89
Von den übrigen britischen Besitzungen sei nur noch Britisch-Columbia erwähnt,
zwischen dem Felsengebirge und dem Großen Ocean gelegen, das zwar gleichfalls rauh, aber
reich an Wäldern und edlen Metallen ist. Die hierzu gehörige Insel Vancouver hat sehr-
fruchtbaren Boden und mächtige Steinkohlenlager.
Z 73. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika,
169,589 Q-Ml., 38,950,000 E. ä Q-Ml. 235 E.
Das ungeheure, etwa 600 Ml. von O. nach W. und 300 Ml. von S. nach
N. sich erstreckende, Europa an Größe fast gleichkommende Gebiet dieser aus 39 Staaten
und 9 sogenannten Territorien bestehenden Föderativ-Republik ward von der zweiten
Hälfte des 16. Jahrh, ab besonders von Engländern und Deutschen zunächst auf
der Ostküste besiedelt. Allmählich aber wurden „die Rothäute" immer weiter nach
W. zurückgedrängt. Früher englisches Besitztum, erklärte sich das Land 17 76 für
unabhängig, und trotz der Verschiedenheit der Nord- und Südstaaten und der Be¬
völkerung und trotz mancher Misstände hat dasselbe doch eine wunderbar rasche und
großartige Entwickelung genommen.
a. Die 6 zwischen dem St. Lorenz, dem Hudson und dem Atlantischen Ocean liegenden
Staaten nennt man noch jetzt Neu-England. Die größte, durch Fabrikthätigkeit und
Handel bedeutungsvolle Stadt ist Boston, 342,000 E., der Geburtsort Franklins und „die
Wiege der Freiheit".
b. Südwestlich von ihnen folgen die mittleren Staaten am Atlantischen Ocean und
zunächst der Staat New-Aork, wie die anderen und jene von den Alleghanies durchzogen.
Im Norden desselben liegt Amerikas schönster See, der reizende Champlain-See. Der
den Staat durchfließende Hudson umschließt mit seinen zwei Mündungsarmen die Insel Man¬
hattan, in deren Südspitze New-Aork, die Hauptstadt aller Staaten, liegt, die 1,864,000 E.
zählt, von denen 346,000 Deutsche sind. Ihr gegenüber auf der langen und schmalen Insel
Long Island liegt die bedeutende Handelsstadt Brooklyn mit 484,000 E. — Phila¬
delphia am Delaware, 817,000 E., und Pittsburg am Ohio, in dem Petroleumbezirk,
mit Eisenindustrie und Petroleum-Raffinerien, sind die wichtigsten Städte des Staates Penn-
sylvanien. — Baltimore, „die Austernstadt", 355,000 E., ist die Hauptstadt des Staates
Maryland, welcher den Bundesdistrikt Columbia mit der Bundesstadt Washington,
109.000 E., umschließt.
e. Die folgenden Süd-Atlantischen Staaten, die früheren Sklavenstaaten, gehören der
Zone der immergrünen Laubhölzer an und haben zahlreiche Zucker- und Baumwollen-Plan-
tagen. Charleston in Süd-Carolina ist eine der beträchtlichsten Städte.
ä. Unter den Städten der feuchten, heißen und ungesunden Staaten am Mexikanischen
Busen behauptet New-Orleans im Norden des Missisippideltas, 191,000 E., als Haupt¬
baumwollenmarkt und Handelsthor des Missisippithales den ersten Rang.
e. Unter den Binnenstaaten zeichnet sich Ohio durch Schönheit und Fruchtbarkeit aus.
Die Stadt Cincinnati am Ohio, 216,000 E., treibt sehr bedentenden Handel mit Getreide
und Vieh, besonders mit Schweinen, (weshalb sie „Porkopolis" genannt wird). In dem
steinkohlenreichen „Prairiestaat" Illinois ist Chicago, 450,000 E., am Michigan See, dev
Haupthafen der großen Seeen. In den Kalkfelsen der Alleghanies des Staates Kentucky
hat man eine große und prachtvolle Höhle entdeckt, die Mammuthhöhle, mit großartigen
Hallen, unterirdischen Flüssen und tosenden Wasserfällen, wie sie keine andere der Erde auf¬
zuweisen hat. St. Louis, unfern des Zusammenflusses des Missisippi und Missouri,
375.000 E., „die Königin des Missisippithales", ist eine der ersten Handelsstädte.
f. Die westlichen oder Pacisischen Staaten sind meist gebirgiger Natur und reich an
Gold und Silber; sie umfassen aber auch fruchtbare, besonders zum Weizenban geeignete
Striche, wie die Thäler des Sacramento und des San Joaqnin, welche, nachdem sie sich
vereinigt, durch „das goldene Thor" in den Großen Ocean münden. Jenes Thor bilden
zwei kleine Halbinseln. In der Spitze der südlichen liegt San Francisco, „die Königin
