Full text: Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen

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Vertrage von Limits (28. Nov. 1850) gab Preußen die llnionsbestrebungen auf, 
und im folgenden Jahre hielt der Bundestag wieder seine erste Sitzung. 
8 79. Der schleswig holftcinsche Krieg. 
Wie sich das Verlangen nach einem engeren Aneinanderschließen bei allen Deutschen 
zn dieser Zeit regte, davon zeugt auch der von 18-18—1850 gegen Dänemark unter 
Preußens Leitung geführte schleswig-holsteinsche Krieg. Die Herzogtümer Schleswig 
und Holstein waren seit alter Zeit mit dem Königreiche Dänemark verbunden, satten 
aber ihre eigene Verfassung und ihre eigenen Rechte. Das Herzogtum Holstein ge¬ 
hörte seit 1815 zum deutschen Bunde. Seit langer Zeit war die dänische Regierung 
schon bestrebt gewesen, in Schleswig dänische Sprache und dänische Sitten einzuführen. 
Als aber der König Friedrich VII. von Dänemark im Jahre 1848 in Schleswig 
die dänische Verfassung einführen und das Land bis zur Eider seinem Reiche ganz 
einverleiben wollte, ergriffen die Schleswig-Holsteiner zum Kampfe für ihre Befreiung 
vom dänischen Joche die Waffen. Überall in Deutschland zeigte sich eine große Be¬ 
geisterung für die schleswig-holsteinsche Sache. Ein Bundesheer unter dem preußischen l 
General Wränget kam den Schleswig-Holsteinern zu Hilfe. Die Dänen wurden 3 
in mehreren Treffen besiegt; aber die Einmischung Rußlands, Englands und Schwedens 
zu Gunsten der Dänen nötigte den König Friedrich Wilhelm IV. bald zum Ab¬ 
schlüsse eines Waffenstillstandes zu Malmö. Rach Ablauf desselben begannen die 
Dänen aufs neue den Kampf (im März 1849). Ihre Flotte erlitt bei Eckernförde 
eine Niederlage durch zwei schleswig-holsteinsche Strandbatterieeu, und die deutschen 
Bundestrnppen vertrieben nach der Erstürmung der Düppcler Schanzen (13. April) 
die Dänen vom Festlande. Diese Siege blieben ohne Erfolg, da besonders Rußland 
nnd England Dänemark wieder in Schutz nahmen. Friedrich Wilhelm IV. schloß 
abermals einen Waffenstillstand. Die von allen verlassenen Schleswig-Holsteiner 
setzten den Krieg allein mit bewunderungswürdigem Mute fort. Nachdem sie von 
den Dänen in den Schlachten bei Jdstedt, unweit der Stadt Schleswig, bei Missunde 
und Friedrichstadt besiegt waren, wurden sie von östreichischen und preußischen Truppen 
entwaffnet. Der Friede von 1850 brachte beide Herzogtümer wieder unter dänische 
Herrschaft. 
§ 80. Wilhelm I., seit 1861. 
Friedrich Wilhelm IV. mußte einer unheilbaren Krankheit wegen am 7. Oktober 
1858 die Regierung seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, nachdem 
ihn derselbe schon ein Jahr laug vertreten hatte, ganz übertragen. Der Prinz über¬ 
nahm unter dem Titel „Prinzregent von Preußen" die Regentschaft. Am 2. Januar 1861 
bestieg er nach dem Tode des Königs als Wilhelm I. den Thron; am 18. Oktober 
krönte er sich zu Königsberg. 
Wilhelm I. war am 22. März 1797 geboren. Die traurige Zeit, welche seine 
Eltern während Preußens Erniedrigung zu durchleben hatten, trübte seine frühe Jugend, 
nnd im Alter von 13 Jahren verlor er seine Mutter durch den Tod. Als Jüngling 
^sah er die großartige Erhebung des preußischen und deutschen Volkes zur Befreiung 
vö°kn französischen Joche nnd nahm selbst im Alter von 16 Jahren nach der Schlacht 
bei Leipzig an dem siegreichen Feldzuge nach Frankreich teil. Im Jahre 1829 (am 
11. Juni) vermählte er sich mit der Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar (geb. 
den 30. September 1811). Als General-Gouverneur von Rheinland nnd Westfalen
	        
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