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A) Das westdeutsche Tiefland.
Es dacht sich zwischen Elbe und Rhein nach NW. zur Nordsee ab. In
dem Tieflande wechseln hauptsächlich drei Bodenarten ab, die nach Zusammen¬
setzung und Fruchtbarkeit verschieden sind, nämlich der abgelagerte fette Boden
der Flußtäler, ferner der wenig ertragreiche sumpfige Moor- und sandige
Geestboden der Heiden und der zähe, touige Marschboden an der Nordseeküste.
1. Da, wo die Flüsse aus dem Berglaude in die Ebene treten, lagern
sie das als Schlamm mitgesührte lose Erdreich des Oberlandes zu beiden
Seiten des Flusses ab. So sind fette Uferlandschaften entstanden, die sich oft
ziemlich weit den Fluß hinabziehen. Man nennt diejenigen mit schwerem Boden
im allgemeinen Börden.
a) Die Magdeburger Börde umfaßt die fetten Flußmarschen an der
Elbe von der Saale stromabwärts bis unterhalb Magdeburgs. Hier gedeihen
vorzüglich Weizen, Zuckerrüben, Zichorie, Kohl, Ölfrüchte, Hopfen und Tabak.
Diese Erzeugnisse haben den Grund zu der reichen Gewerbtätigkeit Magde¬
burgs gelegt (Zucker- und Zichorienfabnken, Spiritusbrennereien, Herstellung
landwirtschaftlicher Maschinen). Auch als Handelsplatz an einem verkehrs¬
reichen Strome und im Treffpunkte mehrerer Verkehrslinien (Flüsse, Kanal,
Eisenbahnen) hat Magdeburg große Bedeutung. — An Bodenschätzen bietet
die Gegend reiche Ausbeute an Steinsalz in den mächtigen Lagern von Sta߬
furt und Schönebeck. Diese Lager haben durch die Verwendung der sogen.
Abraumsalze zur Gewinnung von Salpeter, Soda, Pottasche und Düngemitteln
hohen Wert erlangt.
b) Das Braunschweiger Land erstreckt sich westlich der Magdeburger
Börde vom Nordraude des Harzes bis an die Weser. Sein ergiebiger Boden
liefert reichlich Zuckerrüben, Getreide, Blumen, Gemüse aller Art, besonders
Spargel, und gestattet eine lohnende Viehzucht. Deshalb sind in den Städten
Braunschweig, Hannover, Hildesheim, Halberstadt und Quedlin¬
burg viele Zucker-, Konserven- und Wurstfabriken entstanden. In der Her¬
stellung von Spargelkonserven und Trockeugemüse ist Braunschweig mit
seinen 40 Konservenfabriken der erste Platz der Welt.
c) Das Münsterland mit der Socstcr Börde greift westlich vom Teuto¬
burger Walde weit in das mitteldeutsche Gebirgslaud ein. Der fruchtbare
Boden gestattet auch hier eine lohnende Landwirtschaft und Viehzucht. Der
westfälische Bauer, welcher einzeln inmitten seiner Feldniark wohnt, bringt
einen großen Teil seiner Erzeugnisse in den Handel (westfälischer Schinken und
Pumpernickel). — Die reichen Erträge des Landes an Flachs und Hanf haben
in den Städten des Müusterlandes, besonders in Bielefeld, umfangreiche
Anlagen zur Flachsspinnerei, Leinwand- und Damastwcberei hervorgerufen.
Inden Städten des Weser-Berglandes und des Teutoburger Waldes (Hameln,
Bielefeld, Minden, Osnabrück, Münster) hat sich durch die Ausbeute
Zahlreicher Eisengruben und Kohlenlager eine bedeutende Industrie in Näh¬
maschinen, Dampfmaschinen, Fahrrädern, Mühleuwerkcn entwickelt.