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der Spitze des Bundes; die Züricher wurden von dem ehrgeizigen Bürger¬
meister Rudolph Stüssi geleitet. Zürich, gedrängt, wandte sich an Oest-
reich, an Kaiser Friedrich III., der sich der Zwietracht freute. Da sah man,
zum großen Aerger der andern Schweizer, was man hier noch nie gesehen,
Pfauenfedern, das Abzeichen Oestreichs, von den Helmen der Züricher wehen.
Die verbündeten Eidgenossen drangen (1443) über den Albis vor; an der
Silbrücke war das Gefecht. Die Züricker flohen, und als nun Stüssi die
Seinigen, auf der Brücke stehend, aushalten wollte, erstach ihn ein Züricher
mit den Worten: „Daß dich die Wunden Gottes! das Wesen haben wir allein
von dir!" Stüssi fiel, daß die Brücke erdröhnte. Ueber seine Leiche drangen
die Feinde in Zürich ein.
Friedrich selbst war zu schwach, und bat darum Frankreich um Hülfe für
Zürich. Karl VII. sandte ihm gern die Armagnacs, 40,000 Mann, statt der
erbetenen 5000, geführt vom Dauphin Ludwig. Ihnen traten unweit Basel
bei St. Jakob an der Birs 1444, 1500 —1600 Eidgenossen entgegen,
kämpften 10 Stunden lang, und fielen endlich Alle mit 8000 Armagnaken.
Der Dauphin, erstaunt und bewundernd, schloß Frieden mit den Eidgenossen,
und bald ein Bündniß, das mit seltener Unterbrechung noch heute währt.
Zürich vertrug sich einige Jahre darauf mit den andern Kantonen.
Karl VII., ein guter, aber etwas träger und schwacher Mann, hatte in
seinen letzten Lebensjahren vielen Kummer mit seinem Sohne, dem Dauphin
Ludwig (XL). Einige der ersten Vasallen des Reichs nämlich, die Herzoge
v. Alenyon und Bourbon, Graf Dunois und der Graf von Vandome, hatten
(1440) eine Verschwörung gemacht, den König zu entthronen, und dem Dau¬
phin die Regierung zu übergeben. Aber Karl überfiel sie vor der Aus¬
führung, und zwang sie, um Gnade zu bitten. Seitdem war der König
nnßtrauisch gegen seine Räche, und da der Dauphin einen neuen Versuch
machte, seinen Vater zu stürzen, so zog der König gegen ihn aus, um ihn
festzunehmen. Aber Ludwig begab sich an den brandenburgischen Hof, wo
er den Tod seines Vaters abwartete. Dieser starb 1461, nachdem er sich
mehrere Tage lang des Essens enthalten hatte, weil er durch seinen Sohn
vergiftet zu werden fürchtete.
65. Erfindung des Compaß, des Schießpulvers und der Buch¬
druckerkunst.
(Erfindung des Compaß. Flavio Gioja 1300. Erfindung des Schießpulvers. Berthold
Schwarz 1330— 1340. Erfindung der Buchdruckerkunst. Lorenz Koster 1420 —1425
Lumpenpapier. Johann Guttenberg 1440. Johann Fust und Peter Schoiffer.)
Diese drei so wichtigen Erfindungen fallen zwar keineswegs in ein und
dieselbe Zeit, mögen aber hier zusammengefaßt werden.
Ehe man den Eompaß kannte, befanden sich die Schisser oft in großer
Verlegenheit. Sobald nämlich der Himmel mit Wolken bedeckt war, wußten
sie nicht, wo sie sich befanden, und wohin sie steuern sollten; denn nur die
Sterne waren es, die ihnen die Richtung anwiesen. Darum mußten sie sich
möglichst nahe an die Küsten halten, und dies nöthigte sie theils zu großen
Umwegen, theils war es auch sehr gefährlich, weil sie bei Stürmen leicht
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