innern hörten die Märkte aus; man schmückte die Plätze mit Garten¬ 
anlagen, Denkmälern, Brunnen oder Kirchen. Aber der Verkehr ans diesen 
Plätzen wurde um so größer, je mehr Berlin wuchs. Dadurch wurden die 
genannten Plätze die wichtigsten Verkehrsmittelpunkte der Neichshauptstadt. 
3. Verkehrsmittel in Berlin. 
a) Die Spree in Berlin. Bei der Ringbahnstation Treptow tritt die 
Spree in Berlin ein. Sie verläßt die Stadt anderBensselstraße in Moabit. 
Bei ihrem Eintritt hat sie eine Breite von ungefähr 150 m, während sie in 
der Stadt etwa 50 m breit ist. Die Tiefe der Spree beträgt im Durch¬ 
schnitt 2 m. Sie schlängelt sich mit ihrem trägen, schmutzigen Wasser in 
mehreren Windungen durch Berlin. Viele Fabrik-Abwässer, Staub und 
Schmutz verunreinigen den Fluß; dazu kommt die Unruhe durch den starken 
Schiffsverkehr. Die Fische in der Spree sind darum fast ausgestorben. 
Überall vermitteln Brücken den Verkehr von dem einen zum andern 
User. Am stattlichsten sieht die Oberbanmbrücke im Südosten der Stadt 
ans. Mit ihren Türmen, Zinnen und Säulen erinnert sie an die Befestigungen
	        
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