Ergänzung: Der Weltkrieg. 145
einen ernsten Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die deutsche
Regierung gab den Forderungen der Vereinigten Staaten insofern nach, als sie ver—
sprach, kein Schiff ohne vorhergehende Warnung zu versenken. So flaute der U-Boot—
krieg etwas ab. Mit September aber begann er wieder lebhafter zu werden, besonders
in der Nordsee, wo zahlreiche englische Fischdampfer versenkt wurden. Deutsche U—
Boote drangen auch ins Eismeer vor und erschwerten den Verkehr der Feinde mit
Rußland. U53 machte eine kühne Fahrt nach Amerika und versenkte dann vor der
amerikanischen Küste zahlreiche feindliche Schiffe. Was ein Unterseeboot zu leisten
vermag, bewies auch U 35. Es versenkte in dreiviertel Jahren 126 feindliche Schiffe
mit einem Inhalte von 270 000 Tonnen und einem Werte von fast einer halben Milliarde
Mark. Seit Kriegsbeginn haben die Feinde vorwiegend durch unsere UBoote über
3 Millionen Tonnen Handelsschiffraum verloren.
Wenn auch einzelne Teile unserer Marine im bisherigen Verlauf des Krieges manche
kühne Heldentat vollbrachten, so fand doch unsere Hochseeflotte in den ersten zwanzig
Monaten des Weltkrieges keine Gelegenheit, sich mit der englischen zu messen. Eng—
lands „Stolz“ hielt sich in sichern Häfen versteckt, und wenn ehedem ein Engländer
gesagt hatte, im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und England würde unsere
Flotte vernichtet sein, bevor die Mobilmachung erklärt wäre, so sollte dieses überhebende
Urteil gründlich Lügen gestraft werden.
In der zweiten Hälfte des Mai waren mehrfach englische Flottenteile an der
norwegischen Küste gemeldet worden. Da stießen unsere Hochseestreitkräfte unter
Führung des Vizeadmirals Scheer am 31. Mai nach Norden vor, um die Engländer
zur Schlacht zu stellen. Um 4,30 Uhr nachmittags kamen etwa 70 Seemeilen vor dem
Skagerrak nördlich von Horns Riff vor der Westküste von Jütland vier englische
Kreuzer in Sicht. Sie dampften bald nach Norden ab und wurden von unsern Kreuzern
verfolgt. — Um 5,20 Uhr näherten sich von Westen her sechs englische Schlachtkreuzer
und eine größere Zahl Kleiner Kreuzer. Unsere Kreuzer näherten sich den feindlichen
auf etwa 13 kmn und eröffneten dann das Feuer auf diese. Der Kampf dauerte etwa
eine halbe Stunde. — Da erschienen von Norden her fünf feindliche Schlachtschiffe.
Jetzt griffen auch die deutschen Hauptstreitkräfte in den Kampf ein. Dem wirksamen
Feuer unserer Schiffe suchte sich die feindliche Flotte in der Richtung nach Norden zu
entziehen. Sie bog dann nach Osten um und suchte unsere Spitze zu umschließen.
Unsere Flotte folgte in höchster Fahrt. Während dieses Gefechtes wurden ein feindlicher
Kreuzer und zwei englische Zerstörer vernichtet. — Darauf erschienen von Norden her
mehr als zwanzig feindliche Schiffe neuester Bauart. Da unsere Spitze zeitweise Feuer
von zwei Seiten erhielt, wurde unsere Linie auf Westrichtung herumgeworfen. Gleich—
zeitig griffen unsere Torpedoflottillen ein. Der Kampf erreichte nun seinen Höhepunkt.
Mindestens 25 englische Großkampfschiffe, 6 Schlachtkreuzer, 4 Panzerkreuzer, zahlreiche
Kleine Kreuzer und Zerstörer sowie viele Torpedoboote standen gegen 16 deutsche
Großkampfschiffe, 5 Schlachtkreuzer, 6 ältere Linienschiffe und eine entsprechende Zahl
Kleiner Kreuzer, Zerstörer und Torpedoboote. Unsere Torpedoflottillen griffen drei—
mal nacheinander mit großem Erfolge an. Ein englisches Großkampfschiff wurde ver—
nichtet, eine Reihe anderer feindlicher Schiffe wurde schwer beschädigt. Das wirksame
Feuer unserer Schiffsgeschütze und die schneidigen Angriffe unserer Flottillen zwangen
die überlegene englische Hauptflotte zum Abzuge. — Mit einbrechender Dunkelheit
gingen unsere Flottillen zum Nachtangriff vor; auch fanden in der Nacht noch mehrere
Kreuzerkämpfe statt. Zwei englische Schlachtkreuzer, zwei Kleine Kreuzer und minde—