Full text: Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen

die Neumark.) Nach und nach eroberte Markgraf Ludwig der Ältere die von den Nachbar¬ 
völkern abgerissenen Landesteile wieder. Nach dem Tode des Kaisers Ludwig trat Karl IV. 
feindlich gegen den Markgrafen Ludwig auf und stellte i. I. 1318 gegen ihn den falschen 
Waldemar auf, der sich bis 1350 behaupten konnte. Da es der baierischen Partei gelang, 
Karl IV. einen Gegenkönig zu erwählen, belehnte der Kaiser den Markgrafen Ludwig aufs neue 
mit Brandenburg. 
Ludwig der Ältere regierte von 1324—1351. Er entsagte der Herrschaft und zog sich 
nach Oberbaiern zurück. 
2. Ludwig II., der Römer, regierte von 1351—1365. Die Unruhen dauerten fort; 
Räuberbanden machten das Land unsicher; der Parteihaß wütete. (Räubereien der Stell- 
meiser. — Judenverfolgung.) 
Im Jahre 1356 wurde Brandenburg durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum er¬ 
hoben (tz 51, 1). Karl IV. schloß mit Ludwig II. und dessen Bruder Otto dem Faulen 
einen Erbvergleich, nach welchem die Mark Brandenburg beim Anssterben des baierischen 
Hauses an das Haus des Kaisers fallen sollte. 
3. Otto der Faule, oder der Finne, 1365—1373, kümmerte sich wenig um die Re¬ 
gierung; er ließ seine Statthalter und Beamten nach Willkür schalten. I. I. 1373 mußte 
er durch den Vertrag zu Fürsteuwalde die Mark Brandenburg an Karl IV. abtreten. 
3. Die luxemburgischen Markgrafen und Knrfürsten, 1373—1415. 
1. Karl IV. belehnte seinen 12jährigen Sohn Wenzel mit der Mark Brandenburg und 
übernahm für ihn die Regierung von 1373—1378. Mit kräftiger Hand trat er dem Raub¬ 
ritterwesen entgegen und sorgte für Ordnung im Lande. (Einführung einer besseren Gerichts¬ 
barkeit. Residenz in Tangermünde.) Als Karl IV. 1378 starb, wurde Wenzel Kaiser und König 
von Böhmen, dessen Bruder Sigismund Kurfürst von Brandenburg; Karls jüngster Sohn 
Johann (von Görlitz) bekam die Neumark. 
2. Sigismund war von 1378—1415 Kurfürst von Brandenburg. Da er sich meistens 
in Ungarn aufhielt, ließ er die Mark durch Statthalter regieren. Im Jahre 1388 verpfändete 
er die Kurmark an den Markgrafen Jobst von Mähren; die Neumark verkaufte er nach Johanns 
Tode 1402 an den deutschen Ritterorden in Preußen. Jobst kümmerte sich wenig um die 
Verwaltung des Landes; Gesetz und Ordnung wurden nicht geachtet; es gab überall Not 
und Elend in hohem Grade. (Erpressungen durch die Statthalter. Fehden. Raubritterwesen. 
Einfälle der Nachbarfürsten in Brandenburg.) Im Jahre 1411, nach Jobsts Tode, übertrug 
Sigismund die Statthalterschaft der Mark dem Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg 
aus dem Hause Hohenzollern; i. I. 1415 übergab er ihm die Markgrafschaft als erbliches 
Lehen nebst der Kur- und Erzkämmererwürde. Auf dem Reichstage zw Kostnitz erfolgte 1417 
die feierliche Belehnung (§ 51, 4.) 
4. Die hohenzollernschen Kurfürsten von 1415—1535. 
1. Friedrich I., 1415—1440, errettete die Mark aus ihrer jammervollen Lage. Er 
stellte die gesetzliche Ordnung her und brach mit Waffengewalt die Macht des übermütigen 
und widerspenstigen Raubadels im Havellande und in der Altmark. (Die Familien Quitzow, 
Rochow und Puttlitz. Zerstörung der Burgen;mit Anwendung der faulen Grete.) Durch 
glücklich geführte Kriege entriß er Pommern wieder die Uckermark und Mecklenburg die Prieg- 
nitz. Durch Erlaß von Abgaben, Unterstützung der Armen, Sorge für den Ackerbau und Be¬ 
lebung des Handels und der Gewerbe suchte er nach Möglichkeit dem verarmten Laude auf¬ 
zuhelfen. Eine treue Stütze in diesen Bestrebungen war ihm seine einsichtsvolle Gemahlin, 
„die schöne Else." Leider verhinderten ihn kaiserliche und Reichsangelegenheiten, sich stets 
ganz der Regierung seines Landes zu widmen. Im Hussitenkriege stand er dem Kaiser bei, 
wurde aber geschlagen. Die Hussiten drangen unter furchtbaren Verwüstungen in die Mark 
ein bis in die Nähe von Berlin. (Tapfere Verteidigung der Stadt Bernau.) Ein brauden- 
burgisches Heer unter Anführung des Kurprinzen Friedrich jagte sie aus dem Lande. — 
Kurz vor seinem Tode teilte Friedrich I. seine Besitzungen unter seine 4 Söhne. Die Mittel¬ 
und Uckermark nebst der Kurwürde erhielt Friedrich.
	        
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