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des Stoßes aushalten, sind sie dick. Die Hörner sind inwendig hohl, aber
über feste Stirnzapfen gewachsen. Die Hornmasse wächst am unteren Ende in
wnlstartigen Ringen weiter.
2. Oakrung und Dutten. Das Rind frißt Gras, Klee, Häcksel, Kar¬
toffeln usw. Im Oberkiefer fehlen die Schneidezähne. Dennoch versteht es das
Rind, sehr geschickt das Gras auf der Weide abzurupfen. Da, wo bei anderen
Tieren die Schneidezühne sitzen, hat es eine harte Knorpelleiste. Will es grasen,
so umschlingt es den Grasbüschel mit der langen, rauhen Zunge, drückt ihn mit
den 8 Schneidezähnen des Unterkiefers gegen die Knorpelleiste und rupft so das
Gras ab. Da Gras wenig Nährstoffe enthält, so hat das Rind eine große
Menge davon nötig. Deshalb verschluckt es das Futter erst gänzlich ungekaut.
Wenn es aber aufgehört hat zu fressen, dann kommt das Futter aus dem Magen
wieder zuriick in das Maul und wird zum zweitenmal gekaut. Daher sehen
wir die Rinder im Stalle fast immer kauen, auch wenn sie kein Futter vor sich
haben. (Wiederkäuer.) Eckzähne fehlen, wie bei allen Pflanzenfressern. —
Nutzen gewährt uns das Rind besonders durch seine Milch, sein Fleisch und seine
Haut. (Chemie, S. 92.)
108. Die I)au§?iege.
1. Gin Eind der Berge. Wahrscheinlich stammt unsere Hausziege von
der Bezoarziege ab, die im Taurus und Kaukasus häufig vorkommt. Auf ihre
Abstammung von einem Bergtier weist schon der Umstand hin, daß sie in den
gebirgigen Mittelmeerländern sehr zahlreich gehalten wird. Auch bei uns ist die
Ziegenzucht in den Bergländern stärker als in der Ebene. Zum Klettern am
felsigen Bergabhang ist der stämmige Leib mit den starken Beinen trefflich ein¬
gerichtet. Die scharfen Hufe können Steinkanten wie Zangen umfassen. Gegen
die scharfe Bergeslnft schützt das zottige Kleid mit seiner Grnndwolle und gegen
Verletzungen die feste Haut. Um heranschleichende Raubtiere und herabstoßende
Raubvögel rechtzeitig zu bemerken, hat das Tier feine Sinne, wie die aufgerich¬
teten Ohren und die großen, lebhaften Augen vermuten lassen, und zum Kampf
sind nicht nur die Böcke, sondern auch die Geißen mit spitzen, vorn wulstig ver¬
dickten Hörnern ausgerüstet, die auf fester Stirn getragen und vermöge des kräf¬
tigen Halses mit Wucht gebraucht werden. Zum Abpflücken von Gras, Kraut
und Laub hat die Ziege sehr bewegliche, kräftige Lippen und zum Abbeißen
4 scharfe Schneidezähne im Unterkiefer. Ihre Mschigkeit und Lust am Abbeißen
macht sie zu einem bösen Besuch im Garten; man soll nicht „den Bock zum
Gärtner machen".
2. Oie Hub des armen ißannes. Ihre Findigkeit, die sie auch auf
magerer und beschwerlicher Weide noch Nahrung gewinnen läßt, und ihre Willig¬
keit, das verschiedenartigste Futter anzunehmen, machen die Ziege für den kleinen
Haushalt wertvoll, in dem ihr besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden kann.
Sie lohnt durch ihre sehr nahrhafte Milch; auch liefert sie jährlich ein oder zwei
Lämmchen. Die hohe Bedeutung der Ziegenzucht für das Volkswohl ist erst in
letzter Zeit recht erkannt worden. In Deutschland ist der Wert der Ziegen in
den letzten 10 Jahren um 24 °/o gestiegen. Als beste gilt die Schweizer Saanen-
ziege (v. d. Fluß Saane im Bernerland). Sie hat keine Hörner. Das ist ein
Vorzug, da sie als Haustier keine Waffe braucht, mit der sie leicht Schaden an-