Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

198 
Das Stiefmütterchen unserer Gärten ist dafür der beste Beweis. Bis zum Jahre 
1810 war es in seiner jetzigen Pracht unbekannt, es wuchs nur auf dem Felde. 
Da erwählte es eine junge Engländerin zu ihrer Lieblingsblume und verpflanzte 
es in ihren Garten. Ihr Gärtner nahm sich des Blümchens an, und durch 
Pflege des Bodens und durch Kreuzung gelang es ihm bald, die prächtigsten 
Arten zu gewinnen. 
8. Oer Kirsckbaum. 
1. Blüte. Der Blütenstiel ist oben wie ein Kelch erweitert. Diese Er¬ 
weiterung heißt Blüten- oder Fruchtboden, weil darauf die Blüte und die 
Frucht ruhen. Am Rande dieses Bodens stehen Kelch-, Blüten- und Staub¬ 
blätter. Koste den Blütenboden! Er schmeckt süß, denn 
.er ist mit Honig überzogen. Daher besuchen die Bienen 
die Kirschblüte gern. Durch das leuchtende Weiß 
werden sie angelockt. 
2. Wie die Kirsche entsteht. Wenn die Biene 
kommt, Honig zu naschen, so setzt sich der Blüten¬ 
staub an ihren Härchen fest. Später wird er an dem 
Stempel einer anderen Blüte abgestreift, der ihn mit 
seiner klebrigen Narbe festhält. Ein Staubkorn genügt, 
um die Samenanlage im Fruchtknoten zu befruchten. 
Darauf vertrocknet die Blüte und der größte Teil 
Süßkirsche. be3 Blütenbodens. Der Fruchtknoten schwillt an und 
bildet sich mit seiner Hülle zur Kirsche aus, indem die 
Wand sich in Haut, Fruchtfleisch und die hartholzige Steinwand gliedert. (Be¬ 
deutung der Teile!) — Von dem Steine haben die Kirschen (Pflaumen usw.) 
den Namen Steinfrucht erhalten. Hüte dich, Kirschkerne zu verschlucken! 
3. Kirschsliege. Nicht selten finden sich Maden in den reifen Kirschen. 
Sie rühren von der Kirschfliege her, die ihre Eier in die jungen Kirschen legt. 
Die Maden verpuppen sich in der Erde unter dem Kirschbaume. Umgrabe den 
Baum und stampfe die Erde Anfang Mai, ehe die Fliege auskriecht! 
9. Knospen. 
Brich vor Entfaltung der Blüten und Blätter Zweiglein von verschiedenen 
Bäumen! Deutlich noch siehst du die Narben, die die Blätter hinterließen, als 
sie im vergangenen Herbste vom Baume fielen. Über jeder Narbe aber hat sich 
schon im vorigen Spätsommer eine Knospe gebildet, worin wohlverwahrt Blätter, 
Blüten oder Triebe des nächsten Jahres schlummern. Lederartige Schalen, oft 
auch dicht stehende Haare, umschließekk die zarten Gebilde so eng und dicht, daß 
ihnen selbst die grimmigste Kälte nichts anhaben kann. Berühre die Knospen 
der Roßkastanie im Frühjahre, wenn sie aufbrechen wollen, mit dem Finger! 
Sie sind klebrig. Suche andere klebrige Knospen! Die klebrige Masse ist ein 
harzartiger Stoff; sie dient dazu, die Knospenschuppen fest miteinander zu ver¬ 
kleben und so das Eindringen der Külte und Feuchtigkeit zu verhindern. Wenn 
der Saft im Frühjahre in die Bäume steigt, gelangt er auch in die Knospen. Sie 
schwellen an, die Hülle zerplatzt, und die jungen Blätter unb Blüten dringen hervor.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.