Full text: Badisches Realienbuch

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3. Tod. Friedrichs Bedeutung. 1786 starb Friedrich. Unter ihm hatte Preußen 
bedeutend an Macht und Land gewonnen. Durch die glorreichen Schlesischen Kriege 
war die schöne Provinz Schlesien und durch die Teilung Polens auch Westpreußen 
erworben worden. Er hat sein Land zu einer Großmacht erhoben, wofür ihm 
von seinem dankbaren Volke der Beiname „der Große" beigelegt wurde. 
g) Friedrich des Großen Nachfolger. 
Da Friedrich der Große kinderlos starb, erbte sein Brudersohn den Throll. Unter 
ihm kam durch die völlige Aufteilung des ohnmächtigen Polenreiches die Provinz 
Posen an das Königreich Preußen. Im übrigen aber sank Preußen bald von der 
Höhe, auf die es die Regierungskunst Friedrich des Großen gebracht hatte. Die 
Schulden mehrten sich; die straffe Zucht im Heere ließ nach und während man sich 
noch im Ruhme Friedrich des Großen somite, bereiteten sich äußere Ereignisse vor, 
die den preußischen Staat in seinen Grundfesten erschütterten und seinen Fortbestand 
in Frage stellten. 
XIII. maria Theresia (1740—1780) und 3oieph II. 
(1780-1700). 
1. Maria Theresia. Kurz nachdem in Preußen Friedrich der Große in 
einem wohlgeordneten Staatswesen die Zügel der Regierung mit kräftiger Hand 
erfaßt hatte, vollzog sich auch in Österreich ein Thronwechsel. Dort hatte Kaiser 
Karl VI., der keine männlichen Nachkommen hatte, alles darangesetzt, die Nachfolge 
in den österreichischen Erblanden seiner Tochter Maria Theresia zu sichern; 
gewaltige Geldsummen hatte er geopfert, sich in kriegerische Unternehmungen ver¬ 
wickelt und manchen wertvollen Lünderbesitz verloren, — nur um sich der Zu¬ 
stimmung der Mächte zu versichern. Als er 1740 die Augen schloß, entbrannte 
trotzdem der Kampf um sein Erbe. Seine treffliche Tochter Maria Theresia trat 
mit fester Entschlossenheit die Nachfolge an. Der Kurfürst von Bayern aber 
glaubte ein näheres Anrecht auf den österreichischen Thron zu haben, und auch 
Sachsen, Frankreich und Spanien hofften einen Teil der Erbschaft an sich zu 
bringen. Allen zuvor aber kam Friedrich der Große mit seinen Ansprüchen auf 
die schlesischen Lande. Des letzteren ungestümer Angriff führte zu raschen Erfolgen; 
um diesen gefährlichen Gegner loszubringen, trat Maria Theresia 1742 fast ganz 
Schlesien an Preußen ab. Maria Theresias Gemahl, Franz Stephan von 
Lothringen, trug als Franz I. die deutsche Kaiserkrone (1745—1765); in Öster¬ 
reich blieb er trotz dieser Würde zeitlebens nur dem Namen nach Mitregent, während 
sich seine tatkräftige Gemahlin Maria Theresia in mannhaftem Ringen gegen zahl¬ 
reiche Feinde die Anerkennung als Herrscherin Österreichs zu ertrotzen wußte. Wenn 
sie auch im Siebenjährigen Kriege Schlesien endgültig an ihren großen Gegner verlor, 
so gelang es ihr auf der anderen Seite durch iveise Sparsamkeit, durch unablässige 
Sorge für die Hebung des Bauernstandes, durch Begünstigung des Handels und der 
Industrie, durch Gründung von Schulen und kluge Reformen in der Verwaltung, 
den Wohlstand ihres Volkes zu einer gewissen Blüte zu bringen und den Zustand 
ihrer Erblande wesentlich zu verbessern. Ihr leutselig-schlichtes Wesen, ihre hervor¬ 
ragende Begabung, ihre Tatkraft, die sich mit Herzensgüte und kluger Mäßigung 
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