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versetzt wird, die zugleich eine fortschreitende ist, da sie auf einer reibenden Unterlage, den
Schienen, erfolgt. Oben in dem Dampfkessel findet sich in V und V' (Abb. S. 341) je ein
Sicherheitsventil. Das Ventil in V' kann
vom Lokomotivführer beliebig geöffnet
werden. Das Ventil in V wird durch
eine Feder (W) mit einem Hebelarme
herabgezogen, öffnet sich aber von selbst,
sobald die Spannkraft des Dampfes in
dem Dampfkessel zu stark wird. Ohne
dieses Ventil könnte der Dampfkessel leicht
zerspringen. Bei X ist eine Dampfpfeife.
Die Kolbenmaschine wird jetzt von
der Dampfturbine verdrängt. In ihr setzt
der strömende Danrpf Räder ebenso in
Fig. 23. Bewegung, wie strömendes Wasser die
Wasserturbine treibt (S. 329). Blase in
den zum Versuch S. 323 benutzten Guminischlauch! Die seitlich ausströmende Luft bewegt
ihn viel stärker, als der Seitendruck des Wassers.
53. Verciunllung. a) Gieße Schwefeläther in ein flaches Schälchen! Der
Äthergernch ist bald überall im Zimmer wahrzunehmen. Die Flüssigkeit nimmt
ab und ist endlich ganz verschwunden. Sie hat sich in Dampf verwandelt. Ein
Aufsteigen von Dampfblasen und eine wellende Bewegung ist bei dieser Dampf¬
bildung nicht wahrzunehmen. Sie hat nicht im Innern, fonberu nur an der
Oberfläche der Flüssigkeit stattgefunden. Man sagt, der Äther ist verdunstet. Wie
Äther, so kann man Spiritus, Essig, Wasser, jede andere Flüssigkeit verdunsten
lassen. Verdunstung ist Dampfbildung an der Oberfläche einer
Flüssigkeit.
b) Beim Trocknen der Wüsche sieht es die Wäscherin gern, wenn es beim
warmen Sonnenscheine etwas windig ist, da dann die Wäsche schneller trocknet.
Auch hängt sie die Wüsche so auf oder breitet sie so aus, daß eiue möglichst
große Oberfläche der Wäsche dem Winde und der Sonnenwürme ausgesetzt ist.
(Warum?) — Luftzug, erhöhte Wärme und Vergrößerung der ver¬
dunstenden Oberfläche beschleunigen die Verdunstung. Daher öffnet
man in frisch gescheuerten Stuben Türen und Fenster, um Luftzug herzustellen.
Straßen trocknen beim Winde schneller als bei ruhigem Wetter. Flüssige Farbe
trocknet als dünner Anstrich ans Gegenständen weit schneller als im Farben-
tvpfe.
c) Befeuchten wir unsere Hände mit Wasser, so empstnden wir Külte. Um-
I)ülieit wir die Kugel eines Thermometers mit Leinwand und benetzen diese mit
Schweseläther, so sinkt beim Hin- und Herschwenken des Thermometers das
Quecksilber bisweilen unter Null herab. Durch jede Verdunstung wird der
Umgebung des verdunstenden Körpers Wärme entzogen. Daher erzeugt
selbst der wärmste Regen Abkühlung, und nach dem Besprengen der Straßen und
Gärten entwickelt sich hier trotz der größten Hitze eine angenehme Kühle. Darum
löscht Wasser auch Feuer aus. Läßt man nasse Kleider auf dem Körper trocknen,
so kann man sich leicht erkälten. Stellt man in ein Weinglas, das zur Hälfte
mit Schwefeläther gefüllt ist, ein Probiergläschen mit etwas Wasser und läßt
den Äther durch den Luftstrom eines Blasebalgs schnell verdunsten, so gefriert
das Wasser zu Eis.