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des dreißigjährigen Krieges. 
Wimpfen (6. Mai 1622). Durch Tücke des Schicksals und durch Tillv's 
Ucbermacht ward zwar der hochherzige Markgraf geschlagen, aber der Helden¬ 
tod seiner 400 Pforzheim er, jenem der spartanischen Schaar bei T h er¬ 
mo pula zu vergleichen, beschämte und erschreckte den trozigen Sieger, und 
bereicherte Teutschlands Geschichte mit einem durch alle Zeiten strahlenden 
Beispiel männlicher Seelengröße *). 
Die mächtigeren Fürsten begeisterte jedoch das Beispiel nicht. Sie buhl¬ 
ten um des Kaisers Gunst — wie zumal Sachsen und Brandenburg, — 
oder zitterten vor seiner Rache. Selbst der Pfalzgraf Friedrich entfloh zum 
zweitenmal, und entließ sogar — des Kaisers Gnade sein Schicksal anheim¬ 
stellend — den tapfern Mannsfeld und seinen Freund, den Herzog Chri¬ 
stian, welcher inzwischen bei Höchst (19. Juni) Til-ly's schwere Hand 
gleichfalls empfunden, aus seinem Dienste, welchem sic so großmüthig sich ge¬ 
weiht hatten. Dieses half dem Pfalzgrafen wenig. Der Kaiser, ohne Gnade 
für Ihn, verlieh auf dem Kurfürstentage zu Regens bürg (1623) die pfäl¬ 
zische Kurwürde an den Herzog Maximilian von Baiern; der Kurfürst von 
Sachsen, der natürliche Beschüzer der evangelischen Kirche in Tcutschland, 
gab dazu seine Beistimmung, nachdem der Kaiser ihm die Lausiz zum erbli¬ 
chen Pfand für die aufgewandten Kriegskosten eingeräumet. 
Nur Manns seld und Herzog Christian verzagten nicht. Nachdem sie 
eine Zeit lang den Holländern wider Spanien gedient, erschienen sie aber¬ 
mal in Tcutschland. Der ni cd er sächsische Kreis empfing die gefährlichen 
Beschüzer Aber noch einmal siegte Tilly bei Loo (6. August 1624), wor¬ 
auf kein Feind mehr wider den Kaiser in Waffen stand. Auch Beth len 
Gabor von Siebenbürgen, welcher, von dem Grafen von Thurn und 
anderen Flüchtlingen ermuntert, während des teutschen Krieges zweimal den 
Stillstand gebrochen und selbst nach der Krone Ungarns gegriffen hatte, er¬ 
neuerte, durch einige Abtretungen beschwichtigt, den Frieden. In dem Kriege 
wider Ihn hatten jedoch die tapferen Feldherren des Kaisers, Boucquoi 
und Dampierre, den Tod gefunden 
') Die Rohheit jener Zeiten gewährte der großen That die ihr gebührende Verherrlichung 
durch Denkmal und Rede nicht; fortwährender Kriegslärm betäubte das damals lebende 
Geschlecht. Doch ist der Heldentod der Pforzheimcr (des weißen Regiments) in den gleich¬ 
zeitigen Chroniken aufgezeichnet, und ein neuer vaterländischer Redner, Ernst Ludwig 
Posselt, hat ihn durch würdige Lobpreisung gefeiert.
	        
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