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richten kann, und da die Kraft, welche zur Hervorbringung von Hörnern nötig 
ist, besser ans Fleisch- und Milcherzeugung verwendet wird. 
3. Vergleich von Ziege und Schaf. Wilde Ziegen und Wildschafe 
haben in ihrem Körperbau so viel Übereinstimmendes, daß sie zu einer einzigen 
Tiergruppe vereinigt werden, die man Böcke nennt. Alle sind gras-, kraut- und 
laubfressende Bergbewohner und haben zum Klettern und Springen einen kurzen, 
stämmigen Leib auf kräftigen Beinen und feste, zangenartige Hufe, zum Wachen 
scharfe Sinne, zur Verteidigung starke Hörner auf festem Schädel und starkem 
Hals, zum Schutz gegen Kälte reiches Haar. Doch steigen die Ziegen höher als 
die Schafe; daraus erklärt sich, daß ihr Huf hinten höher, ihre Nase mehr vor¬ 
geschoben, ihr Horn seitlich zusammengedrückt, höher gerichtet, mehr wulstig ist. 
Bei den Haustieren sind die Unterschiede gesteigert. Das Hochgebirgstier 
hat noch heute ein unruhiges, selbständiges Wesen, während das Mittelgebirgs- 
tier seine Selbständigkeit ganz verloren hat, ein Sinnbild der Geduld und 
Dummheit geworden ist. Wolle und Fleisch des Schafes sind Gegenstand des 
Großhandels, Ziegenmilch ist Nahrung im Haushalt; darum wird Schafzucht 
auf großen Gütern, Ziegenzucht im Kleinbesitz getrieben, darum gibt es auch viel 
mehr Schafe als Ziegen. In Europa neben 20 Mill. Ziegen über 200 Mill. 
Schafe. Bei uns nimmt die Zahl der Schafe ab, die der Ziegen zu. 
109. Oer Iltis. 
1. Mohnung. Der Iltis oder Ratz ist ein rechter Räuber. Darum schlägt 
er auch seine Wohnung da auf, wo es am meisten für ihn zu rauben gibt. Da 
er junge Häschen, Feldmäuse und Frösche besonders liebt, so zieht er im Sommer 
aufs Feld. Hier wohnt er in einer Erdhöhle. Um eine Wohnung zu erlangen, 
würgt er einen Hamster oder ein Kaninchen und nimmt dann von dessen Wohnung 
Besitz. Sobald gegen den Winter die Nahrung auf dem Felde ausgeht, kommt 
er in die Nähe menschlicher Wohnungen. Klettern — wie sein Vetter, der blut¬ 
dürstige Marder — kann er nicht. Er kriecht deshalb in einen Holz- oder Stein¬ 
haufen und richtet sich dort wohnlich ein. Am Tage schläft er sehr fest. („Er 
schläft wie ein Ratz.") Abends dagegen' geht er auf Raub aus. Bei seiner 
dunkeln Farbe — unten schwarzbraun, oben kastanienbraun (S. 99) — ist er im 
Dunkel der Nacht schwer zu erkennen. Sein Balg wird des Übeln Geruchs 
wegen nur mit 2—6 Ji> bezahlt. 
2. Körperbau und Raubgier. Der Iltis ist so recht zum Beschleichen 
der Beute eingerichtet. Er besitzt einen schlangenartig geschmeidigen Körper, mit 
dem er sich durch sehr enge Öffnungen hindurchwinden kann. Seine Fußsohlen 
sind unten behaart; daher ist der Tritt so leise, daß man ihn kaum hören kann. 
Er mordet alles, was ihm in den Weg kommt. Frösche scheinen seine Lieblings¬ 
speise zu sein. Er fängt sie in großer Zahl, zerbeißt ihnen die Beine und trägt 
sie dann in seine Wohnung, wo die armen Krüppel oft noch tagelang leben. 
Dem Landmanne ist er besonders wegen seiner nächtlichen Besuche beim Haus¬ 
geflügel verhaßt. Mit seinen spitzen Nägeln gräbt er unterirdische Gänge bis in 
den Hühnerstall und an den Ententeich. Er mordet nicht alles auf einmal wie 
der Marder, sondern trägt jedes einzelne abgewürgte Tier erst in sein Versteck. 
Auch Eier sind ihm eine willkommene Speise. Behutsam nimmt er sie zwischen
	        
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