Full text: Badisches Realienbuch

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35. Seefalz. Besonders reichhaltig an Salz ist auch das Meer. Jedoch hat dieses 
Salz einen etwas bitteren Beigeschmack, weshalb es weniger als Tischsalz, wohl aber 
zum Einsalzen der Fische verwertet wird. Man gewinnt das Seesalz in sogenannten 
Salzgärten. Das sind flache, mit niedrigem Damme umgebene Becken. Sie werden 
von Zeit zu Zeit mit Seewasser gefüllt, das dann durch Sonne und Wind so 
weit zum Verdunsten gebracht wird, bis die Sole etwa 27 °/0 Salz enthält. Diese 
Sole pumpt man in besondere Becken, in denen sich dann das Salz in kleinen 
Würfeln abscheidet. 
36. Steppenlalz. In manchen Gegenden „wittert" (blüht) das Salz aus 
dem Erdboden und bedeckt ihn wie Reif. Der Boden ist hier nämlich mit Salzwasser 
durchtränkt. Durch Verdunstung des Wassers aber bleibt das Salz an der Ober¬ 
fläche zurück und überzieht die Fläche weithin. Auf diese Weise entstehen die Salz- 
steppen Südamerikas, Nordafrikas und Asiens. 
37. Verwertung äes Nocksalzes. Das Salz ist das unentbehrlichste Gewürz. 
Nährstoffe selbst enthält es nicht, aber es dient dazu, die Speisen verdaulicher und 
daher nahrhafter zu machen. Die meisten Speisen sind ohne Salz fast ungenießbar, 
und ohne Salz würde es uns gar nicht möglich sein, Fleisch auf längere Zeit vor 
Fäulnis zu schützen. Solbäder üben auf viele Kranke sehr heilsame Wirkungen aus. 
38. Katrimn. Wenn man durch geschmolzenes Salz einen starken galvanischen 
Strom leitet, so zersetzt er das Kochsalz in seine Bestandteile: an dem einen Ende (Pol) 
des Schließungsdrahtes entwickelt sich ein gelblich grünes Gas, an dem anderen sieht 
man Metallkügelchen. Das Gas nennt man Chlor, das Metall Natrium. Natrium ist 
ein Leichtmetall, d. i. ein Metall, dessen Eigengewicht nicht über 5 beträgt. Schabe es! 
Es glänzt wie Silber, überzieht sich aber schnell mit einer weißen Schicht (durch Ver¬ 
bindung mit Sauerstoff). Wirf mit Vorsicht ein nicht ganz erbsengroßes Stück Natrium 
auf kaltes Wasser! Es schwimmt zischend umher, wird kleiner und verschwindet zuletzt. 
Wirf es auf warmes Wasser! Es erscheint eine gelbliche Flamme. Das Natrium ver¬ 
bindet sich nämlich mit dem Sauerstoffe des Wassers zu Natriumoxyd. (S. 61.) Dadurch 
wird Wasserstoff frei, und es entwickelt sich eine solche Wärme, daß sich der Wasserstoff 
entzündet. Dampft man die Flüssigkeit ab, so bleibt eine weiße Salzmasse zurück, die 
ätzend wirkt und Ätznatron heißt. Es besteht aus einer Verbindung von Natrium, 
Sauerstoff und Wasserstoff. Im großen wird es aus Soda hergestellt. 
39. Oblor. a) Schütte in ein Kochfläschchen 1 Teil Kochsalz und 1 Teil 
Braunstein und gieße 4 Teile verdünnte Schwefelsäure darüber! Alsdann verschließe 
das Fläschchen mit einem durchbohrten Korke, durch den eine zweischenklige Glas¬ 
röhre geht, deren einer Schenkel ziemlich auf den Boden einer offenen Flasche reicht. 
Hierauf erwärme das Kochfläschchen gelind über einer Spiritusflamme! Durch die 
Glasröhre steigt ein gelblich grünes Gas in die andere Flasche. Dieses Gas ist Chlor. 
Es ist giftig. Beim Einatmen verursacht es Bluthusten, ja, es kann tödlich wirken. 
b) Leite das Chlor in eine Flasche mit Wasser von etwa -ff 12° G.! Das 
Chlor ist verschwunden. Das Wasser hat es aufgelöst und „verschluckt" (1 l Wasser 
2Vs l Chlor). Dadurch ist Chlorwasser entstanden. 
e) Wirf ein Rosenblatt oder ein angefeuchtetes, gefärbtes Kattunläppchen in 
das Chlorwasfer! Blatt und Kattun werden bleich. Die Farbe verschwindet. 
Chlorwasfer zerstört alle Pflanzenfarben. Es hat nämlich große Neigung, sich mit 
Wasserstoff zu verbinden. Da nun alle Tier- und Pflanzenstoffe Wasserstoff enthalten, 
so werden sie vom Chlor zerstört, und zwar tierische Stoffe am schnellsten. Deshalb 
lasten sich auch Tintenflecke durch Chlorwasfer entfernen.
	        
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