Full text: Rheinisches Realienbuch

B. Das deutsche Vaterland. 39 
Zur einzigen Großstadt erwuchs in der Mitte der Landschaft an dem Warthe— 
übergang der Hauptstraße von Berlin über Frankfurt nach Thorn die Stadt Posen 
(160). Dieser erste Eisenbahnknotenpunkt der Provinz treibt Handel mit den land— 
wirtschaftlichen Erzeugnissen des Posener Landes; auch seine Industrie knüpft an die 
Landwirtschaft an. (Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen.) Im weitern Ver— 
laufe der genannten Straße liegen die alte Bischofstadt Gnesen (30) und die Salzstadt 
Hohensalza (30). Am Eintritt der Brahe in die Talniederung und in der Nähe des 
Weichselknies liegt Bromberg (60) am gleichnamigen Kanal. Es erinnert in Handel 
und Industrie an Posen. 
3. Die westliche Tieflandmulde (Brandenburg), Aus den ehemaligen 
Bruchlandschaften in den Talzügen der Mark sind durch Entwässerung und 
Urbarmachung (das Havelländische Luch unter Friedrich Wilhelm J., Warthe— 
und Oderbruch unter Friedrich dem Großen) wertvolle Ackerbauländereien 
(Getreide, Zuckerrüben, Tabak) und Viehzuchtgebiete (auch Gänsezucht) 
geworden. Welche Flüsse und Kanäle folgen den Urstromtälern? — Im Zuge 
der südlichen Talniederung breitet sich innerhalb des Spreevierecks der Spree— 
wald aus. Er bildet eine große Bruchlandschaft, die von der Spree in vielen 
Mmen durchflossen wird. Die zahlreichen Inseln sind ein vorzügliches Weide— 
und Gemüseland. Die Erzeugnisse der Gemüsezucht gehen von Lübben und 
Lübbenau nach den Großstädten Berlin und Dresden. 
Das Flachland der Mark hat meist sandigen Boden mit ausgedehnten 
Heiden und Kiefernwäldern. Doch ist es der Ausdauer der fleißigen Be— 
wohner, denen die Hohenzollernfürsten alle Unterstützung zuteil werden ließen, 
gelungen, große Gebiete des Sandlandes in Gemüse-, Obst- und Blumen— 
gärten umzuwandeln, so die Gegend an der mittlern Havel und die Um— 
gebung Berlins. 
Die Siedlungen in den Tallandschaften sind durchweg auf höher gelegenen Land— 
flächen an wichtigen Straßenübergängen entstanden. Dahin gehören: Fehrbellin, 
Rathenow (25), die Brillenstadt, Küstrin (25), Festung und Brückenstadt an der Bahn 
Berlin⸗St. Petersburg, Landsberg (40) an der Warthe. Am Rande des Flachlandes 
liegt im Westen an der Havel Brandenburg (60) und im Osten an der Kreuzung der 
ostwestlichen Verkehrsstraße mit der Oderstraße Frankfurt a. d. Oder (75), ein alter 
Handelsplatz, der in der Neuzeit durch mannigfache Industrie (Maschinen) wieder 
kräftig aufblüht. 
4Berlin und Umgebung. Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reiches und des Preußi— 
schen Staates, ist mit dem Wachstum des Preußischen Staates dank der ihm ganz besonders 
gewidmeten Fürsorge der brandenburgisch-preußischen Herrscher groß geworden. Seine fort— 
schreitende Entwicklung bot ihm die Möglichkeit, die Vorteile seiner Lage in steigendem 
Maße auszunützen. Als Mittelpunkt der Mark und des märkischen Land- und Wasserstraßen— 
netzes gewann es zunächst die Bedeutung eines Sammelplatzes für die Verkehrslinien der 
engeren Landschaft. Durch seine Lage in der Mitte des wegsamen Norddeutschen Tieflandes 
wurde es aber auch ein wichtiger Knotenpunkt von bedeutsamen deutschen und europäischen 
Eisenbahnlinien. In Berlin kreuzen die Weltwege Paris —St. Petersburg, London—Odefsa, 
Stockholm —Rom. — Die günstige Verkehrslage ermöglicht die bequeme Herbeischaffung von 
Kohlen und von Rohstoffen aller Art sowie den Absatz der fertigen Erzeugnisse. So stieg Berlin 
zum größten und vielseitigsten Industrie platze des Deutschen Reiches und Mitteleuropas 
empor. Die wichtigsten Zweige der Berliner Industrie beschäftigen sich mit der Herstellung
	        
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