Full text: Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten

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Als Nachfolger Mckerts sind zu erwähnen: Heinrich Stieglitz 
(„Bilder des Orients"), Graf Alexander v. Württemberg („Lieder 
des Sturmes"), Fried. Bodenstedt („Lieder des Mirza Schaffy"); 
F. Güll, Franz Pocci und W. Hey, Dichter der Kinderpoesie. — In der 
didaktischen Dichtung fand Rückert Nachahmer in Fr. v. Sallet („Laien¬ 
evangelium") und Leopold Schefer („Laienbrevier"). 
2) Graf August v.Platen-Hallermünde 1796—1835, aus 
Ansbach, t in Syrakus. Er ist der Dichter, welcher in Reinheit der 
Form am höchsten steht. Doch es mangelte ihm die Gemüthstiefe, die 
poetische Innigkeit und Seele. Neben dem Epos (Abassiden) bearbeitete 
er mit Glück das satyrische Drama („die verhängnisvolle Gabel." „Der 
romantische Oedipus"); am bedeutendsten ist er aber im Lyrischen. — 
3) K. L. Jmmermann 1796—1840, vielseitig und begabt, ist 
lyrischer Dichter, aber besonders glücklich im satyriscben Zeitromane („Epi¬ 
gonen," „Münchhausen") und im Epos („Tulifäntchen"). Er ist Platens 
Hauptgegner und steht eigentlich im Leben wie in der Dichtung ganz 
vereinzelt. — 
4) I. Mosen, 1803—1867, hat schöne vaterländische Lieder und Epen 
gedichtet („Ritter-Wahn", „Ahasver"). Seinen Dramen („Cola Rienzi" 
„Otto III." rc.) fehlt die Handlung und das Leben, obwohl eine schöne 
vaterländische Gesinnung sie durchweht. — 
5) Ferd. Freiligrath sucht das Neue in fremden Stoffen und 
durchwandert die ganze Erde, um Naturbilder für seine Poesie zu finden, 
wo möglich grell und grauenhaft. Auch in der Behandlung ist Manier. — 
6) Gottfried Kinkel, geb. 1815 zu Bonn, ein großes poetisches 
Talent, der durch sein charakterloses und sturmbewegtes Leben an der 
Entfaltung großenteils verhindert worden ist. Er hat sich besonders 
durch lyrische Produkte und epische Dichtungen, z. B. „Otto der Schütz," 
berühmt gemacht. 
7) Aug. Kopisch und 8) Rob. Reinick, zwei Dichter, im Leben 
wie in ihrer Poesie gleich liebenswürdig; Tiefe des Gemüths und vollen¬ 
det schöne Form zeichnen ihre lyrischen Ergüsse aus. 
9) Karl Simrock ist vorherrschend Epiker („Rheinsagen," „Wie¬ 
land der Schmied"). Letzterer gehört zu dem Besten in dieser Art. — 
Die religiöse Dichtung. 
8 66. Hier haben wir die Dichter, deren Produkte von einem 
christlich-gläubigen Sinne durchdrungen sind, von den Dichtern geistlicher 
Gesänge zu unterscheiden. Unter den ersteren ragen hervor: Emanuel 
Geibel, geb. 1815, tief und gemüthvoll, in der Form etwas eintönig 
(„Gedichte" 1840, „Zeitstimmen" 1841, „Juniuslieder" 1847); Oskar 
v. Redwitz, geb. 1823; sein romantisches Epos „Amaranth" spricht das 
innigste Glaubensbekenntniß aus und ist auch in formeller Hinsicht ausge¬ 
zeichnet. Eben so trefflich ist sein „Mährchen vom Waldbächlein" und 
vom „Tannenbaum". — Julius Sturm, geb. 1816, ein Mann, der 
wie Geibel und Redwitz der gesetzlichen, aber wahren Freiheit huldigt und 
an Geist und Gemüth jenem gleich ist („Gedichte" 1850). —
	        
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