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b. Heinrich verweigert dem Kaiser die Heeresfolge. Zum fünften- 
mal zog der Kaiser nach Italien. Mailand war wieder aufgebaut und mächtiger 
denn zuvor. Der Papst Alexander III. stellte sich auf die Seite der Städte, die 
sich zum lonlbardischen Städtebund vereinigt hatten. Die neuerbaute, starke 
Bundesfestnng wurde dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessan- 
dria genannt. Sieben Monate belagerte der Kaiser vergeblich die Stadt. Sein 
Heer wurde von Krankheiten dahingerafft. Da kam die Kunde, daß ein großes 
lombardisches Heer gegen ihn im Anzuge sei. In seiner Not suchte der Kaiser- 
Hilfe bei Heinrich dem Löwen, der jetzt eine fast königliche Stellung in seinen 
Landen hatte. Diesem aber war es wichtiger, den Norden für Deutschland zu 
gewinnen. In Chiavenna, wo die beiden zusammentrafen, verweigerte er dem 
Kaiser die Heeresfolge. Friedrich mußte dem Feinde allein entgegentreten. 
Bei Legn ano stießen die Heere aufeinander. Das lombardische Fußvolk stand 
Schild an Schild mit vorgestreckten Lanzen wie eine Mauer, an der alle Reiter- 
angriffe abprallten. Da stürzte der Kaiser mit dem tödlich getroffenen Rosse. 
Als sich die Kunde verbreitete, er sei tot, flohen die Deutschen nach allen Seiten 
davon. Nach dieser Niederlage gab der Kaiser nach. Er gestattete den Städten, 
ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten. Dagegen mußten sie des Kaisers Ober¬ 
hoheit anerkennein 
c. Ächtung des Löwen. Voll Zorn über die Weigerung des Löwen kehrte 
der Kaiser nach Deutschland zurück. Heinrich hatte sich auch durch manche Über¬ 
griffe den Haß der sächsischen Großen zugezogen und durch seine königliche Macht 
die Eifersucht der Reichsfürsten erregt. Die klagten ihn jetzt des Landfriedens¬ 
bruches an. Der Kaiser lud ihn wiederholt vor ein Fürstengericht, aber der 
stolze Löwe erschien nicht. Da wurde er zu Würz bürg wegen Friedensbruches 
und Ungehorsams gegen den Lehnsherrn in die Acht erklärt. Er verlor alle 
seine Länder und Würden. Das mächtige Sachsen wurde zerstückelt und kam an 
verschiedene Herren; Bayern wurde größtenteils dem Pfalzgrafen von Wittelsbach 
zugesprochen, dessen Nachkommen noch heute dort auf dem Throne sitzen. 
ci. Versöhnung. Den Löwen verließ indessen sein Mut nicht; mannhaft 
kämpfte er gegen alle seine Feinde. Doch seine Tapferkeit war umsonst. Um 
aber wenigstens seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg zu retten, ging 
er zuletzt nach Erfurt zum Kaiser und bat diesen kniend um Lösung aus der Acht. 
Als der Kaiser ihn so tief gebeugt sah, gedachte er in Tränen der alten Freund¬ 
schaft und sprach zu ihm: „O Heinrich, wer anders hat dich denn gestürzt als 
du selbst!" Er löste die Acht, aber erhöhen konnte er ihn ohne Zustimmung der 
Fürsten nicht. Diese beschlossen: Brannschweig und Lüneburg sollen dem Löwen 
bleiben, doch muß er so lange von der deutschen Erde fort, bis der Kaiser ihm 
erlaubt zurückzukehren. Da zog denn der gedemütigte Fürst mit Weib und 
Kindern, arm und verbannt, nach England zu seinem Schwiegervater, dem König 
Heinrich II. Der Kaiser gestattete ihm jedoch schon nach drei Jahren zurückzukehren. 
5. Das Keicbsfesl zu Mainz. Friedrich hatte seine Macht wieder hergestellt 
und wollte der Welt die Herrlichkeit seines Reiches durch ein glänzendes Fest 
zeigen, das er zu Pfingsten des Jahres 1184 zu Mainz veranstaltete. Fürsten, 
Bischöfe, Gesandte, allein 70000 Ritter und Krieger ritten in die hölzerne und 
linnene Feststadt ein, die zwischen Mainz und dem Taunus entstanden war. Am
	        
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