Full text: Nicolaisches Realienbuch

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6. Die Aufspeicherung der Nährstoffe. Unter dem erwärmenden Hauche 
der Frühlingssonne beginnen die Pflanzen ihre Lebenstätigkeit. Das wäre 
ihnen, da die Blätter fehlen, nicht möglich, wenn sie nicht im vorhergehenden 
Herbste Stärke, Zncker, Fett und Eiweiß als Vorratsstoffe aufgespeichert 
hätten. Die Speicher sind die Zellen des Marks, der Markstrahlen, des 
Holzes, der Wurzeln und namentlich der Knollen (Kartoffel). Auch die 
keimende junge Pflanze wird für ihr erstes Wachstum von der fürsorglichen 
Mutterpflanze mit Vorrat versehen (Mehl, Eiweiß, Fett in den Samenkörnern). 
Tie Atmung der Pflanzen. 
1. Das Wesen der Atmung bei Menschen, Tieren und Pflanzen besteht 
1) in der Aufnahme von Sauerstoff, 2) in der Verbindung desselben mit dem 
verbrauchten Kohlenstoff zu Kohlen¬ 
säure (langsame Verbrennung) und 
Z) in der Ausscheidung von Kohlen¬ 
säure. Die Atemluft tritt bei Blättern 
und Blüten durch Spaltöffnungen, 
bei Stengeln und Wurzeln durch 
Poren ein und durchströmt den 
Pflanzenkörper in den Zwischen¬ 
räumen der Zellwände (Pflanzen¬ 
pflege S. 248). Die Atmung ge¬ 
schieht Tag und Nacht. Am Tage 
wird die ausgeatmete Kohlensäure 
sofort von den Blättern wieder zur 
Ernährung (Stärkebereitnng) ver¬ 
wandt, während sie in der Nacht 
ausgeschieden wird, allerdings wegen 
der Trägheit der Atmung in viel 
geringerem Grade als bei den Tieren. 
2. Nachweis der Atmung. Versuch: Von 2 gleichgroßen Glaszylindern 
a und b wird a halb mit nicht völlig erschlossenen Blütenköpfen der Gänse¬ 
blume oder des Löwenzahns gefüllt, worauf beide Zylinder verschlossen werden. 
Nach mehreren Stunden öffne man sie und halte in beide mittelst Drahtes 
brennende Lichtstümpschen hinein. In a erlischt das Licht, in b nicht. In a 
haben also die Blüten den Sauerstoff eingeatmet und ein lichtlöschendes Gas 
ausgeatmet. Wiederholt nian den Versuch und hängt in a ein Gefäß mit 
Kalkwasser hinein, so trübt sich dieses bei öfterem Schütteln. Das lichtlöschende 
Gas ist also Kohlensäure. — Die Verbrennung im Pflanzenkörper erzeugt auch 
Wärme, die wieder ausgestrahlt wird. Man kann sie in großen Blüten 
(Glockenblume), besonders aber in keimender Gerste (Brauereien) mit dem 
Thermometer messen und auch an dem Schmelzen des Eises der Fensterscheiben 
erkennen, wenn Zimmerpflanzen mit ihren Blättern nahe herangestellt werden. 
Querschnitt durch ein Stück eines Buchenblattes. 
(350 fad) vergr.) 
co Oberhaut der Oberseite, eu Oberhaut der Unterseite, 
« Spaltöffnung, pa Pallisadengewebe, 
sp Schwammgewebe.
	        
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