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Völker sind übereingekommen, den Meridian, der durch die Sternwarte von
Greenwich bei London geht, als Nullmeridian zu betrachten. Der Abstand je zweier
Mittagskreise voneinander ist am größten am Äquator und nimmt in gleicher
Weise nach beiden Polen hin ab. Die in Graden gemessene Entfernung eines
Punktes der Erdoberfläche vom Nnllmeridian ist seine geographische Länge
(östliche und westliche). Berlin liegt 131/2° östlicher Länge. Ein Längengrad
am Äquator beträgt 111,3 km, in der Breite von Berlin 67,5 km. Aus der
Erddrehung folgt, daß alle Orte von verschiedener geographischer Länge Zu
verschiedener Zeit Mittag haben. Zur Erleichterung im öffentlichen Verkehr hat
man aber ganz Europa in drei Einheitszonen von je 15 0 geteilt: die west¬
europäische Zone richtet ihre Uhren nach dem Nullmeridian von Greenwich, die
mitteleuropäische nach dem Meridian von Stargard (15° östl. Länge), die
osteuropäische nach dem Meridian von Kronstadt (30° östl. Länge). Die Zeiten
der drei Zonen liegen je eine Stunde auseinander.
b) Geographische Breite. Man denkt sich ans der nördlichen wie auf
der südlichen Halbkugel Kreise von je 1° Abstand parallel dem Äquator gezogen.
Diese heißen Parallelkreise und geben die Entfernung eines Punktes der Erd¬
oberfläche vom Äquator an, d. i. seine geographische Breite. Dian unterscheidet
eine nördliche und südliche Breite. Berlin liegt 521/2° nördlicher Breite. Durch
die geographische Länge und Breite wird die Lage eines Ortes auf der Erd¬
oberfläche vollständig bestimmt.
e) Die geographische Breite ist gleich der Polhöhe. Das läßt sich
leicht an einem Viertelkreis beweisen, der einen Viertel-Meridian mit den
zugehörigen Erdhalbmessern veranschaulichen soll (s. Fig. 2!). Bewegt sich ein
Beobachter vom Äquator aus z. B. 40° nordwärts, so schneidet, wie die Figur
zeigt, seine Horizontalebene die verlängerte Erdachse. Messen oder berechnen wir
den kleineren der an diesem Schnittpunkt ent¬
stehenden Winkel (b), so ergibt sich, daß auch dieser
Winkel 40 ° beträgt. Wo wir den Beobachter
auch weilen lassen, stets stimmen < a und < b
überein. Nun ist aber <£ a = kr geographischen
Breite und <£b nichts anderes als der kleinere
Winkel, unter dem sich die Himmelsachse mit
der Horizontalebene schneidet, d.h. — der Pol¬
höhe. Mithin ist die geographische Breite stets
gleich der Polhöhe.
ä) Messungen. Bewegt man sich von
einem Orte in seinem Meridian 1 Seemeile
(1852 m) nach N., so hebt sich der Polarstern
um 1 Bogenminute. Man müßte demnach 60
Seemeilen nordwärts zurücklegen, wenn der
Polarstern sich um 1 ° erheben sollte. Am
Nordpol steht nun der Polarstern 90° über
dem Horizont, folglich beträgt seine Entfernung
vom Äquator 90 . 60 Seemeilen —.10 000 kni.
Fig. 2.