Full text: Bayerisches Realienbuch

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Europa — 
Pyrenäische Halbinsel. 
Gebirge, Hoch- und Tiefebenen. 
Die Form der Hochebene herrscht vor, die Tiefländer haben im Ver- 
gleich mit jenen eine sehr geringe Ausdehnung; und da die Küstenebenen, 
wo überhaupt solche vorhanden, gleichfalls sehr schmal sind, so ist die Schiff- 
barkeit der in raschem Laufe aus dem Hochlande herabkommenden Ströme 
und damit auch die Zugängigkeit des durch ein Hochgebirg vom übrigen 
Europa abgeschlossenen Landes eine verhältnismäßig geringe, besonders da 
die Flüsse, weil nicht von Schnee- und Hochgebirgen kommend und durch 
regenarme Plateauländer fließend, auch an Wasserarmut leiden und oft an 
ihren Mündungen überdies noch durch Sand- oder Felsenbarren ge- 
sperrt sind. 
Im ganzen betrachtet, ist die vertikale Gliederung der Halbinsel eine 
sehr einfache: an der Nordseite wie an der Südküste ist je eine Hochge- 
birgskette, deren Gipfel über die Schneelinie emporsteigen. Landeinwärts 
schließt sich an jedes der beiden Hochgebirge eine Tiefebene, an die 
Pyrenäen die aragonische am Ebro, an die Sierra Nevada die bedeutendere 
andalusische am Guadalquivir. Den Kern des Landes bildet eine centrale 
Hochebene, imN.,O.und S. von Randgebirgen umrahmt und durch 
ein mittendurch ziehendes Scheidegebirg in eine nördliche und eine süd- 
liche Hälfte geschieden. Den Nordrand bildet das cantabrisch-asturische Ge- 
birg, die westliche Fortsetzung der Pyrenäen; zwischen Duero und Tajo er- 
streckt sich das castilianische Scheidegebirg unter verschiedenen Namen, den 
Südrand bildet das andalusische Scheidegebirg, und die östliche Umrahmung 
der nach W. und SW. geneigten centralen Hochebene bezeichnet man als 
iberische Berge. 
l) Die Pyrenäen von C. Creus bis zum biscayischen Golf 57 Mln. lang; 
sie sind ein unwegsames Gebirge, das die beiden anliegenden Länder fast immer auch 
politisch trennte, haben Mangel an Querthälern — das einzige von Bedeutung ist 
Ar an an der obern Garonne, in der Mitte des Gebirges — und Pässen, und die 
Kammhöhe ist meist sehr bedeutend; die Hauptverbindungsstraßen liegendeshalb am Ost- 
und Westende. Nach der spanischen Seite ist der Absturz steiler; da aber hier ein Berg- 
land vorgelagert ist, erscheinen sie doch von Frankreich imposanter, weil sie hier zu einer 
Tiefebene abfallen. Das mittlere Drittel, aus 2 Parallelketten bestehend, heißt mit 
Recht Hochpyrenäen, denn der Pic de Gerrere (nördlich von Andorra) hat über 
3090, der Mont Perdü 3404 in., und der furchtbar zerklüftete Gebirgsstock Mala- 
detta (Quellgegend der Garonne) erhebt sich im Pic Anethon bis 3483 m. (10722'), 
beide letztere auf spanischem^Boden. Zwischen diesen beiden und auch noch westlich vom 
Mont Perdü bis zum Pic du Midi d'Ossau (2885 rn.) ist eine Reihe von Hoch- 
gipfeln >.Pic Posets, Vignemalaic.), die jenen an Höhe wenig nachstehen. Der 
Kamm dieses 20 Meilen langen Zuges ist stets 2500 m., meist unzugänglich, besonders 
schroff und steil auf der spanischen Seite, mit zerrissenen Felswänden, mit tiefen Seen
	        
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