Full text: Nicolaisches Realienbuch

§ 40. Friedrich II.. der Große, (1740—1786.) 
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vor jedem stand auf dem einfachen, weißgescheuerten, hölzernen Tische ein 
Krug mit felbstgebrantern Bier. Auf dem Nebentische lagen Brot, Butter, 
Käse, Schinken, Braten, Fische und dergl., und jedermann konnte unauf- 
gefordert zulangen. Geplaudert wurde über alles, was in der Welt ge- 
schah; Der König liebte es, von Fremden, die eingeführt wurden, recht viel 
Neues aus andern Ländern zu hören. Daneben wurden derbe Spaße 
hochgeschätzt. 
In dem nordischen Kriege, der zu jener Zeit zwischen demtoer£5Qert 
tollkühnen König von Schweden, Karl XII., und Peter dem 
Großen, dem Gründer des russischen Reiches, ausgebrochen war, ge- 
lang es Friedrich Wilhelm I., den Schweden ein Stück deutschen Landes 
zu entreißen. 1718 besetzte er Vorpommern und erwarb das Land 
zwischen Oder und Peene mit den Inseln Usedom und Wollin, 
sowie die sehr wichtige Handelsstadt Stettin, so daß die Oder in 
Brandenburg und Pommern jetzt ganz zu Preußen gehörte. 
Friedrich Wilhelm I. starb am 31. Mai 1740 in seiner Soldatenstadt 
Potsdam, wohin er sich hatte bringen lassen, als er den Tod herannahen 
fühlte. Ohne jeden Prunk wurde er still in der Nacht vom 4. zum 
5. Juni, wie er es gewünscht hatte, in der dortigen Garnisonkirche bei- 
gesetzt. Er hatte Großes für sein Volk getan; er hinterließ seinem Sohne, 
Friedrich IL, ein wohlgeordnetes Reich, eine treue, festgefügte Be- 
amtenschaft, einen wohlgefüllten Staatsschatz und ein trefflich geschultes 
Heer von 83 500 Mann. 
§40. Friedrich II., der Grosse. (1740—1786.) 
Friedrich II., schon von seinen Zeitgenossen „der Große", auch wohl 
„der Einzige" genannt, wurde am 24. Januar 1712, einem Sonntage, zu ^ 
Berlin geboren. Er war der dritte Sohn seiner Eltern, des damaligen 
Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin Sophie 
Dorothea, einer Prinzessin aus Hannover. Seine beiden älteren 
Brüder waren als kleine Kinder gestorben, nur die ältere Schwester 
Wilhelmine, die er Zeit seines Lebens besonders innig geliebt hat, 
lebte. So wurde der junge Prinz, welcher einmal Thronfolger werden 
sollte, von seiner ersten Kindheit an sehr sorgfältig erzogen, aber ganz 
nach dem unbeugsamen, oft sehr harten Willen feines Vaters. Bis zu 
seinem siebenten Lebensjahre blieb er unter der Obhut seiner Mutter und 
einer französischen Protestantin, Frau von Rocoulle, welche bereits 
seinen Vater erzogen hatte. Dann begann der eigentliche Unterricht, wie 
sein Vater ihn für geeignet hielt, um einen tüchtigen preußischen König 
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