Full text: Nicolaisches Realienbuch

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strömung Sommermonsun. Der Wintermonsun weht umgekehrt vom Lande 
nach der See. Das feuchte Klima hat mehrfach schreckliche Krankheiten zur Folge. 
Aus Indien stammt die Cholera und aus den Gebieten Vorderasiens der 
Aussatz und die Pest. 
5. Die Bewohner Asiens gehören im N. und O. fast ausschließlich der 
mongolischen, im SW. der kaukasischen und im äußersten SO. der 
malaiischen Rasse an. Der Religion nach verteilen sich die 820 Mill. 
Einwohner folgendermaßen: 650 Mill. sind Heiden (Anhänger des Konfutse, 
Buddhisten und Brahmanen), 20 Mill. Christen, 150 Mill. Mohamme¬ 
daner und gegen 74 Mill. Juden. 
I. Vorderasien. 
1. Kleinasien, die westliche Halbinsel Asiens, ungefähr so groß wie 
Deutschland, ist ein von Raudgebirgeu (Taurus) umgrenztes Tafelland. Auf 
der Hochebene werden Schafe, Angora-Ziegen und Kamele gezüchtet; diese geben 
die Rohstoffe zur Herstellung von Teppichen und Schals. Die schmalen Küsten¬ 
striche sind fruchtbar und liefern Getreide, Tabak, Obst, Wein, Maulbeerbäume 
(Seide). Außerdem hat das Land Schätze au Steinkohlen und Meerschaum. Das 
Meer liefert Badeschwämme. — Die Bewohner sind größtenteils Türken, unter 
deren Herrschaft die ehemalige, hohe Kultur zurückgegangen ist. — Der wichtigste 
Handelshafen ist Smyrna (Seide, Rosinen, Badeschwämme). Skutari am 
Bosporus ist zu einer Vorstadt Koustantinopels geworden. Von hier geht die 
Anatolische Bahn an den berühmten Meerschaumgruben von Eski-Schehir 
vorüber nach Kouia. 
2. Armenien, ein Hochland, schließt sich im W. an Kleinasien au. Auf 
ihm erhebt sich die mit ewigem Schnee bedeckte Spitze des Ararat (5200 m) 
Die Höhen haben rauhes Klima. — Die Armenier (Christen) sind geschickte 
Kaufleute. Wichtig für ihren Karawanenhaudel ist das befestigte Erserum. 
Der südliche Abhang ist von den räuberischen Kurden bevölkert. 
3. Mesopotamien ist das Steppenland zwischen Euphrat und Tigris 
und trägt nur in der Nähe des Persischen Meerbusens große Wälder von 
Dattelpalmen. Am Tigris ist Mosul wegen seiner Musselinwebereien 
berühmt. In seiner Nähe finden sich die Ruinen Ninives, der ehemaligen 
Hauptstadt von Assyrien. Stromabwärts liegt Bagdad, einst Sitz der 
Kalifen. Südlich davon am Euphrat erhob sich vor Christi Geburt das 
mächtige Babylon (Nebukadnezar). Alle diese Länder werden aufblühen, 
sobald der von Deutschen unternommene Bau der Bagdad-Bahn voll¬ 
endet ist. 
4. Syrien. Nach W. geht das Gebiet des Euphrat und Tigris in die 
Syrisch-arabische Wüste über, welche sich allmählich zu dem Syrischen Kalk¬ 
hochlande erhebt. Dieses wird von einem tiefen Längstal durchschnitten, in 
dem der Orontes nach N. und der Jordan nach S. fließen. Seinen Westrand 
bildet der 3000 m hohe, jetzt fast waldlose Libanon, den Ostrand der etwas 
niedrigere Antilibanon. Auf dem Libanon wuchsen im Altertum Cedern. 
Eine Anzahl ist noch jetzt vorhanden, von denen einige auf 3000 Jahre geschätzt
	        
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