Full text: Nicolaisches Realienbuch

240 
Völker sind übereingekommen, den Meridian, der durch die Sternwarte von 
Greenwich bei London geht, als Nullmeridian zu betrachten. Der Abstand je zweier 
Mittagskreise voneinander ist am größten am Äquator und nimmt in gleicher 
Weise nach beiden Polen hin ab. Die in Graden gemessene Entfernung eines 
Punktes der Erdoberfläche vom Nnllmeridian ist seine geographische Länge 
(östliche und westliche). Berlin liegt 131/2° östlicher Länge. Ein Längengrad 
am Äquator beträgt 111,3 km, in der Breite von Berlin 67,5 km. Aus der 
Erddrehung folgt, daß alle Orte von verschiedener geographischer Länge Zu 
verschiedener Zeit Mittag haben. Zur Erleichterung im öffentlichen Verkehr hat 
man aber ganz Europa in drei Einheitszonen von je 15 0 geteilt: die west¬ 
europäische Zone richtet ihre Uhren nach dem Nullmeridian von Greenwich, die 
mitteleuropäische nach dem Meridian von Stargard (15° östl. Länge), die 
osteuropäische nach dem Meridian von Kronstadt (30° östl. Länge). Die Zeiten 
der drei Zonen liegen je eine Stunde auseinander. 
b) Geographische Breite. Man denkt sich ans der nördlichen wie auf 
der südlichen Halbkugel Kreise von je 1° Abstand parallel dem Äquator gezogen. 
Diese heißen Parallelkreise und geben die Entfernung eines Punktes der Erd¬ 
oberfläche vom Äquator an, d. i. seine geographische Breite. Dian unterscheidet 
eine nördliche und südliche Breite. Berlin liegt 521/2° nördlicher Breite. Durch 
die geographische Länge und Breite wird die Lage eines Ortes auf der Erd¬ 
oberfläche vollständig bestimmt. 
e) Die geographische Breite ist gleich der Polhöhe. Das läßt sich 
leicht an einem Viertelkreis beweisen, der einen Viertel-Meridian mit den 
zugehörigen Erdhalbmessern veranschaulichen soll (s. Fig. 2!). Bewegt sich ein 
Beobachter vom Äquator aus z. B. 40° nordwärts, so schneidet, wie die Figur 
zeigt, seine Horizontalebene die verlängerte Erdachse. Messen oder berechnen wir 
den kleineren der an diesem Schnittpunkt ent¬ 
stehenden Winkel (b), so ergibt sich, daß auch dieser 
Winkel 40 ° beträgt. Wo wir den Beobachter 
auch weilen lassen, stets stimmen < a und < b 
überein. Nun ist aber <£ a = kr geographischen 
Breite und <£b nichts anderes als der kleinere 
Winkel, unter dem sich die Himmelsachse mit 
der Horizontalebene schneidet, d.h. — der Pol¬ 
höhe. Mithin ist die geographische Breite stets 
gleich der Polhöhe. 
ä) Messungen. Bewegt man sich von 
einem Orte in seinem Meridian 1 Seemeile 
(1852 m) nach N., so hebt sich der Polarstern 
um 1 Bogenminute. Man müßte demnach 60 
Seemeilen nordwärts zurücklegen, wenn der 
Polarstern sich um 1 ° erheben sollte. Am 
Nordpol steht nun der Polarstern 90° über 
dem Horizont, folglich beträgt seine Entfernung 
vom Äquator 90 . 60 Seemeilen —.10 000 kni. 
Fig. 2.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.