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geographische Erscheinung in der Ferne (Höhle, Schlucht, Abhang, Berg, Thal re.) seinen
heimatlichen Repräsentanten gewonnen hat. Wir betrachten es ferner als unumgängliche
Notwendigkeit, den geographischen Unterricht durch Benutzung zahlreicher guter Bilder zu
einem anschaulichen und daher wirklich bildenden zu machen. Es war unser Bestreben,
nicht zu viele Namen und Zahlen zu geben, sondern das knlturgeographische Moment mehr
in den Vordergrund zu stellen; wir suchten zu zeigen, daß die verschiedenen Bodenverhältnisse
den Menschen auch verschieden beeinflussen und ihm seine Beschäftigung und seinen Erwerb
sozusagen vorschreiben, daß also z. B. an den Küsten Fischerei, in den fruchtbaren Ebenen
Ackerbau und Viehzucht, in den erzreichen Gegenden dagegen Bergball betrieben wird.
In den vaterlänoischen Geschichtsbildern, die nur für evangelische Schulen be¬
stimmt sind, haben wir die Mitteilungen über Kriege k. thunlichst gekürzt, das Ethische
und Kulturhistorische dagegen, soweit dies möglich erschien, eingehend berücksichtigt. Unsere
Schüler sollen wissen, daß unser Kaiser schon als achtjähriger Prinz ein warmes Herz
für den Spielkameraden mit geflickten Kleidern hatte, und daß unsere Kaiserin als
Jungfrau dem alten, armen Mütterchen die Karre weiterschieben half. Wir lassen unsere
Kinder bewundern einerseits den Heldenkaiser Wilhelm den Großen, der voll Pflichtgefühl
mitten im Kugelregen unerschrocken auf seinem Posten verharrt, andererseits aber auch
den edlen Dulder Kaiser Friedrich III., von dessen Lippen trotz unsagbaren Jammers
kein Wort der Klage kam. Ans diese Weise glauben wir, den Zweck der Geschichte,
Begeisterung und Hingabe an das Edle und Gute, am wirksamsten zu erreichen. Dabei
hat die neueste Geschichte eine ganz besonders eingehende Behandlung erfahren.
Zum Schlüsse sei uns noch gestattet, Sr. Excellenz dem Minister der geiftlicfjen,
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Herrn I). Dr. Bosse, sowie dem Wirklichen
Geheimen Ober-Regierungsrat, Herrn Dr. Karl Schneider in Berlin, auch an dieser Stelle
unsern ehrerbietigsten Dank aussprechen zu dürfen für das besondere Wohlwollen, welches
dieselben dem vorliegenden preisgekrönten Realienbuche bewiesen haben, wie auch für die
wirksame Beihülfe, durch welche uns insbesondere eine reichhaltige Illustrierung des Buches
ermöglicht wurde.
Schleswig, den 4. März 1896. Dik Verfasser.
Vorwort zur zweiten Auflage.
A)ank der freundlichen Aufnahme, die unser Realienbuch von allen Seiten gefunden
hat, ist schon jetzt eine zweite Auflage nötig geworden. Es ist in dieser unser Bestreben
gewesen, die uns von geschätzter Seite gegebenen Ratschläge nach Möglichkeit zu befolgen.
In der Natnrlehre haben wir demgemäß einige erst in neuerer Zeit allgemein in Gebrauch
genommene Apparate und in der Geschichte das Kulturhistorische mehr berücksichtigt. Auf
Grund verschiedener Anfragen empfehlen wir für unsere Geographie den Schulatlas von
Dr. H. Lange, herausgegeben von C. Diercke, und für unsere Naturlehre eine eigens
für diese zusammengestellte Sammlung gut ausgeführter physikalischer Apparate, die von
der Firma Heustreu in Kibl, Schuhmacherstraße 9, bei direkter Bestellung zum Preise
von 57 Mark geliefert wird.
Um unser Buch möglichst allen Anforderungen der Neuzeit entsprechend zu gestalten,
hat die Verlagsbuchhandlung auf die Ausstattung der neuen Auflage besondere Sorg¬
falt verwandt. ^
Möge unser Realienbuch in seiner neuen Ausgabe der Schule ersprießliche Dienste
leisten.
Schleswig, im Februar 1899. Vlt tlsltstlTfl.
Anmerkung Die drei Illustrationen „Kaiserproklamation zu Versailles", „Menschenrassen" und
„Chinesen" sind nach den Wandbildern des Leipziger Schulbilderverlags angefertigt.