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an Brandenburg gefallen war, in Besitz. — Als dann endlich 1648 der West— 
fälische Friede geschlossen wurde, erhielt er zu seinem Verdrusse nur Hinter— 
pommern, als Ersatz für Vorpommern jedoch die Bistümer Halberstadt und 
Minden sowie das Erzstift Magdeburg. 
4. Der Große Rurfürst wird unabhaãngiger herzog in Oltpreußen. 
Seit Johann Sigismund besaßen die Kurfürsten von Brandenburg Ostpreußen 
als polnisches Lehen. Zur Zeit des Großen Kurfürsten entstand zwischen 
Polen und Schweden Krieg. Der König von Schweden siegte über Polen. Nun 
mußte der Kurfürst ihn als Lehnsherrn in Ostpreußen anerkennen und sich mit ihm 
verbünden. Der Polenkönig war darüber entrüstet und drohte, er wolle den Kur— 
fürsten in einen Kerker werfen, wo weder Sonne noch Mond scheine. Friedrich 
Wilhelm aber rückte in Gemeinschaft mit den Schweden gegen die Polen vor. 
In der dreitägigen Schlacht bei Warschau erlitten die Polen eine vollständige 
Niederlage. Zu Oliva (bei Danzig) schloß man endlich (1660) Frieden. Dem 
Kurfürsten wurde die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen, die ihm 
schon vorher von Schweden und Polen zugesichert war, bestätigt. 
5. Ringen des Grohen Rurfürsten gegen die französische Sroberungssucht. In 
Frankreich regierte zur Zeit des Großen Kurfürsten Ludwig XIV. Er führte ein frevel⸗ 
haft üppiges Leben. In Versailles schuf er mit ungeheuren Kosten einen Fürstensitz, der 
an Pracht und Glanz nicht seinesgleichen hatte. Ein Fest jagte hier im Schlosse das 
andere. Der König hatte sich zum unumschränkten Herrscher gemacht. „Der Staat bin 
ich!“ sagte er. Um sein Reich zu vergrößern, wollte er die Niederlande und das linke 
Rheinufer an sich reißen. Er setzte Gerichtshöfe ein, die untersuchen mußten, welche Ge⸗— 
biete einst zu den Landschaften gehört hatten, die ihm in den letzten Friedensschlüssen 
abgetreten waren. Bald fand man 600 solcher Ortschaften heraus. Ludwig ließ dort das 
französische Wappen anschlagen. Das ohnmächtige Deutschland wehrte sich nicht. Ja, es 
fah sogar untätig zu, als Ludwig 1681 mitten im Frieden die Reichsstadt Straßburg 
raubte. Als dann endlich fast ganz Europa gegen ihn rüstete, gab der „allerchristlichste“ 
König den Befehl, die ganze Gegend am Oberrhein und die Pfalz zu verwüsten, damit 
die feindlichen Heere daselbst keinen Unterhalt fänden. Mannheim, Heidelberg, Worms, 
Speyer und 1000 Dörfer wurden niedergebrannt. Der französische General zerstörte das 
prächtige Heidelberger Schloß, dessen Ruine wir noch heute bewundern. Die Plünderer 
drangen sogar in die Kaifergruft zu Speyer ein, raubten alle Kostbarkeiten und streuten 
die Gebeine umher. — Den Reformierten in Frankreich entzog der König das Recht der 
freien Religionsübung und suchte sie mit Gewalt zur katholischen Kirche zurückzuführen. — 
Das Leben am franzoͤsischen Hofe suchten viele deutsche Fürsten nachzuahmen. Französische 
Sprache, Prachtliebe, Kleidertracht, Baulust, Verschwendung und Unsittlichkeit sanden Ver— 
breitung. Die Untertanen seufzten hier wie in Frankreich unter schweren Lasten. 
Kurfürst Friedrich Wilhelm war der einzige von allen deutschen Fürsten, der 
die Gefahr rechtzeitig erkannte, die von Frankreich drohte. Als nun Ludwig XIV. in 
einem Kriege mit den Holländern die linksrheinischen Länder des Kurfürsten besetzte, 
verband sich dieser mit Holland, erreichte auch die Mitwirkung des Kaisers und rückte 
an den Rhein. Leider konnte er aber nichts ausrichten, da die Kaiserlichen matt und 
unentschlossen vorgingen, und mußte mit Frankreich Frieden schließen. (1673.) Als 
dann aber ein Jahr darauf die Franzosen die Pfalz verwüsteten, zog Friedrich Wil— 
helm abermals an den Rhein und stellte sich dem Erbfeinde Deutschlands entgegen. 
6. Einfall der Schweclen. Um diesen gefährlichen Feind los zu werden, 
bewog Ludwig XIV. die Schweden, von Vorvommern aus in Brandenburg ein— 
zufallen. Sobald der Kurfürst davon erfuhr, eilte er schnell in die Heimat. Die 
Bauern, die eine Art geordnete Landwehr bildeten, hatten sich unterdessen mit
	        
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