Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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nennt man Sporenpflanzen, zum Unterschiede von den Samenpflanzen. Ans den 
Sporen entwickelt sich zunächst ein herzförmiger Vorkeim. Ans diesem wachsen 
Behälter hervor, ans welchen Befrnchtnngsfäden ausschlüpfen. Diese schwimmen 
im Wasser, das den Vorkeim bedeckt, umher. Sie rudern zu anderen Behältern, 
von denen jeder im Innern ein Ei birgt. Ein Faden befruchtet ein Ei; und 
aus diesem wächst ein neues Farnkraut. Keimversuch: Auf ein Stück Torf streue 
Sporen, lege es in einen Teller mit Wasser und stülpe ein Glas darüber, so daß 
unten am Rande die Luft durch kaun. Ort: warm, aber nicht sonnig. 
49. Das golclene frauenbaar (Haarmoos). 
1. Der Bau der Moosblätter weicht von dem der Blätter höherer Pflanzen 
mehrfach ab. So bemerkt man z. B. in den Moosblättern außer der Mittel¬ 
rippe keinerlei Blattgefäße. Auch fehlt den Blättern die Oberhaut, 
weshalb die Ausdünstung bei ihnen viel schneller vor sich gehen kann. 
Daher schrumpfen sie bei anhaltender Wärme leicht zusammen, quellen 
aber bei feuchter Luft auch schnell wieder auf. 
2. Befruchtungswerkzeuge. Auch das Moos gehört zu den 
Sporenpflanzen. Es sind zweierlei blütenähnliche Gebilde vor- 
handen:, solche, die den Stempelblüten, und solche, die den Staub¬ 
blüten gleichen. Sie stehen stets gesondert auf verschiedenen Pflanzen 
und zwar am Gipfel der Stengel. Diejenigen, welche den Staub¬ 
blüten gleichen, werden aus rötlichen Blattrosetten gebildet. Sie blühen 
im Mai. Diejenigen, welche den Stempelblüten gleichen, bestehen 
aus zarten, farblosen Blättern. Aus ihnen bildet sich die Mooskapsel. 
3. Die Mooskapsel (a) entwickelt sich unter einer schützenden 
Hülle, der Haube (b). Diese ist mit dichtem Filze besetzt. Lösen 
wir sie ab, so sehen wir das Deckelchen der Kapsel. Zur Zeit der 
Reife fallen Haube und Deckel als nutzlos ab, und wir bemerken 
dann unter dem Deckel das Trommelfell, eine zarte Haut, die die 
Sporen (S. 230) bis zur Reife zurückhält. Die obere Öffnung der 
Kapsel (der Mund) ist mit vielen Zähnchen besetzt. Zur Zeit der 
Reife bilden sich zwischen ihnen und dem Trommelfelle kleine 
Öffnungen wie beim Mohnkopfe, durch die die Sporen ihren Aus¬ 
gang finden. Ihre Verbreitung wird durch den Wind besorgt. Der 
lange elastische Stiel dient als Schleuder. Aus der Spore entwickelt 
sich erst ein Vorkeim und aus diesem das Moos. Der Vorkeim hat 
hier die Gestalt eines verzweigten grünen Fadens. Man findet ihn 
oft auf Blumentöpfen und Walderde. (Keimversuch wie oben.) 
4. Nutzen. Im Herbste nimmt das Moos Eicheln, Bucheckern 
u. a. Samen auf, umhüllt sie warm und bringt sie so im Frühlinge 
zum Keimen. Zahlreichen Käfern und Raupen gewährt es Obdach. Haarmoos. 
Tief unter der Moosdecke halten Hummel und Wespe ihren Winter- a. oberer Steugei- 
schlaf, und dem Wilde gewährt es ein sanftes Lager. Die Moose ¡^®eJorens 
sind von großer Bedeutung für die Regelung der Bewässerung. 
Schon ein Frauenhaarrasen vermag viel Regenwasser aufzunehmen; in höherem 
Grade geschieht dies durch noch dichter stehende Moose; am weitesten geht diese
	        
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