Full text: Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen

§ 1. Die Welt. Die Himmelskörper tmfc ihre Entwickelung. 
Was ist die Welt? Die lebhafteste Einbildungskraft ist nicht im Stande, sich 
ein Bild von der Unermeßlichkeit, Mannigfaltigkeit und Großartigkeit des Weltalls 
zu entwerfen. Ja selbst der kleine Teil der Welt, von welchem unsere Erde ein 
organisches Glied ist, enthält der Wunder und Rätsel so viele und ist von so riesiger 
Ausdehnung, daß es sehr schwer, sich eine Vorstellung davon zu machen und doch 
ist das, was die Forschungen der neueren Zeit uns darüber lehren, in hohem Grade 
wichtig und lehrreich. 
Unsere Erde ist auch ein Stern am Himmel, d. h. im unermeßlichen Welträume. 
Man unterscheidet Fixsterne, Wandelsterne oder Planeten, Monde oder Neben¬ 
planeten und Kometen. 
Die Fixsterne (d. h. an einen Ort geheftete Sterne), ändern ihre Stellung und 
die Stärke ihres Glanzes nur wenig. Die Planeten, zu denen die Erde gehört, 
erhalten Licht und Wärme von der Sonne und bewegen sich um diese in eliptischen, 
d. i. länglich runden Bahnen. Ebenso wird mancher Planet von einem oder mehreren 
Nebenplaneten oder Monden umkreist. 
Gott hat die Welt geschaffen und Alles, was darin ist. Aber wie haben die 
Weltkörper sich allmählich zu dem heutigen Zustande entwickelt, wie die Sternkundigen 
ihn uns lehren? Wir wollen es uns deutlich zu machen versuchen. Daß die Erde 
aus gar mancherlei Stoffen (Elementen) besteht, ist bekannt. Ursprünglich waren 
diese in feinster Verteilung, in Gasform vorhanden. Die nächstverwandten zogen sich 
an und verbanden sich zu einem Körper, der durch fortgesetzte Anziehung allmählich 
sich vergrößerte. Damit wuchs die Schwere desselben, und das Streben der einzelnen 
Teile nach einem gemeinsamen Mittel- und Schwerpunkte führte naturgemäß eine 
immer zunehmende Verdichtung herbei, welche zugleich eine stets wachsende Steigerung 
der Wärme des vormaligen kälteren Gasballes zur Folge hatte. Dadurch aber, daß 
an einem gewissen Punkte sich schwerere Massen anhäuften, entstand natürlich auch 
eine Drehung (Rotation) derselben, wie eine Kugel, wenn sie an einem Punkte 
beschwert wird, ins Rollen gerät, wenn sich ihr kein Hinderniß entgegenstellt, und 
ein einmal in Bewegung gesetzter Körper verbleibt in derselben, wenn nicht ein anderer 
ihr entgegen wirkt. Durch die immer mehr sich steigernde Verdichtung erlangt der 
rotirende Gasball einen sehr hohen Wärmegrad, er wird glühend. Wärme aber 
dehnt die Körper aus, und so muß auch der sich bildende Weltkörper in diesem Zu¬ 
stande sich wieder mehr ausdehnen. Die in der Mitte zwischen den beiden Dreh¬ 
punkten (Polen) befindlichen oberen Massen haben natürlich die schnellste Bewegung, 
und ist diese mächtiger als die Anziehungskraft, welche die einzelnen Teile zusammen¬ 
hält, so werden durch sie ganze Schichten losgelöst, die alsdann den Hauptkörper 
entweder als Ringe umgeben, wie dies bei dem Saturn der Fall, oder, weiter 
fortgeschleudert, sich selbst zu kugelförmigen Körpern zusammenrollen und jenen als 
Monde umkreisen. 
In dem Welträume aber herrscht eine sehr niedrige Temperatur, von höchstens 
— 50 o. Diese wirkt abkühlend aus den glühenden Weltkörper, am meisten aus seine 
Oberfläche. Die oberen Schichten erkalten also, verdichten sich — die Kälte zieht die 
Körper zusammen — werden schwerer und sinken, die leichteren steigen empor, erkalten 
und sinken gleichfalls. So wird aus dem gasförmigen allmählich ein glühendflüssiger 
Körper. Die Fixsterne befinden sich noch heute in diesem Zustande. In Folge weiterer 
Abkühlung bildet sich dann auf der Oberfläche stellenweise eine Kruste, wie sie unsere 
Sonne in den sogenannten Sonnenflecken zeigt, bis endlich die ganze Oberfläche 
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