I. Geschichte.
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in die viele Spuren hinein-, aber keine wieder herausführten. Seit Rudolfs Zeit nannten
sich die deutschen Könige wohl noch „römische Kaiser"; aber oberste Schutz- und Schirm¬
herren der ganzen Christenheit waren sie nicht mehr.
6. Habsburger und Schweizer. In der Schweiz hatten die Habsburger große Be¬
sitzungen. Sie übten über die dort noch zahlreichen freien Bauern auch die Grafengewalt
(oberstes Gericht) aus. Obgleich sie milde Herren waren, suchten die Schweizer sich seit der
Zeit Rudolfs völlig unabhängig zu machen. Die Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden
schlossen einen Bund, aus dem allmählich die Schweizer Eidgenossenschaft entstand. Es kam
zwischen ihnen und den Habsburgern zu offenen Streitigkeiten, in denen die österreichischen
Ritterheere mehrmals vollständig geschlagen wurden. Die Schweizer Bauern wurden völlig
unabhängig und verteidigten auch später ihre Freiheit erfolgreich gegen mächtige Nachbarn.
Diese Rümpfe haben zu der Sage von Wilhelm Tel! Anlaß gegeben.
HI. Entdeckungen und Erfindungen.
l. Die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien, a) Der
Handel mit indischen waren. Die Völker Europas bezogen seit alten Zeiten seltene Ge¬
würze (Pfeffer, Nelken), feine Gewebe und viele andre Waren aus Indien. Diese Erzeug¬
nisse wurden durch Rarawanen bis an die Rüsten des Mittelländischen Meeres gebracht.
Die Reife durch Asien war aber ungeheuer lang und beschwerlich. Oie Rarawanen wurden in
den Wüsten nicht selten durch Stürme überrascht oder durch Räuber angefallen. Als nun der
Rompaß, der zu Anfang des 14. Jahrhunderts erfunden worden war, allgemeiner in Gebrauch
kam, versuchte man Indien auf dem Seewege zu erreichen.
b) Christoph Kolumbus stammte aus einer bescheidenen bürgerlichen Familie
in Genua. Als er 14 Jahre alt war, wurde er Seemann. Nebenbei beschäftigte er sich
eifrig mit Sternkunde und Geographie, hierdurch und durch Beobachtungen auf seinen
Seefahrten war er zu der Überzeugung gelangt, daß die Crde die Gestalt einer Kugel
besitze. Cr meinte daher, man müsse Indien erreichen, wenn man immer nach Westen
segle. Um seine Pläne auszuführen, wandte er sich nach Spanien. Der König Ferdinand
versprach ihm die Admiralswürde, Erhebung in den Adelsstand und reiche Belohnungen,
wenn er den Seeweg nach Indien fände.
c) Die Entdeckung Amerikas. Die Spanier mußten jedoch damals mit den
Mauren (vgl. S. 9) blutige Kriege führen und vertrösteten Kolumbus von einem
Monate zum andern. Endlich nach sieben langen Iahren erhielt er drei kleine Schiffe
mit 90 Mann. Zunächst fuhr er an der Küste Afrikas nach Süden bis an die Azoren.
Dann aber wendete er die Schiffe nach Westen. Diele Wochen lang segelte er vor dem
gleichmäßigen Ostwinde, der in diesen Meeresgegenden einen Ceil des Iahres hindurch
weht. Da wurde sein Schiffsvolk ängstlich. Die Seeleute fürchteten, „es möchten auf
jenem Meere niemals Winde zur Rückkehr nach Spanien wehen". Doch der Wind drehte
sich endlich, und man gewahrte Anzeichen, daß Sand nahe war. Frische Baumzweige
und geschnitzte Holzstücke trieben auf dem Meere, Dögel ließen sich sehen. Am Abend
des I I. Oktober 1492 erblickte ein Matrose im Scheine des Mondes ein Dorgebirge.
Er eilte an das nächste Geschütz und gab durch einen Schuß das Zeichen, daß man Land
erreicht habe. Auf allen drei Schiffen erhob sich großer Iubel. Ls war eine Insel,
die man gefunden hatte. Menschen mit roter Hautfarbe, die Zierate von Goldblech in
Nasen und Ohren trugen, bewohnten sie. Bald entdeckte Kolumbus noch mehrere andre,
größere Inseln. Nachdem er das gefundene Land, das später den Namen „Westindien"
erhielt, für Spanien in Besitz genommen hatte, kehrte er zurück. Lr wurde mit großen
Ehren empfangen und zum Statthalter der entdeckten Länder ernannt.
Lranke-S chm eil, Rsalienbuch. klusg. 6.^
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