Full text: Bayerisches Realienbuch

Asien. 
(44 mal Europa — 830 M. E. 600 M. Heiden; 80 M. Mohammedaner.) 
Klima. Asien liegt mit seinem weitaus größten Teile in der gemäßigten Zone; 
doch reicht es nach S. hin in die heiße, nach N. hin in die kalte Zone hinein. Die 
gewaltige Ländermasse, die dieser Erdteil bildet, ist im Innern den mildernden Ein— 
flüssen des Meeres nicht zugänglich. Im Innern sind zwei große Hochländer: das 
östliche, Zentralasien, und das westliche, Jran und Vorderasien. Da die Seewinde 
durch hohe Gebirgsmauern vom Binnenlande abgehalten werden, so bringen sie für 
Innerasien nur wenig Regen mit. Dazu kommt noch, daß die überaus hohen und 
weitausgedehnten Hochflächen mit ihrer dünnen, wolkenlosen Luft ebensosehr zu 
rascher Erhitzung als zu jäher Abkühlung geneigt sind. Hieraus erklärt sich haupt— 
sächlich das strenge Festlandsklima mit heißen Sommern und kalten Wintern, sowie 
die große Dürre, die in Arabien, Persien, Zentralasien u. a. Gegenden zu finden 
ist. Auch die Hauptrichtung der Gebirge Asiens von Westen nach Osten ist für das 
Klima von großer Bedeutung, da die Bergketten gleich einer Mauer die Abkühlung 
des heißen Südens durch Nordwinde und die Erwärmung des Nordens durch 
Südwinde verhindern. 
NDas rullische Hlien. (UÜber 1 mal so groß wie Europa — 30 M. E.) 
Das russische Asien umfaßt Sibirien, Turän oder Westturkistan und Kaukasien. 
Ein mächtiger Gebirgsrand: Altai, Kaukasus usw. verschließt im Süden den warmen Lüften 
den Zugang, während die Ebene im Norden den kalten Winden ungehindert den Eintritt ge— 
stattet. Daher herrschen hier sehr kalte Winter, während die Sommer infolge des Festlands— 
klimas verhältnismäßig heiß sind. In Jakutsk, wenig nördlicher als Bergen gelegen, sinkt 
die Temperatur im Winter nicht selten auf 600 O unter 08, während sie im Sommer zuweilen 
auf 200 Oüber O steigt. Die große sibirische Tiefebene wird von gewaltigen Flüssen, dem 
Ob, Jenisséi und der Lena, durchströmt. Da die Flüsse fast d Monate des Jahres hin— 
durch mit Eis bedeckt sind, so haben sie für die Schiffahrt geringen Wert. Die Halbinsel 
Kamtschatka ist mit einer Doppelreihe tätiger Vulkane besetzt, die z. T. die Höhe des Mont⸗ 
blane haben. 
1. Sibirien. a) Klima. Tierwelt. Nordsibirien ist eine endlose Einöde voller 
Eis und Schnee. Der Süden hat ein sehr erträgliches Klima, weshalb hier auch in 
den weiten, fruchtbaren Ebenen Getreide und Früchte aller Art gut gedeiheñn. Etwas 
weiter nach der Mitte des Landes zu gelangen wir in das Reich der Nadelwälder. 
Hier sind nur noch die Täler angebaut. In den endlosen Wäldern ist die Heimat 
des Zobels, des Hermelins, des Bibers u. a. Pelztiere. Als Haustiere finden wir 
nur das Renntier und den Hund. Ganz im Norden dehnt sich eine endlose Steppe, 
die Tundra, aus. Wenn hier im Winter die orkanartigen Nordwinde vom Eismeere 
her wehen, dann ist die Kälte fürchterlich. 
b) Bewohner. Sibirien ist seines rauhen Klimas sowie der vielen Sümpfe 
und Seen wegen sehr schwach bevölkert. In ganz Sibirien wohnen nur 534 Millionen 
Menschen, also nicht so viel wie in der Stadt London, und auf 5 qkm kommen im 
Durchschnitt nur 2 Bewohner. Die Bewohner sind teils halbwilde Jägervölker, 
wie die Samojeden und Jakuten im Norden, teils eingewanderte russische Kolonisten, 
teils von Rußland hierher verbannte Verbrecher. Die Verbrecher werden je nach 
dem Grade ihrer Strafe als Pelzjäger oder Bergwerksarbeiter beschäftigt, zum 
größten Teile aber in die Kolonien geschickt. 
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