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3. Niederlage der Protestanten. Für den vertriebenen Fürsten kämpfte nun
besonders Christian von Braunschweig, Fürstbischof von Halberstadt und Bruder
des regierenden Herzogs von Braunschweig. Wegen seiner Kühnheit nannte
man ihn den „tollen Christian". Wie ein Ritter focht der junge Held mit dem
Handschuh der vertriebenen Gemahlin Friedrichs von der Pfalz am Hute für
ihre Sache. Er wurde jedoch bei Höchst a. M. 1622 vollständig von Tilly ge¬
schlagen. — 1626 starb der kühne Held. — Nach ihm nahm sich der König
Christian von Dänemark der protestantischen Sache an, erlitt jedoch bei Lutter
am Barenberge durch Tilly eine vollständige Niederlage (1626).
Am Morgen des Schlachttages glaubten die Kaiserlichen, ein feuriges Schwert am
Himmel zu sehen, mit der Spitze den Dänen zugekehrt. Tilly deutete das für ein günstiges
Zeichen. Er griff ungestüm an. Die Dänen wehrten sich tapfer, wurden aber vollständig
auseinander gesprengt. Ihr König entkam mit genauer Not mit 30 Mann nach Wolfen¬
büttel. — Nicht weit von Lutter findet man noch die Überreste der Dänenschanze, worauf
während der Schlacht die Kanonen gestanden haben sollen. Auch bei Hahausen sieht nian
noch Schanzen und Wälle aus jener Zeit, und auf dem Acker sind Waffenstücke und
Kugeln gefunden worden, die aus jener Schlacht herrühren.
Die- Dänen suchten sich nach der Schlacht noch in der Feste Wolfenbüttel zu halten,
hausten hier aber wie in Feindesland. Da kam Pappenheim und belagerte die Stadt. Um
sie zur Übergabe zu zwingen, ließ er das Wasser der Oker zwischen Groß-Stöckheim und
Leiferde durch einen Damm aufstauen. Dadurch kam das Wasser in Wolfenbüttel so hoch
zu stehen, daß man mit Kähnen in den Straßen fahren konnte. Nun mußte sich die Stadt
ergeben, und dadurch wurde Tilly Herr im ganzen Herzogtum. Die Kaiserlichen setzten sich
nun in Wolfenbüttel fest und hausten schrecklich im Lande. Die Dörfer wurden geplündert,
die Kirchen in Pferdcställe und Vorratskammern verwandelt, die Wälder abgehauen, und von
den Bewohnern erpreßte man große Summen. Der Herzog des Landes, Friedrich Ulrich,
rettete sich in die Stadt Braunschweig und schloß sich später den Schweden an, jedoch die
Befreiung seines Landes von den Feinden erlebte er nicht mehr. Er starb 1634, aber erst
«eun Jahre später verließen die Kaiserlichen unser Land. (Deutsche Jugend 4: Wolfenbüttel.)
4. Wollenstem. Tilly drang nun immer weiter nach Norden vor und er¬
focht Sieg auf Sieg. Der Kaiser aber besaß kein eigenes Heer. Er hatte alle
Siege dem Heere der verbündeten katholischen Fürsten zu verdanken. Da erbot
sich ein reicher Edelmann, namens Wallenstein, ihm unentgeltlich ein Heer von
20000 Mann zu stellen. Der Kaiser nahm das Anerbieten an, und in kurzer
Zeit stand das Heer schlagfertig da. Wallenstein erhielt den Oberbefehl. Er er¬
oberte nun bald ganz Norddeutschland und drang bis zur Ostsee vor. Die Her¬
zöge von Mecklenburg und Pommern vertrieb er. Zum Lohn bekam er ihr Land
mit dem Titel Herzog von Mecklenburg. In der Ostsee wollte er eine kaiserliche
Seemacht gründen. Als ihm die evangelisch gesinnte Hansastadt Stralsund die
Tore verschloß, rief er aus: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden
wäre, so müßte sie doch herunter!" Aber hier scheiterte zum erstenmal sein Glück.
Er mußte die Belagerung aufgeben und mit empfindlichem Verluste abziehen.
5. Wiedererstattungsbefehl. Inzwischen hatte der Kaiser den Befehl er¬
lassen, daß die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter herausgeben und die
katholischen Fürsten das Recht haben sollten, ihre protestantischen Untertanen mit
Gewalt zum katholischen Glauben zurückzuführen. Ein Schrei der Entrüstung
ging durch das protestantische Deutschland. Magdeburg wagte es, sich dem Be¬
fehle zu widersetzen, und schon rückte Pappenheim, Wallensteins Feldherr, heran,
um das „Ketzernest" zu zerstören. Da aber wurde plötzlich WaNenstein gestürzt.