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Wurzeln und Blätter (die Zwiebelschalen). Nur sind die Blätter nicht wie ge¬
wöhnlich flach ausgebreitet, sondern sie umschließen einander. Desgleichen fehlt
ihnen die grüne Farbe der Laubblätter. In den Achseln der Zwiebelschalen
bilden sich, von diesen geschützt, während des Sommers die jungen Zwiebeln
(Brutzwiebeln). Aus ihnen entwickeln sich im nächsten Jahre neue Pflanzen.
Nach unten sendet der Zwiebelkuchen, ähnlich wie wir dies bei einem gewöhnlichen
Stamme finden, zahlreiche Wurzeln in die Erde.
2. Die Blätter bilden breit lanzettliche Rinnen. (Wozu? S. 194.) Den
Schaft umfassen sie unten wie eine Scheide, um sich fest zu stützen. Sie er¬
scheinen blangrün; wo man mit dem Finger darüber fährt, wird das Blatt
dunkelgrün. Die Haut ist mit einer dünnen Wachsschicht bedeckt, die sie vor zu
starker Verdunstung schützt.
3. Blüte. Die Blüte hat sechs große muldenförmige Blumenblätter, die
sich in zwei Kreise so ordnen, daß die drei Blätter des einen Kreises in den
Lücken derer des zweiten stehein Gewöhnlich meint man, die Blütenblätter
seien der wichtigste Teil der Blüte. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie bilden
nur eine Schutzhülle und laden durch ihre bunte Farbe wie ein Wirtshausschild
die Insekten zum Honig ein. Die wesentlichsten Teile der Blüte sind Staub¬
blätter und Stempel, da durch sie allein die Bildung der Frucht bewirkt wird.
Die Staubfäden sind kurz und dick und tragen als Fortsetzung die großen Staub¬
beutel. In diesen entwickelt sich der Blütenstaub. Bei der Reife springt das
Beutelchen auf, der Staub fällt heraus und wird vom Winde oder von Insekten
von Blume zu Blume getragen. In der Mitte der Staubblätter steht der Stempel.
Der obere Teil des Stempels heißt Narbe, der untere Fruchtknoten, dessen Wände
Fruchtblätter. Bei den meisten Pflanzen findet sich zwischen Fruchtknoten und
Narbe noch der Griffel oder Staubweg. Bei der Tulpe fehlt er. Die Narbe
sitzt unmittelbar auf dem großen Fruchtknoten. Auf der Narbe befindet sich eine
klebrige Flüssigkeit, die den Blütenstaub festhält, der von Insekten dorthin getragen
wird. Jedes Staubkorn treibt einen Schlauch, der in den Fruchtknoten hinein¬
wächst. Hier stehen viele Samenanlagen. An eine von ihnen legt sich der Schlauch
an und gibt ihr ein winziges Tröpfchen von seinem Safte. Dadurch wird die
Samenanlage angeregt, sich zum Samen zu entwickeln.
Selbstbestäubung und Fremdbestäubung (Kreuzung).
Man nimmt gewöhnlich an, daß der Blütenstaub auf die Narbe derselben
Blüte fällt und so die Befruchtung bewirkt. (Selbstbestäubung.) Allein dies ist
häufig nicht der Fall. Bei den meisten Pflanzen findet eine Befruchtung nur
dann statt, wenn der Blütenstanb auf die Narbe einer anderen Blüte gelangt.
Diese Art der Befruchtung heißt Fremdbestäubung (Kreuzung). Sie wird ent¬
weder vom Winde, von den Insekten oder auch künstlich (vom Gärtner) besorgt.
Man kann einen solchen künstlichen Versuch leicht an zwei Tulpen in verschiedenen
Töpfen und Zimmern ausführen. Zur Blütezeit streicht man nämlich mit einem
Pinsel den Blütenstaub einer Tulpe ans die Narbe derselben Blüte und auch auf
die der andern. Auch zwischen zwei ungleichen Arten, z. B. zwischen rankenden
und nicht rankenden Bohnen, kann eilte Kreuzung stattfinden. Durch die Kreuzung
werden nicht bloß kräftigere Pflanzen, sondern auch farbenreichere Blüten erzeugt.