Full text: Nicolaisches Realienbuch

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eine große Unzufriedenheit unter der Bevölkerung, so daß viele Iren aus¬ 
wandern. In der letzten Zeit hat auch in Irland die Gewerbtätigkeit Fort¬ 
schritte gemacht, besonders in Leinen und Baumwollwaren. 
5. Städte. Die Hauptstadt London ist mit 4,6 Mill. Einwohnern 
(ohne Vororte) die größte Stadt der Erde und zugleich der erste Handelshafen 
der Welt. Es liegt an der für die größten Seeschiffe fahrbaren Themse- 
mündung. In der Altstadt (City) stehen fast nur Geschäftshäuser; im Ostend, dem 
Stadtteil der Dockarbeiter, herrscht viel Armut und Elend, während im Westend 
(Westminster-Abtei) die Reichen wohnen. Nicht weit von der Riesenstadt befindet 
sich die berühmte Sternwarte von Greenwich (Nullmeridian). An der Süd¬ 
küste liegt Portsmouth, Englands Hauptkriegshafen, ferner Southampton, 
die Hauptstation der deutschen Ozeandampfer. In der Nähe der Severn¬ 
mündung ist Bristol für die Ausfuhr (Eisenwaren und Kohlen) und für die 
Einfuhr (Nahrungsmittel) von großer Bedeutung. Den Mittelpunkt der 
Vaumwollenindnstrie bilden Liverpool und Manchester; beide Städte sind 
durch einen Kanal und eine Eisenbahn verbunden. Die Steinkohlen Nord¬ 
englands werden über Neweastle ausgeführt. Leeds ist der Hanptort des 
Wollwaren- und Tuch-Gewerbes, während von Birmingham Stahl- und 
Messingwaren nach allen Ländern der Welt versandt werden. Die größte 
Handels- und Fabrikstadt Schottlands ist Glasgow; westlich davon am 
Forth-Busen liegt die Hauptstadt Edinburg. In Irland ist Dublin die 
Haupt- und zugleich eine bedeutende Handelsstadt (Baumwollenwaren) und 
Belfast der erste Hafen und Fabrikort für Leinen. 
Großbritannien ist aber nicht nur durch die Gewerbtätigkeit und den 
Handel in Europa zur Weltherrschaft gelangt, sondern vor allem durch seinen 
ausgedehnten Kolonialbesitz. Es bezieht Rohstoffe aus den Kolonien und hat 
in ihnen gleichzeitig Absatzgebiete für englische Waren. Die Kolonien umfassen 
einen Flächenraum, der 3mal so groß ist wie Europa. Infolge des großen 
Handels steht Englands Handelsflotte an der Spitze aller Flotten. Sie ist 
5 mal so groß wie die deutsche. Diese Handelsflotte wird durch die stärkste 
Kriegsflotte geschützt, die 4mal so stark wie die deutsche ist. 
Die Skandinavische Halbinsel. 
Die Königreiche Schweden und Norwegen nehmen die größte Halbinsel 
Europas ein, die nur im NO. mit dem Festlande (Finnland) zusammenhängt. 
Schweden (450 000 qkm, 5 Millionen Einwohner, also 11 aus 1 qkm) ist 
größer als Preußen, hat aber nicht so viel Einwohner wie Bayern. Norwegen 
(325 000 qkm, 2V5 Millionen Einwohner, also 7 auf 1 qkm) ist fast so groß 
wie Preußen, hat aber nur etwas mehr Einwohner als Berlin. — Weg: Mit der 
Nord-Bahn über Stralsund, Saßnitz, Trelleborg in 29 ftündiger Fahrt nach 
Christiania und in 24ftündiger Fahrt nach Stockholm. 
1. Bodengestalt. Die Westküste wird in ihrer ganzen Ausdehnung von 
den Skandinavischen Gebirgen umsäumt, die zum Meere steil, nach O. dagegen 
in Stufenländern abfallen. Diese gehen im O. und S. in Tiefebenen über. 
In dem Gebirge finden sich vielfach öde, baumlose Hochflächen, im S. Fjelde
	        
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