Wirbeltiere: B. Vögel.
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Flecken. Die Federn sind weich und abgerundet, daher ist ihr Flug ge¬
räuschlos. Die großen, nach vorn gerichteten Augen, um welche sich vom
Scheitel aus zwei rundliche Federkrünze (Schleier) ziehen, können auch
in der Nacht gut sehen; dagegen werden sie vom hellen Tageslicht geblendet.
Der Schleier schließt den an der Spitze gekrümmten Schnabel bis zur
Krümmung ein und verleiht dem Gesichte eine herzförmige Gestalt. Der
Vogel kann diese Federkrünze bewegen und damit allerlei Grimassen schneiden,
die höchst possierlich anzusehen sind. Die Eule fliegt nur in der Dämmerung
und bei Mondschein ans Raub aus. Die starken bis zu den Krallen be¬
fiederten Zehen, von denen die äußere eine Wendezehe ist, und der starke,
hakenförmige Schnabel sind ihre Waffen.
Die Schleiereule kommt in ganz
Europa mit Ausnahme des hohen
Nordens und der höchsten Gebirge vor.
Sie hält sich in altem Gemäuer, alten
Kirchtürmen, aber auch in hohlen Wald¬
bäumen auf und verläßt den einmal
gewählten Wohnplatz nur selten. Hier
baut sie auch ihr kunstloses Nest und
brütet darin 3—5 Junge aus. Ihre
Nahrung besteht ans Mäusen, Ratten
und größeren Insekten; selten nur
frißt sie kleinere Waldvögel. Diese
Beute verzehrt sie mit Haut und Haaren
und speit letztere in kleinen Ballen
wieder aus. Sie verrät sich beim
Fluge durch ihr widerliches, kreischendes
Geschrei.
Der Steinkauz, kleiner als die Schleier¬
eule, fliegt abends gern nach den erleuchteten
Fenstern und läßt seinen Ruf „küwitt, küwitt"
ertönen, der nach abergläubischen Menschen wie
„komm mit, komm mit" klingt und als Todes¬
botschaft gilt. — Größer ist die Schneeeule,
die im hohen Norden lebt, aber im Winter Der Uhu. >/„.
auch nach Deutschland kommt. Der Uhu
(Fig. 18), von der Größe einer Gans, kommt
bei uns vereinzelt vor. An den Ohrspalten hat er lange Federbüsche (Ohreule). Frißt
Vögel, Hasen, junge Rehe. Sein schauriger Ruf „Schuhu" hat Veranlassung zur Sage
vom wilden Jäger gegeben.
§ 36. Der Mäusebussard ist bei uns der gemeinste und auch der
nützlichste Raubvogel. Der Schnabel ist vom Grunde an gekrümmt; die
Beine sind nicht bis zu den Zehen befiedert. Die Färbung des Gefieders
ist im allgemeinen bräunlich; doch ändert sie ungemein ab, so daß nicht
zwei Exemplare vollständig übereinstimmen. Der Schwanz ist stets mit
vielen hellen intb dunklen Querbinden geziert.