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Lage gezwungen, eine starke Wehrkraft zu unterhalten. — Die innige Be¬
rührung mit fremden Völkern brachte bei den Deutschen auch eine übertriebene
Wertschätzung alles Fremdländischen hervor, die sogar zur Zeit Ludwigs XIV.
in Nachäfferei ausartete.
2. Deutschlands natürliche Grenzen. Die Süd- und zum Teil die
Westgrenze wird von Gebirgen gebildet. Diese sind in Kriegszeiten je nach
ihrer Höhe ein größerer oder geringerer Schutz gegen Feinde. Solche Grenzen
nennt man geschlossene Grenzen. Zu ihnen gehören auch die unwegsamen
Moore im NW. Die geschlossene Grenze bietet dem Verkehr Schwierigkeiten,
da er nur über Hochflächen (Schweiz), Pässe oder durch Tunnel geleitet werden
kann. — Anders ist die Ostseite und ein kleiner Teil der Westgrenze des Reiches
geartet. Im O. geht die Norddeutsche Tiefebene in die Russische über, und
daher fehlt jeder natürliche Schutz. Dieser wird durch Festungen ersetzt. Zur
Anlage von Verkehrswegen sind solche Grenzen aber viel geeigneter; darum
nennt man sie offene Grenzen. — Das Meer QU der deutschen Grenze) vereinigt
die Vorzüge der geschlossenen und offenen Grenzen. Feindliche Schiffe können
nur in Häsen landen, die man schützen kann. Für den Verkehr ist das Meer eine
gewaltige Straße, da auf ihm die Schiffe nach jeder Richtung hin verkehren können.
3. Deutschlands Strom- und Kanalnetz und seine Bedeutung für den
Binnenverkehr. In den einzelnen Gegenden Deutschlands sind die Boden¬
schätze, Bodenerzeugnisse und die Zahl der Bewohner sehr verschieden. Den
hauptsächlich Landwirtschaft treibenden Gegenden im O. und N. fehlt es an
Brennmaterial und Jndustrieerzeugnissen, den Jndustriebezirken mangelt es au
Lebensmitteln. Darum müssen die Güter ausgetauscht werden, und das
besorgt der Binnenverkehr. Er benutzt sowohl Land- wie Wasserwege, be¬
vorzugt aber die letzteren, weil sie die billigeren sind. Deutschland ist mit
schiffbaren Flüssen reich gesegnet (12 000 km) und besitzt ein weitverzweigtes
Kanalnetz (etwa 2500 km), das noch mehr vervollständigt werden soll. Fünf
große Ströme, die der Abdachung des Landes zur Nord- und Ostsee folgen,
und ihre zahlreichen Nebenflüsse (s. Karte!) vermitteln den Verkehr zwischen
den südlichen und nördliche. Landschaften. Die Donau verbindet den west¬
lichen mit dem östlichen Teil der oberdeutschen Hochebene. Ferner leiten
Kanüle von einem Flußgebiet zum andern über, z. B. von der Weichsel bis
zur Elbe, die nach Herstellung des geplanten Mittellandkanals mit Weser
und Rhein in Verbindung gesetzt werden soll. — Obgleich die Beförderung
auf den Wasserwegen an Schnelligkeit der durch die Eisenbahnen nicht gleich¬
kommt, so ist doch der Schiffsverkehr ans dem Rhein und der Elbe, besonders
für Kohlen, Eisen, Salz, Bausteine, Holz, Getreide, Zucker gewaltig. Ab¬
gesehen von den Personendampfern verkehren auf dem Rhein jährlich etwa
21 000 Schiffe stromauf- und ebenso viele stromabwärts. Die von ihnen
beförderte Warenmenge ist aber größer als die auf der Elbe, wo die Zahl
der Schiffe sogar ans 30 000 steigt. Vom Gesamtgüterverkehr Deutschlands
bewältigen. die Wasserstraßen V4. Für die Größe des Schiffsverkehrs ans
unserer heimischen Spree spricht der llmitand, daß Berlin zu den größten
Süßwasserhäfen Europas zählt.
Realienbuch.