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Wohlgeruchs werden viele andere Zwiebelgewächse in Blumen¬
töpfen oder im Garten gezogen: Schneeglöckchen, Crocus, Narzisse,
Hyacinthe, weiße Lilie, Feuerlilie, Tigerlilie, Kaiserkrone. Manche
Zwiebelgewächse dienen uns als Kückenpflanzen: Küchen-
und Perlzwiebel, Schalotte, Lauch, Schnittlauch, Knoblauch, Porree.
§ 5. Die Zwiebel im Haushalte der Natur. Die
Zwiebel ist als eine Knospe anzusehen, denn sie bildet sich wie andere
Knospen in den Blattwinkeln, entweder in der Achsel eines Zwiebel¬
blattes oder eines Laubblattes (Feuerlilie). Auch in ihrem Bau gleicht
die Zwiebel der Knospe. Ihre Wachstumsspitze ist von dicht anliegenden,
mit Nahrungsstoff angefüllten Blättern umgeben. Häutige Schalen schützen
sie nach außen gegen Verletzungen und Austrocknen. Die Zwiebel unter¬
scheidet sich jedoch dadurch von andern Knospen, daß sie sich von der
Mutterpflanze loslöst und zu einer selbständigen Pflanze auswächst. Darin
gleicht sie dem Samen. Sie enthält aber viel mehr Nahrungsstoff als
dieser und vermag deshalb Stengel, Blätter und Blüten viel schneller zu
entwickeln als Samenpflanzen. Diese Umstände machen die Zwiebelgewächse
für solche Gegenden besonders geeignet, in denen Regenzeit und Dürre
rasch wechseln, wie z. B. in den Steppen Vorderasiens und in den Berg¬
gelanden des Mittelmeeres, in Palästina, Kleinasien, Griechenland. Zur
Zeit der Dürre liegen die Zwiebeln 7 bis 8 Monate in dem völlig aus¬
gedörrten Erdboden. Während der kurzen Regenzeit sprießen sie rasch
empor, entfalten Blätter und Blüten, setzen Samen an und erzeugen
reichlich mit Nahrungsstoff ausgestattete Brutzwiebeln. Die Zwiebel¬
gewächse sind daher die Geprägepflanzen der Steppen.
Bei uns sind sowohl die einheimischen wie fremdländischen
Zwiebelgewächse vorzugsweise Frühlingspflanzen. Ihr
"schleimiger Saft, der nicht leicht gefriert und oft scharfe oder giftige Stoffe
enthält, schützt sie gegen die Winterkälte und gegen Tierfraß. Die große
Menge aufgespeicherten Nahrungsstosses gestattet ihnen auch bei uns eine
rasche Entwickelung, noch ehe andere Pflanzen mit breitem Laube sie über¬
holen und in Schatten setzen können.
1. Untersuche, wie viele neue Zwiebeln sich aus einer Zwiebel des Knob¬
lauchs oder der Schalotte im Herbste gebildet haben! — 2. Warum schlägt
eine Küchenzwiebel, die nicht eingepflanzt ist, dennoch aus? — 3. Warum
sind die Schalen einer solchen Zwiebel welk?
§ 6. Der Kirsckbaum. Er ist eine Zierde des Gartens
wegen seiner zahlreichen weißen Blütensträußchen, die seinen Zweigen
das Aussehen geben, als wären sie mit Schnee bedeckt. Der lange
Blütenstiel trägt eine doppelte Blutenhülle: fünf kurze, zurück¬
geschlagene grüne Blätter bilden den Kelch, fünf weiße, rundliche
die Blu m enkro ne. Auf dem Rande des becherförmigen Fru cht-
bodens stehen zahlreiche Staubblätter. In der Mitte desselben
befindet sich der Stempel. Die weithin leuchtenden Blüten locken
viele Bienen herbei. Sie saugen emsig den süßen Honigsaft aus
dem Innern des Kelches. Dabei bleibt der gelbe Blütenstaub an
ihrem Körper hängen. Aus dem Fruchtknoten wird die Kirsche,