Full text: Nicolaisches Realienbuch

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Auch Schweden schloß Frieden, so daß sich der König nunmehr siegreich gegen 
die Österreicher bei Burkersdorf in Schlesien behaupten konnte. Als gegen 
Ende des Jahres Prinz Heinrich und Seydlitz die Österreicher und Rcichs- 
truppen noch bei Frciberg in Sachsen geschlagen hatten, kam 1763 der 
Friede zu Hubert ns bürg (in Sachsen) zustande. Friedrich wurde der 
Besitz Schlesiens mit der Grafschaft Glatz endgültig zugesprochen. Be¬ 
wundert in ganz Europa und hochgeehrt und geliebt von seinen treuen Unter¬ 
tanen, ging Friedrich aus dem schweren Kampfe hervor. Preußen war durch 
ihn zur europäischen Großinacht emporgestiegen. (Denkmal „Unter den Linden"). 
3. Die erste Teilung Polens (1772). Vielfache innere Unruhen im 
ehemaligen Königreiche Polen veranlaßten die russische Kaiserin Katharina II. 
und Friedrich d. Gr. zum Einschreiten gegen die Aufständischen. Nach Nieder¬ 
werfung des Aufstandes schritten die drei benachbarten Reiche Rußland, 
Preußen und Österreich Zur ersten Teilung Polens (1772). Hierbei erhielt 
Friedrich Westpreußen außer Thorn und Danzig, das Netzegebiet sowie 
das Bistum Ermelaud. Dadurch wurde die überaus wichtige Verbindung 
zwischeir Ostpreußen und Brandenburg hergestellt, und Friedrich nannte sich 
von nun an König von Preußen. 
4. Friedrichs Tätigkeit im Frieden. Nach Beendigung der Kriege ging 
des Königs Hauptsorge dahin, dem Laude, das soviel gelitten hatte, wieder 
aufzuhelfen. Er gab große Mengen Zugvieh und Saatkorn hin, ließ die 
zerstörten Ortschaften aus Staatsmitteln neu aufbauen und schenkte aus eigenen 
Mitteln jährlich Millionen, um den Leuten die erste Einrichtung und Wirtschaft 
wieder zu ermöglichen. 
5. Förderung von Handel und Gewerbe. Um Handel und Gewerbe 
aufs neue zu beleben, ordnete der König an, die verwüsteten Landstraßen 
auszubessern und neue anzulegen. Da die Wasserstraßen äußerst wichtige 
Verkehrswege waren, so ließ Friedrich den Finow-, Plaueschen und Bromberger 
Kanal bauen und stellte so eine bequeme Verbindung zwischen Elbe und 
Weichsel her. An der Odermündung legte er den Seehafen Swinemünde an, 
und um den Kaufleuten auf leichte Weise die nötigen Geldmittel zu verschaffen, 
wurde die Seehandlung und die Königliche Bank in Berlin gegründet. Zur 
Belebung der Gewerbetätigkeit förderte der König besonders in Schlesien 
die Lciuwandsabrikation. In Berlin richtete er Spinnereien, Tuch- und 
Seidenwebereien ein; auch fand die Anlage einer Porzellanfabrik, Zucker¬ 
siederei und Uhrenfabrik seine Unterstützung. In Oberschlesien regte er den 
Betrieb von Eisen- und Kohlenbergwerken an. Überall ermunterte der König 
und war hocherfreut, wenn er aus seinen Reisen den Erfolg seiner Be¬ 
mühungen sah. 
6. Hebung der Landwirtschaft. Schon vor dem Siebenjährigen Kriege 
hatte der König unter großen Opfern das sumpfige Oderbruch zwischen Küstrin 
und Oderberg trpcken legen lassen. Dann siedelte er nach und nach in 
40 Dörfern fast 1200 Familien aus allen Teilen Deutschlands au. Sie ver¬ 
wandelten das Land in fruchtbare Äcker, so daß der König bei der Bereisung 
mit Freuden ausrief: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert!" In
	        
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