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Deutschland mußte auch imstaude sein, sich selbst zu schützen. Die großen Er¬ 
folge, die das deutsche Heer erkämpft hatte, konnten nur durch eine starke Wehr¬ 
kraft gegen neidische Feinde gesichert werden. Darum sorgte der Kaiser unab¬ 
lässig für die Vermehrung und Verbesserung des Heeres und der Flotte. 
Im Kriege kann Deutschland heute über 4 Millionen Soldaten aufstellen. Die ganze 
Landmacht ist in 27 Armeekorps eingeteilt. Wer zum Dienst tauglich ist, bleibt 2 Jahre 
(bei der Kavallerie, reitenden Artillerie und Marine 3 Jahre) bei der Fahne, 5 (bezw. 4) 
Jahre in der Reserve, und 5 Jahre in der Landwehr 1. Aufgebots. Bis zum 39. Lebens¬ 
jahre gehört er der Landwehr 2. Aufgebots und bis zum 45. Lebensjahre dem Landsturm an. 
Auch die Flotte wurde vergrößert, uicht nur zum Schutz der heimatlichen 
Küste, sondern auch, um Deutschlands Ehre tu fremden Meeren zu sichern. Denn 
immer mehr suchte der Deutsche auf dem Weltmärkte Absatzgebiete für die Er¬ 
zeugnisse seines Fleißes. Wilhelmshaven und Kiel wurden die beiden stark be¬ 
festigten Häfen für die Flotte. Eine bessere Verbindung zwischen der Nord- und 
Ostseeflotte sollte ein Kanal herstellen, zu dem unter Kaiser Wilhelm der Grund¬ 
stein gelegt wurde. 
2. Recbtseinbeit. Dem ganzen Reiche wurde ein einheitliches Strafgesetz¬ 
buch gegeben. Mit der Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs wurde be¬ 
gonnen. Es ist unter Kaiser Wilhelm II. in Kraft getreten. Eine einheitliche 
Gerichtsverfassung wurde geschaffen. Darnach gibt es Amts-, Land- und Ober¬ 
landesgerichte. Der höchste Gerichtshof ist das Reichsgericht in Leipzig. 
3. SCUrtTcbaftseinbext. Für das ganze Reich wurden einheitliche Münzen, 
Maße und Gewichte eingeführt. Das Post- und Telegraphenwesen leitete der 
Generalpostmeister Stephan. Er gründete den Weltpostverein, zu dem alle 
Staaten der Welt mit geordnetem Postwesen gehören. Nun kann man Briefe 
und Pakete nach allen Teilen der Erde senden. Bismarcks Plan, alle Eisen¬ 
bahnen durch das Reich ankaufen zu lassen, scheiterte zwar, doch gelang die 
Verstaatlichung in Preußen und anderen Bundesstaaten. 
4. Zorge kür ciré Arbeiter. Trotz bitterer Erfahrungen schaute das Antlitz 
des greisen Kaisers nach wie vor mild und freundlich auf sein Volk herab, dessen 
Wohl ihm beständig am Herzen lag. Ganz besonders aber waren es die ärmeren 
Volksklassen, denen sich von jetzt an seine wahrhaft väterliche Fürsorge zuwandte. 
Dies spricht sich besonders in der Botschaft von 1881 aus, in der er seine 
Wünsche für die Wohlfahrt der arbeitenden Volksklassen dem Reichstage ans 
Herz legte. Darin heißt es u. a.: 
„Wir würden mit um so größerer Befriedigung aus alle Erfolge, mit denen Gott 
Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das 
Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften seines inneren 
Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, 
auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In unseren darauf gerichteten Bestrebungen 
sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen aus die 
Unterstützung des Reichstages ohne Unterschied der Parteistellung. In diesem Sinne wird 
zunächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf 
mnes Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit 
Rücksicht auf die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über denselben einer Um- 
arbeitung unterzogen, um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird 
ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des gewerb¬ 
lichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt. Aber auch diejenigen, welche durch
	        
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