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§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken
verrichten und starben darum massenhaft dahin. Als Ersatz führte man
den kräftigeren Neger nach Amerika und so kam es zu dem abscheulichen
Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, selbst auf die
Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
5. Auch in der Himmelskunde wurde um diese Zeit, 1543, eine Ent¬
deckung veröffentlicht, durch welche damals die ganze gelehrte Welt in die
höchste Aufregung versetzt wurde. Die Ansicht der Alten, daß die Erde der
ruhende Mittelpunkt des Weltalls sei, war auch noch das ganze Mittelalter
hindurch für die Erklärung der Himmelserscheinungen die maßgebende ge¬
blieben. Erst Kopernikus war von der Vorsehung dazu berufen, diese
alte ptolemäische Weltordnung zu stürzen und der staunenden Welt die
Größe und Harmonie der Schöpfung zu offenbaren. Die Erde ist eine
Kugel und bewegt sich um die Sonue — das war das Zauberwort, das
eine Umwälzung der bisherigen Erkenntnis von dem Weltgebüude hervorrief.
Nikolaus Kopernikus, ein Zeitgenosse Luthers, wurde zu Thorn ge¬
boren. Sein Vater war der Kaufmann Niklas Koppernigk, seine Mutter
eine Schwester des Bischofs von Ermland Lukas Watzelrode. Der Tod
des Vaters entriß dem Knaben im 10. Lebensjahre seine Stütze. Bald
nahm ihn aber sein Oheim, der genannte Bischof von Ermland, unter
seine väterliche Obhut. Mit 18 Jahren bezog Kopernikus die Universität
Krakau, wo er besonders Mathemathik studierte. Später besuchte er noch
die italienischen Universitäten Bologna, Padua und Ferrara und bildete
sich hier in der Philosophie, Rechtswissenschaft und Medizin aus. Als
Domherr von Frauenburg, der Residenz des Bischofs von Ermland, wurde
er mit den wichtigsten Ämtern betraut. Eine Zeitlang war er Verwalter
der dem Domkapitel gehörigen Güter, dann auch Verwalter des Bis¬
tums selbst. Über das preußische Münzwesen gab er ein Gutachten ab,
das bei dem Polcnkönige vielen Beifall fand. Auch für die von dem Papste
Gregor XIII. im Jahre 1582 vollzogene Kalenderreform waren seine astro¬
nomischen Beobachtungen grundlegend. Neben seinem umfangreichen und
tiefen Wissen besaß Kopernikus eine echt christliche Frömmigkeit. Diese
spricht sich sehr schön in den Worten aus, die er als Verwalter der dom-
kapitularisch en Güter zu Allenstein auf den Kamin seines Studierzimmers schrieb:
„Nicht flehe ich um gleiche Gnade, wie fie Paulus empfing, oder wie sie Pelms
zu teil ward, sondern wie Du sie am Kreuze dem Schacher gewährtest."
Kopernikus starb am 24. Mai 1543. Er liegt in der Domkirche zu
Frauenburg neben dem Altare begraben, auf dem er meistens während seines
Aufenthaltes in Frauenburg die hl. Messe las. In Thorn ist ihm vor dem
Rathause ein Monument von Erz gesetzt. Die Statue zeigt ihn in sitzender
Stellung, in der einen Hand hält er die Weltkugel, in der andern einen
Zirkel. Am Postamente stehen die Worte: „Nikolaus Kopernikus aus Thorn,
Beweger der Erde, Befestiger des Himmels und der Sonne."
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das
Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte
sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl IV. mit Recht