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selben sind mit den Blut-Haargefäßen innig vereinigt; das Blut nimmt den
Sauerstoff der eingeatmeten Luft auf und führt ihn nach allen Teilen des Körpers,
woselbst die unbrauchbar gewordenen Stoffe unter Wärmeentwickelung ver¬
brannt werden. Die Verbrennungserzeugnisse, Kohlensäure und Wasserdampf,
werden von dem Blute nach den Lungen geführt und nun ausgeatmet. Die
Einatmung geschieht durch Ausdehnung, die Ausatmung durch Zusammenziehung
des Brustkastens, gerade wie bei einem Blasebalge.
Die Lunge reinigt und verjüngt das Blut und erzeugt durch einen lang¬
samen Verbrennungsprozeß die Körperwärme. Das kann sie aber nur, wenn
sie mit reiner, frischer Luft gespeist wird. Die Luft wird verdorben durch die
Ausatmungen vieler Menschen in geschlossenen Räumen, durch Rauch, Staub,
Plätteisen-Dunst, Kohlenoxydgas aus zu früh geschlossenen Ofen, Dämpfe von
Quecksilber, Phosphor und Arsenik, Sumpf- und Kloakenluft. Wohn- und
Schlafzimmer müssen fleißig gelüftet, was den Brustkasten beengt und tiefes
Atmen erschwert, muß beseitigt, ein tiefes Vollatmen, besonders in freier Waldes¬
luft, fleißig geübt werden! — Die Kleidung sei so, daß der Kopf kühl, der Hals
bloß, die Brust nicht beengt, der Unterleib warm aber nicht geschnürt, der Fuß
trocken sei. Durch gesunde Nahrung und Atmung, Reinlichkeit und Bewegung,
Vorsicht und Achtsamkeit beugt man den Krankheiten vor. Sie sind leichter zu
verhüten als zu heilen. —
Die Ansteckungsstoffe, welche gewiffe Krankheiten verbreiten, sind fest
oder flüssig oder flüchtig. In vielen Fällen, wie bei der Cholera und der
Schwindsucht, sind es winzig kleine Spaltpilze (Bakterien). Die festen und
flüssigenAn st eckungs flösse werden durch Berührung der Kranken oder der
von ihnen gebrauchten Gegenstände, wie Kleider rc., und durch ihren Auswurf
übertragen, die flüchtigen, z. B. bei Masern, Scharlach, Pocken und Keuch¬
husten, durch die Luft verbreitet. Gebietet die Pflicht, bei einem Ansteckenden zu
verweilen, so wird die Gefahr der Ansteckung vermindert durch festen Willen,
der Furcht und Ekel bannt, durch frohe Stimmung, öfteres Waschen, Nichthinab-
schlucken des Speichels, fleißiges Lüften des Krankenzimmers und öfteren Aufenthalt
in Luft und Sonnenschein. Ohne Not und nüchtern soll niemand in ein Kranken¬
zimmer gehen. Zerstört werden die ansteckenden Krankheitskeime durch Chlorräuche¬
rung, durch Erhitzen der Kleidungsstücke im Backofen und durch Waschen der
Haut mit Ammoniak. Besonders gefährlich ist es, mit offenen Hautwunden sich
Ansteckungsstoffen auszusetzen. Sehr leicht tritt dadurch Blutvergiftung ein.
Schmarotzer im menschlichen Körper.
89. Die Trichine.
1. Die Trichine ist ein haarsörmiges Würmchen, das man nur unter
dem Mikroskop entdecken kann. — 2. Die Weibchen werden 3 mm, die Männchen
halb so lang. Sie haben die Farbe des Fleisches und
bilden einen Schlauch, der beim Männchen hintenein
paar gekrümmte Zapfen, beim Weibchen vorn eine Öff¬
nung hat, aus der die Jungen kriechen. — 3. Die Darm¬
trichine lebt im Darm der Schweine, Ratten und anderer
Tiere und setzt hier Tausende von Jungen ab. Diese
durchbohren die Gesäße und dringen bis in das Muskel- ... .
fleisch vor, wo sie sich zuletzt wie Uhrfedern zusammen- ' tine r Der0r'
rollen und einkapseln. Hier liegen sie unschädlich, bis sie z. B. durch den
Genuß von rohem Schweinefleisch in die Eingeweide des Menschen gelangen.
Millionenweise durchbohren sie dann die Wände der Gefäße und die Muskel¬
fasern und bewirken dadurch gefährliche Entzündungen. Sie lieben als Sitz
besonders alle Beweguugsmuskeln. Sobald sie durch Ausschwitzung eine
kreidige Kapsel gebildet haben, hat es mit dem Kranken keine Gefahr mehr.