Full text: Rheinisches Realienbuch

J. Geschichte 
von Seminar-Oberlehrer P. J. Kreuzberg in Boppard. 
Bilder aus der Deutschen Geschichte 
des Mittelalters. 
J. Die Germanen. 
1. Germanien und seine Bewohner. 
1. Germanien. Zur Zeit der Geburt Christi hieß das heutige Deutschland 
Germanien. Damals sah es in unserer rheinischen Heimat und im deutschen 
Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Wo sich heute Städte und fruchtbares Acker— 
land ausbreiten, standen Eichen, Buchen und Birken in einem dichten Urwalde. 
Darin hausten Bären, Auerochsen und Elentiere neben Rehen, Hirschen, Wild— 
schweinen, Füchsen und Hasen. Der Rhein hatte noch keinen so ruhigen Lauf 
wie heute. Oft überschwemmte er zur beginnenden Frühlingszeit das Nieder— 
rheingebiet. So entstanden dort Sümpfe und kleine Seen, die heute größten— 
teils verschwunden sind. Die Straßen waren sehr dürftig. Auf dem Rheine 
fuhren nur kleine Holzschiffe; größere Schiffe und Eisenbahnen gab es noch nicht. 
2. Die Germanen. Die Bewohner Germaniens hießen Germanen. 
Lange vor Christi Geburt waren sie in unser Vaterland eingewandert. Um ein 
Bild von ihnen, ihrer Wohnung, Kleidung und Beschäftigung zu erhalten, be— 
suchen wir auf einen Tag ein germanisches Gehöft: Auf einer Rodung in 
einem wasserreichen Waldtale liegt die Wohnung des Germanen. Meist findet 
man Einzelgehöfte, hier und da aber sind auch mehrere Höfe zu einem Dorfe 
vereinigt. Den Unterbau des Haupthauses, der Halle, bilden unbehauene, über— 
einandergeschichtete Steine. Darauf erhebt sich, von den Bewohnern selbst 
gefügt, ein einstöckiger Oberbau aus mächtigen Eichenstämmen. Das Innere 
des Hauses ist ein großer Raum; dieser ist mit Schilf oder Stroh gedeckt. Über 
dem Herdfeuer, das Tag und Nacht in der Mitte des Raumes brennt, hängt 
an einem Seile der Kessel. Der Rauch, der das Innere oft aussüllt, entweicht 
durch eine Dachluke. Fenster gibt es an diesem Hause nicht; nur die Dachluke 
und die Tür lassen spärliches Licht eindringen. An den Wänden entlang sind Bänke 
angebracht; vor diesen stehen starke Tische. Neben dem Haupthause erheben sich die 
Gebäude für die Unfreien, die Sklaven und das Vieh und die Aufbewahrungs⸗ 
räume für die Vorräte. Das ganze Gehöft ist mit einem Zaun eingefriedigt, 
der durch ein verschließbares Tor unterbrochen wird. Außerhalb des Zaunes 
liegen das Ackerland, das die unfreien Knechte bestellen, ein Teich und ein Weide— 
platz, auf dem Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen reichlich Futter finden. 
Rheinisches Realienbuch. Geschichte.
	        
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