Full text: Nicolaisches Realienbuch

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würdige Sklaverei verbreitet, und blühende Städte und Länder (Syrien, 
Ägypten, Nordasrika, die Balkanländer) gerieten unter ihrer Herrschaft in Verfall. 
* Bonifatius. 
Die Einführung des Christentums in Deutschland. Schon vor der 
Völkerwanderung war in den römischen Provinzen an der Donau und am 
Rhein durch römische Soldaten und Kaufleute das Christentum verbreitet 
worden. Die Bistümer Köln, Trier, Mainz, Augsburg sorgten für Erhaltung 
und Weiterverbreitung der christlichen Lehre. Während der Völkerwanderung 
nahmen die Goten, Vandalen, Langobarden und Franken die christliche Lehre 
an. Die Ausbreitung des Christentums im Innern Deutschlands erfolgte um 
600 hauptsächlich durch die irischen Missionare Kolumban und Gallus, den 
Gründer des Klosters St. Gallen in der Schweiz. Der eigentliche „Apostel 
der Deutschen" aber ist der Angelsachse Winfried mit dem Klosternamen 
Bonifatius, der im 8. Jahrh, zusammen mit Willibrord in Ostsranken, 
Thüringen, Hessen und Friesland das Evangelium predigte. Um den Reiben 
zu zeigen, wie machtlos ihre Götter seien, fällte er die Donarseiche bei Geismar 
in Hessen, worauf sich viele Heiden taufen ließen. Zur Verbreitung und Be¬ 
festigung der christlichen Lehre gründete Bonifatius mehrere Klöster, unter denen 
Fulda das berühmteste wurde; außerdem errichtete er die Bistümer Erfurt 
und Würzburg. Alle deutschen Bischöfe und Äbte verpflichtete Bonifatius 
zum Gehorsam gegen den Papst. Dafür wurde er zum Erzbischof von 
Deutschland mit dem Sitze in Mainz erhoben 
Im hohen Alter zog Bonifatius noch einmal aus, um den Friesen am 
Niederrhein das Evangelium zu verkünden. Hier erlitt er im Jahre 755 den 
Märtyrertod und wurde später im Dom zu Fulda beigesetzt. 
Die Klöster und das Mönchswesen. Die christlichen Glaubensboten 
legten bei der Verbreitung der christlichen Lehre zahlreiche Klöster an. An 
geeigneter Stelle rodete man den Wald aus und führte aus Holzstämmen die 
notwendigen Wohngebäude und eine Kapelle aus. Ein fester Zaun aus Pfahl¬ 
werk und ein Graben umschlossen die Anlage. Später traten an Stelle der 
Holzbauten oft umfangreiche Steinbauten, die das eigentliche Kloster mit den 
Mönchszellen, der Bücherei, der Kirche und Schule umfaßten. Getrennt davon 
lagen die Wirtschaftsräume, die Wohnungen der Handwerker und die Herberge. 
Weite Höfe und Gemüse- und Obstgärten schlossen sich an. Eine hohe Stein¬ 
mauer schützte die Niederlassung nach außen. Aus den Ansiedelungen um die 
Klöster entstanden verschiedene Städte, z. B. Fulda, St. Gallen, in der Mark 
die Orte Chorin, Lehnin, Lebus. 
Das Mönchswcsen hat seinen Ursprung in Ägypten, wo frühzeitig einzelne 
Christen sich in die Einsamkeit zurückzogen (Eremiten, Mönche), uni ungestört 
ein gottergebenes Leben zu führen. Im 3. und 4. Jahrh, taten sich die 
Mönche in Klöstern zu Bruderschaften (Orden) zusammen. Diese erhielten im 
Abendlande durch Benedikt von Nursia (529) feste Regeln. (Benedikts Schwester 
wurde die Begründerin der Nonnenklöster). Nach der Benediktinerregel mußte 
jeder Mönch das Gelübde der Keuschheit, Armut und des Gehorsams gegen
	        
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