Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Eisensalzen vermischt. (Gallustinte.) Vielfach bereitet man heute die Tinte aus 
Blauholz. Auch in der Rinde ist viel Gerbsäure enthalten; diese gebraucht der 
Lohgerber zum Gerben. Nachdem er die Häute enthaart und von Fleisch- und 
Fetteilen gereinigt hat, werden sie mit der in der Lohmühle gemahlenen Eichen¬ 
rinde, Lohe genannt, in einer Grube aufgeschichtet. Dann füllt man die Grube 
mit Wasser, das der Lohe die Gerbsäure entzieht. Die Gerbsäure dringt in die 
Poren der Felle ein, verbindet sich mit dem tierischen Leime zu einer unauflös¬ 
lichen Masse und verwandelt so die weichen Häute in zähes Leder. 
75. Die Kiefer» II. (S. 209.) 
1. Zapfen. Aus den Stempelkätzchen der Kiefer haben sich während des 
Sommers grüne Zapfen entwickelt. Sie bestehen aus einer Spindel mit vielen 
Schuppen (Deckblättern), die sich wie ein Schutzdach über die Samen legen. Im 
ersten Jahre stehen sie aufrecht, im zweiten aber wenden sie sich langsam nach 
unten. Ihre Schuppen öffnen sie erst im Frühlinge des dritten Jahres und ent¬ 
lassen dann den Samen, der sich nüt seinem Flughäntchen wirbelnd dreht und 
vom Winde fortgetrieben wird. Während des nun folgenden Sommers ver¬ 
trocknen die Zapfen und fallen ab. 
2. Harz. Ritzt man den Stamm, so dringt ein klebriger Saft hervor, ge¬ 
wöhnlich Harz, richtiger Terpentin genannt. Es schützt, wie das Kirschgummi, 
die Wunde vor Luftzutritt und Wundfäule. Durch Abdampfung des Terpentins 
mit Wasser gewinnt man Terpentinöl. Durch weiteres Erhitzen des Rückstandes 
erhält man Kolophonium. Bei ‘ der trockenen Abdampfung harzreichen Holzes 
erhält man neben Kienöl besonders Holzessig und Teer. Auch das weiße Pech 
wird durch Schmelzen aus dem Harze erzeugt. Vermischt man weißes Pech mit 
dem Rückstände der Teerabdampfung, so gewinnt man schwarzes Pech. Wird 
harzreiches Holz bei ungenügendem Luftzutritte verbrannt, so bildet sich Kienruß. 
76. Oer P)afelftraucb» 
1. Kätzchenbildung im Herbste. Es ist Herbst. Der Haselstrauch aber scheint 
sich in der Jahreszeit geirrt zu haben; denn an seinen Zweigen haben sich 
bereits die neuen Staubkätzchen ausgebildet, als ginge es auf den Frühling los. 
Freilich, öffnen dürfen sie sich wegen der Kälte nicht, vielmehr sind sie durch 
Schuppen verschlossen. Erst die kommende Märzsonne entfaltet sie. Dann 
öffnen sich auch die Stempelblüten, die im Winter wohlverwahrt in Knospen 
ruhten, und lassen ihre Narben als purpurne Fäden hervortreten, um den 
Blütenstaub aufzufangen. 
2. Haselnüsse. Ihre harte Schale umschließt den süßen Kern, der die zu¬ 
künftige Pflanze in sich birgt. Die glockenförmige Schutzhülle, die die Nuß um¬ 
gibt, ist aus kleinen Schutzblättchen entstanden, die sich an der Stempelblüte 
finden. — Das bekannte Loch in der Haselnuß stammt von einer Made her, die 
wir als „Wurm in der Nuß" zu bezeichnen pflegen. Ein kleiner Käfer, der 
Haselnußrüsselkäfer, bohrt nämlich mit seinem spitzen Rüssel ein Loch in die eben 
erst gebildete Nuß und legt ein Ei hinein. Aus dem Ei entwickelt sich dann eine 
weiße Larve, die sich an dem süßen Kerne gütlich tut und sich später aus der 
harten Schale herausbohrt, um sich in der Erde zu verpuppen.
	        
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