Full text: Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen

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Abb. 55. Ludwig XIV. 
Kosten erbauen und mit verschwenderischer Pracht 
ausstatten ließ, herrschte übertriebener Luxus. Das 
üppige Leben führte zur Leichtfertigkeit und Sitten- 
losigkeit und äußerte eine verderbliche Wirkung 
auf das Volksleben, in dem die alte Einfachheit 
und die häuslichen Tugenden immer mehr ver¬ 
schwanden. Die deutschen Fürsten, von dem feinen 
und geistreichen Tone des französischen Hoflebens 
bestochen, nahmen sich dasselbe zum Muster. 
Französische Moden und Sitten fanden überall 
Eingang; die französische Sprache wurde Um¬ 
gangssprache an den Höfen der Fürsten und in 
den Häusern der Vornehmen. 
Der Ehrgeiz und die Ruhmsucht trieben 
Ludwig XIV. an, den Glanz seines Namens noch 
durch Kriegsruhm zu erhöhen. Den ersten Krieg 
unternahm er (16 6 6—6 8), um die spanischen Nieder¬ 
lande zu erobern, auf welche er nach demTodeseinesSchwiegervaters, desKönigsPhilippIV. 
von Spanien, wieder Ansprüche erhob, obgleich er früher darauf verzichtet hatte. Ein 
Bündnis der Republik Holland mit England und Schweden hemmte ihn jedoch in der 
Eroberung des Landes; er niußte Frieden schließen und sich mit l 2 Grenzstädten begnügen. 
Um sich an Holland zu rächen, verband er sich mit England und Schweden, 
fiel mit einem Heere von 120000 Mann in Holland ein und drang siegreich bis 
Amsterdam vor. Durch die Tapferkeit der Holländer, welche der Kurfürst Friedrich 
Wilhelm von Brandenburg, der deutsche Kaiser Leopold I. und Spanien unterstützten, 
wurden die Franzosen in ihrem Siegesläufe ausgehalten. Den Krieg beendigte nach 
sechsjähriger Dauer der Friede zu Npniwegen 1678. Frankreich bekam eine spanische 
Provinz, mehrere Städte an der niederländischen Grenze und behielt zehn eroberte 
Städte im Elsaß. 
Hierauf nahm Ludwig mitten im Frieden i. I. 1681 die deutsche Reichsstadt 
Straßburg und noch mehrere andere deutsche Landesteile widerrechtlich in Besitz. Vom 
Jahre 1688—169 7 führte er um den Besitz der pfälzischen Fürstentümer einen Krieg, 
in welchem die Franzosen die Pfalz aufs gräuelvollste verheerten, die Städte Heidel¬ 
berg, Worms und Speier einäscherten und in letzterem Orte sogar die Kaisergräber 
in rohster Weise zerstörten. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Schlösser 
Zeugen der in diesem Kriege verübten Barbarei der Franzosen. Das deutsche Reich 
kämpfte im Bunde mit Holland, England, Spanien und Savoyen gegen die Franzosen; 
letztere aber erfochten zu Lande und zu Wasser mehrere Siege. Im Frieden zu 
Ryswick (einem Schlosse bei Haag) behielt Frankreich den Elsaß mit Straßbnrg. 
Mit weniger Glück führte Ludwig den spanischen Erbfolgekrieg 1701—1714. 
Der kinderlose König Karl II. von Spanien, ein Schwager Ludwigs XIV. und des 
Kaisers Leopold I., hatte in seinem Testamente Ludwigs Enkel Philipp zum Erben 
der spanischen Krone bestimmt. Nach Karls Tode nahm dieser Spanien als König 
Philipp V. in Besitz. Da aber der deutsche Kaiser Leopold I. die Erbschaft für 
seinen Sohn Karl als den rechtmäßigen Erben beanspruchte, erklärte er an Frankreich 
den Krieg. Mit ihm verbanden sich England und Holland, später auch Preußen und 
die meisten deutschen Fürsten. Auf Frankreichs Seite traten die Kurfürsten von Baiern 
und Köln. Der Krieg wütete hauptsächlich in Deutschland, den Niederlanden und in 
Italien. Ludwigs Heere wurden von dem kaiserlichen Feldherrn, dem Prinzen Eugen
	        
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