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5. folgen der Entdeckung Amerikas. Die „neue Welt" beschenkte Europa mit 
Tabak, Mais und der Kartoffel. Die Gewächse Indiens: Reis, Zuckerrohr und 
Kaffee wurden in Amerika angepflanzt und gediehen in dem günstigen Klima vortrefflich. 
Europa konnte seinen Bedarf hier decken. Infolgedessen nahm der Welthandel seinen 
Weg nicht mehr über das Mittelmeer, sondern über den Atlantischen Ozean und ging an 
Spanien, Portugal und die Niederlande und später an England über. Allmählich änderte 
sich die Lebensweise in unserem Vaterlande. An die Stelle der Morgensuppe trat der 
Kaffee. Die Kartoffel wurde nach und nach zum Volksnahrungsmittel. Die Bauinwolle 
drängte Leinen und Wolle zurück. Das Tabakrauchen wurde trotz aller Verbote zur Sitte. 
IX. vis Kirchentrennung und der Dreißigjährige Krieg. 
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1. Ursachen. Im Laufe der Zeit, besonders in den letzten Jahrhunderten 
des Mittelalters hatten sich mancherlei Mißbräuche in die Kirche eingeschlichen. 
Obwohl dieselben von der Kirche nie gebilligt, sondern auf allen ihren allgemeinen 
Versammlungen eifrig bekämpft waren, dauerten sie doch fort. Die höhere 
Geistlichkeit, welche fast nur aus den fürstlichen und adeligen Familien hervor¬ 
ging, war verweltlicht und vernachlässigte oft ihre geistlichen Pflichten. Die 
niedere Geistlichkeit besaß vielfach nicht die nötigen Kenntnisse, um Angriffe 
ungläubiger Menschen, die sich gegen die Kirche und ihre heilige Lehre richteten, 
zurückzuweisen. Aus manchen Klöstern war die alte Zucht geschwunden. Das 
Volk war der Kirche durch die eingerissenen Mißbräuche zum Teil entfremdet. 
Eine große Habsucht und Willkür hatte sich fast aller Stände bemächtigt. Be¬ 
sonders suchten viele Fürsten sich die Güter der Kirche und der Klöster anzueignen. 
Der Adel war mit den Fürsten, die Zünfte mit den Patriziern zerfallen. Das 
Landvolk seufzte unter unerschwinglichen Abgaben und Frondiensten. 
2. Veranlassung. Nun schrieb der Papst Leo X. im Anfange des 16. Jahr¬ 
hunderts einen vollkommenen Ablaß aus. Dieser war für alle Gläubigen bestimmt, 
welche nach würdiger Beichte und Kommunion ein ihren Kräften entsprechendes 
Almosen zur Vollendung der prächtigen Peterskirche in Rom geben würden. 
Der hl. Vater wollte auf diese Weise das Almosen, das man zur Ehre Gottes 
beisteuerte, einem großen und heiligen Zwecke zuwenden. Mit der Verkündigung 
dieses Ablasses im nördlichen Deutschland beauftragte der Erzbischof von Mainz 
die Dominikaner. An der Spitze derselben stand der durch seine Frömmigkeit 
und volkstümliche Beredsamkeit hervorragende Johann Tetzel, welcher in allen 
Städten Sachsens unter großem Zulauf des Volkes predigte. Manche Glieder 
dieses Ordens mögen nun wohl die von der Kirche ausdrücklich vorgeschriebenen 
Ermahnungen zur Buße und Sinnesänderung dem Volke nicht genügend ans Herz 
gelegt haben. Dies gab hin und wieder zu einer falschen Auffassung des Ablasses 
von seiten mancher Gläubigen Veranlassung. 
3. Martin Luther. Um diese Zeit lebte als Lehrer an der Universität 
zu Wittenberg der Augustinermönch Martin Luther. Er war der Sohn eines 
Bergmanns und 1483 in Eisleben geboren. Da er schon früh eifrig lernte, 1483 
so schickte ihn sein Vater zuerst auf die Gymnasien zu Magdeburg und Eisenach 
und später auf die Universität in Erfurt. Nach dem Willen seiner Eltern 
studierte er dort zuerst die Rechtswissenschaften. Später wurde er durch den 
Liekefett. Realienbuch, B. 4
	        
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