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XII. Die Wiele im Berbite.
Im Juni hat der Landmann die Wiese zum erstenmal gemäht. Vor der scharfen
Sense sanken die Grashalme nieder, und bald glich die Wiese einer kahlen Fläche. Aber
die Gräser ruhten nicht. Bald trieben die Wurzelstöcke neue Sprosse hervor, und noch
einmal schmückte sich die Wiese mit einem grünen Kleide, durchwebt von den weißen
Dolden der wilden Möhre, den bläulichen Blüten der Zichorie, Glockenblume, Skabiose
usw. Ende September stellen die Grashalme ihr Wachstum allmählich ein. Dann er¬
scheint der Landmann zum zweitenmal mit der Sense, und nun wird das Grumt ge¬
mäht. Mit der Blütenpracht ist es jetzt auf der Wiese vorbei. Nur auf einigen Wiesen
zeigt sich — ein Wunder fast zu schauen — in violettem Schimmer die blattlose Blüte
der giftigen Herbstzeitlose. Tief unten in der engen Röhre der Blütenhülle, die bis zur
Zwiebel hinabreicht, bildet sich der Same, geschützt gegen die Kälte des Winters. Im
nächsten Frühjahre aber erst entwickeln sich die Blätter, mit denen zugleich die Frucht¬
kapsel aus der Erde hervortritt.
73. Die wilde (ßöbre.
1. Tie Wurzel der Möhre besteht aus einer spindelförmigen Hauptwurzel
mit seitlichen, meist schwachen, Verzweigungen. Schneiden wir die Wurzel auf,
so unterscheiden wir deutlich die Rinde und das Mark. Durch künstliche Zucht
ist es gelungen, aus der wilden Möhre die Gartenmöhre zu ziehen. (S. 224.)
2. Zweijährige Pflanzen. Im ersten Jahre bringt die Möhre nur Wurzel
und Blätter hervor; die Blüten dagegen entwickeln sich erst im zweiten Jahre.
Man nennt derartige Pflanzen
zweijährige, zum Unterschiede
von den einjährigen, die (wie
die Bohne, die Erbse u. a.) bereits
im ersten Jahre Blüte und Frucht
entwickeln und alsdann absterben.
In der Wurzel der Möhre ist
viel Nahrungsstosf aufgespeichert,
namentlich Zucker und etwas
Stärke. Diesen Nährstoff ver¬
wendet die Möhre im zweiten
Jahre bei der Entwickelung ihrer
Blüte. Daher verliert die Wurzel
alsdann den süßen Geschmack und
wird holzig.
3. Dreifach gefiederte Blätter.
Die Blätter sind gefiedert, jedoch 1. Strahlende Blüte von außen. 2. Mittlere Blüle von innen.
—^. — 2 (3 - c. rc„r r 3 Blumenblatt. 4. 5. Stempel ganz und halbiert. 6. 7. Frucht
etwas auderv alv bei der Erbse, ganz und im Querschnitt. — gp. ©riffclpolftcr, br. kurzborstige
denn die Fiederblättchen teilen sich Hauptrippen, nr. bestachelte Nebcnrippen, Ö. Ölgängc, 1. Luftlücke,
wieder in kleinere Fiederblättchen ng’ 3ulf,r9en,cbc-
und diese wiederum ebenso. Dadurch entstehen dreifach gefiederte Blätter.
Welchen Vorteil gewähren sie der Pflanze? Auf den Blättern lebt die Raupe
des Schwalbenschwauzes.
4. Zufammengefetzte Dolde. An einem gemeinschaftlichen Punkte eut-
spriugen eine Anzahl kleiner Blütenstiele, die sich wie Strahlen ausbreiten.
Jeder Strahl verzweigt sich an der Spitze abermals und bildet dort ein Doldchen
Mohrrübe.