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Die Hohenzollernschen Lande. Rückblick auf das Königreich Preußen. 
Klima rauh und das Land, mit Ausnahme der Flußthäler, wenig frucht¬ 
bar. Kartoffeln und Flachs sind die Haupterzeugnisfe des Ackerbaues. In 
den Thälern gedeiht schönes Getreide und Obst. Nassau ist mit Ausnahme 
des öden Westerwaldes ein fruchtbares, dicht bevölkertes Ländchen; im 
Rheingau gedeihen die herrlichsten Weine; zahlreiche Bäder locken viele 
Fremde herbei. Die Berge Hessen-Nassaus enthalten Eisen, Kupfer, Braun¬ 
kohlen. Die Industrie erzeugt Eisen- und Stahlwaren (Schmalkalden), 
Messingwaren (Kassel), Galanteriewaren (Hanau, Kassel), Thonwaren 
(Gr.-Almerode). — Die Bewohner, besonders in Hessen, sind kräftig und 
ausdauernd; 3/4 derselben sind evangel., 74 ist kath. Die Provinz zerfällt 
in die beiden Rgbz. Kassel und Wiesbaden. 
Kassel, 80000 E., frühere Residenz der hessischen Kurfürsten, schön gebaut, leb¬ 
hafter Handel. In der Nähe das vielbesuchte Lustschloß Wilhelmshöhe mit seinen 
berühmten Wasserkünsten. In der Nähe von Fritzlar liegt das Dorf Geismar, wo 
Bonifatius die Eiche fällte. Im Dom zu Fulda liegt Bonifatius begraben, dessen 
Standbild eine Zierde der Stadt. Fulda ist Bischofssitz. Hanau, Fabriken. Frankfurt a/M., 
230000 E., bedeutende Handelsstadt, einst Wahlstadt der deutschen Kaiser. Auf der 
Brücke, die von Frankfurt nach der Vorstadt Sachsenhausen führt, steht ein Denkmal 
Karls d. Gr.; es erinnert an die Sage vom Ursprünge der Stadt und ihres Namens. 
Wiesbaden, vielbesuchte Heilquellen. Kaub, Blüchers Übergang 1814. Marburg, 
Universität. Limburg, Bischofssitz, prächtiger Dom. Ems, weltberühmter Badeort. 
Selters (Selterwasser). Schmalkalden, Industrie in Eisen- u. Stahlwaren. 
* § 43. Aie KohenzoKernschen Lande (1100 qkm, 66000 E.) werden 
von Württemberg und Baden eingeschlossen und von der Rauhen Alp 
durchzogen. Der um den Neckar liegende Teil ist fruchtbarer (Getreide, 
Obstbau) als der nach der Donau zu liegende. Der mittlere Strich ist un¬ 
fruchtbar. Die Bewohner sind meist katholisch. Hier regierten sonst in 
den beiden Städtchen Hechingen und Sigmaringen zwei selbständige 
Fürsten aus dem Hause Hohenzollern. 1850 traten dieselben ihr Land an 
Preußen ab. Es bildet den Rgbz. Sigmaringen und steht unter dem 
Oberprüsidenten der Rheinprovinz. Südlich von Hechingen liegt der 
Hohenzollern (850 m h.); auf ihm steht das Stammschloß Hohenzollern, 
das jetzt in altem Glanze wieder hergestellt ist. 
8 44. Rückblick auf das Königreich Rreußen. Preußen umfaßt den größten 
Teil Norddeutschlands. Es dehnt sich von der russischen bis zur holländischen und bel¬ 
gischen Grenze aus. Es ist 350000 qkm groß und hat 32 Mill. Einwohner. Gegen¬ 
wärtig umfaßt es 12 Provinzen, 9 alte und 3 neue; letztere sind im Jahre 1866 dazu 
gekommen. Die alten heißen: Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, 
Schlesien, Sachsen, Westfalen, Rheinprovinz. Die neuen sind: Hannover, Schleswig- 
Holstein, Hessen-Nassau. Der Größe nach folgen die Provinzen so aufeinander: Schlesien, 
Brandenburg, Hannover, Ostpreußen, Pommern, Posen, Rheinprovinz, Westpreußen, 
Sachsen, Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen-Nassau. — Am dünnsten bevölkert sind 
die Prov. Pommern, Ost- und Westpreußen, Hannover, welche 53—63 E. auf 1 qkm 
haben. Am dichtesten ist die Bevölkerung in der Rheinprovinz (185 E. auf 1 qkm), in 
Westfalen (134 E. auf 1 qkm), in Hessen-Nassau und Schlesien (etwa 110 Einw. auf 
1 qkm). Die Mehrzahl der Bewohner Preußens ist deutsch. Im N. ist die plattdeutsche 
Mundart vorherrschend, im S. wird hochdeutsch gesprochen. In Schlesien, Posen, Ost- 
und Westpreußen wohnen noch viele Slawen, welche polnisch reden. Im äußersten O 
wohnen Litauer, im äußersten W. wird französisch und holländisch gesprochen. Im n.
	        
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