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ein einheitliches, großes Reich zu gründen, sonst wäre vielleicht die Elbe die öst—
liche Grenze des deutschen Reiches geblieben. Nur die Polen dehnten ihre Herr—
schaft um das Jahr 1000 für kurze Zeit von den Karpathen bis zur Ostsee
aus. Aber deutsche Kaiser unterwarfen Teile des Reiches der deutschen Ober—
hoheit. Innere Wirren kamen hinzu und schwächten Polen.
2. Rampfe. Karled. Gr., Heinrich J. und Otto J. hatten versucht, die
unruhigen östlichen Nachbarn zurückzudrängen. Besonders erfolgreich kämpften
deutsche Grenzfürsten im 12. Jahrhundert gegen die Slawen, während die Kaiser
in dieser Zeit ihre Augen nach Italien richteten. Albrecht der Bär drang
von der Nordmark bis zur Havel vor (S. 79). Heinrich der Löwe eroberte
Pommern und Mecklenburg. Im Norden wurde der mächtige Dänenkönig Walde—
mar, der seine Herrschaft über Holstein, Mecklenburg und Pommern ausdehnen
wollte, in der blutigen Schlacht bei Bornhöved 1227 geschlagen und das Land
bis zur Eider gerettet. Der Deutsche Ritterorden machte Eroberungen an
der Ostsee (S. 84). Böhmen hielt im 12. Jahrhundert treulich zur deutschen
Krone und schien unter Ottokar II. eine deutsche Großmacht im Osten werden
zu wollen. Durch die Schlacht auf dem Marchfelde wurde diese Entwicklung
zum Stillstand gebracht (S. 45).
3. Friedliche Besiedelung. Die Slawen hatten die östlichen Gebiete nur
dünn bevölkert. Gerade der schwerste Boden war unberührt geblieben, weil sie
vom Ackerbau nicht viel verstanden und mit ihrem hölzernen Hakenpfluge nur
leichten Boden bearbeiten konnten. Die Kämpfe hatten mit der Bevölkerung
noch mehr aufgeräumt. Die Grundherren wollten aber Nutzen aus ihrem Lande
ziehen und zinsende Bauern haben. Albrecht der Bär, Heinrich der Löwe,
pommersche, holsteinische, ja sogar schlesische und polnische Fürsten, Mönchs- und
Ritterorden riefen den deutschen Bauer über die Grenze. Deutschland war
stark bevölkert, fast aller Boden urbar gemacht. Der Wandertrieb erwachte wieder.
So folgten viele Bauern, die sich daheim nicht wohl fühlten und ihr Los ver—
bessern wollten, gern dem Rufe ins menschenarme Slawenland, wo in weiten
Gebieten prächtiger Boden des deutschen Pfluges wartete. Oder es lockten die
Silberschätze des Erzgebirges, die die Slawen auch nicht zu heben verstanden.
— Sollte eine Gemeinde gegründet werden, so übertrug der Grundherr ein Gebiet,
das für ein Dorf ausreichte, einem Unternehmer. Dieser führte Ansiedler herbei und
verteilte das Land. In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten
Stelle steckte er die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten in große
Stücke. Jeder Bauer, der ein solches Stück erhielt, baute sein Haus an die Straße,
sodaß er seinen ganzen Acker hinter seinem Gehöft hatte. So entstanden die lang—
gestreckten Dörfer. Mitunter setzten sich auch Kolonisten in verlassenen slawischen
Runddörfern fest. Der Unternehmer bekam für seine Mühe ein großes Stück, meist
1/6 der Dorfflur, wurde Bauernmeister oder Schultheiß und hatte das Recht, eine
Mühle, Schenke oder Fleischbank anzulegen. Der Bauer blieb zinsfrei, bis sein
Gut ertragfähig war, d. h. bis Wald, Heide und Sumpf urbar gemacht waren.
4. Stãdte. In den Slawenländern entstanden im 13. Jahrhundert auch
Städte mit rein deutscher Bevölkerung. In Holstein wurde auf den Trümmern
einer slawischen Stadt Lübeck gebaut, die erste Stadt an der Ostsee. Durch
den Handel, den sie im Bunde mit dem deutschen Ritterorden trieb, erblühte sie