Object: Mitteleuropa (Bd. 1 = Mittelstufe, Kl. V und IV)

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Lungen, so wird als weitere Folge der Blutkreislauf beschleunigt und 
dessen Triebfeder, das Herz, ausdauernder und leistungsfähiger ge— 
macht. 
Zu gleicher Zeit und in gleichem Maße steigert sich auch die Tätig— 
keit der Haut. Schon durch Anwendung von Striegel und Bürste 
wird ihre Arbeit wesentlich erleichtert; eine weitere Anregung geschieht 
durch das Tummeln und Springen im Freien. Die Hautausdünstung 
geht gut vonstatten, und die Ansiedelung von Schmarotzern wird un— 
möglich gemacht. Es hat somit seine Berechtigung, wenn behauptet 
wird, daß durch Bewegung in freier Luft dem Kalbe die Haut schon 
halb geputzt sei. Auch die Haare gewinnen ihr gut Teil. Die ange— 
regte Hauttätigkeit bleibt nicht ohne wohltätigen Einfluß auf die 
Haarwurzeln; der Haarwechsel geht rasch und regelmäßig vor sich, 
ohne dem Tiere zu viel Beschwerden zu verursachen. Überhaupt wird 
Rindvieh, das von frühester Jugend auf im Freien gehalten und 
an den Witterungswechsel gewöhnt wurde, Unbilden des Wetters 
besser ertragen, als im Stall erzogenes. Je mehr diese Abhärtung 
fehlt, desto leichter werden die Erkältungskrankheiten mit ihren oft 
sehr schweren Folgen einsetzen können. 
Betrachten wir uns ein jugendliches Tier auf der Weide oder 
auf seinem Tummelplatz, so wird uns die Lebhaftigkeit und die 
Aufmerksamkeit auffallen, die das lebensfrohe Tier allen Gegen— 
ständen seiner Umgebung entgegenbringt. Alles gewinnt ihm Interesse 
ab; versteht es eine Erscheinung nicht, so helfen ihm einige lustige 
Sprünge über den Zweifel hinweg und andere Dinge fesseln von 
neuem seine Aufmerksamkeit. Wie stumpfsinnig und übellaunig aber 
stehen die seit ihrer Geburt im Stalle eingekerkerten Jungtiere da, 
die nur scheu und furchtsam aus ihrem Winkel hervorsehen und unbe— 
holfen hin und her treten! Daß sich in solchen Fällen außer Körper— 
mängeln auch Untugenden und üble Gewohnheiten einstellen, ist nicht 
zu verwundern. Die Langeweile zwingt die armen Geschöpfe zu 
allerlei Zeitvertreib: sie nagen, lecken, fressen Haare, Stroh oder 
sonst für sie unverdauliche Dinge, und dann wundert sich der Eigen— 
tümer noch darüber, warum die doch gut gefütterten Kälber nicht ge— 
deihen wollen. Neben vielen anderen bekannten und unbekannten 
Ursachen kann auch der ununterbrochene Stallaufenthalt Veranlassung 
zu der widerlichen Lecksucht und Nagekrankheit, insbesondere des 
Jungviehes, geben. Man lasse die Tiere nur ins Freie, und sie werden, 
falls keine anderen, tieferen Ursachen vorhanden sind, die üblen Ge— 
wohnheiten vergessen. 
Dem Mangel an freier Bewegung und Weide ist es meist allein 
zuzuschreiben, daß die aus guten Zuchtgebieten bezogenen Tiere und 
deren Nachzucht nicht gedeihen und der Ausartung verfallen. Dieser 
Fehler der Pflege macht sich auch durch das Nichtträchtigwerden, 
durch zu frühe Zuchtuntauglichkeit der männlichen Zuchttiere, durch 
Kälberlähme, Durchfall usw. sehr bemerklich, — Mißstände, die in 
Zuchtgebieten mit Weidegang fast unbekannt sind.
	        
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