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Geschichte.
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h) Buriersborf unb $reiberg (1 7 6 2); Friebe zu Hubertusburg (1 763).
Da trat unvermutet für Friebrich eine wenbung zum Besseren ein: bie Kaiserin Elisa¬
beth von Kußlanb starb. Ihr Nachfolger, ein Bewunberer Friebrichs, schloß sofort Frieben
mit bem Könige. Er stellte sogar bie russischen Truppen, bie bisher gegen Friebrich
gefochten hatten, unter bessen Befehl. Der neue Herrscher würbe zwar balb baraus von
seiner Gemahlin vom Throne gestoßen, aber biese erneuerte ben Krieg gegen Preußen
nicht. — Friebrich schlug Daun bei Burkersborf unb eroberteSchweibnitz zurück. Prinz
Heinrich siegte bei Freiberg in Sachsen, wo Seqblitz sich wieberum glänzenb hervortat,
preußische Neiter streiften nun weit in bie feinblichen sübbeutschen Staaten hinein. Da
lernten auch biese einmal bie schweren Lasten bes Krieges kennen unb sehnten ben Frieben
herbei. Maria Theresia sah sich von ihren verbünbeten verlassen. Ihr Land war burch
ben Krieg furchtbar verschulbet, währenb Friebrich „immer noch ben letzten Taler in
ber Tasche behielt". So mußte sie sich zum Frieben bequemen. Tr kam 1763 in
Hubertusburg, einem Iagbschloste bei Leipzig, enblich zustanbe. Friebrich behielt
Schlesien mit ber Grafschaft (Bla^; Preußens kvafsen gingen aus bem langen
Kampfe gegen Europa unbesiegt hervor.
9. Friedrich als Lanbervater. u) Der alte Fritz. Die furchtbaren Aufregungen
unb Anstrengungen bes Siebenjährigen Krieges hatten ben König vorzeitig alt gemacht.
In abgetragenem blauen Kocke, mit hohen Stiefeln, ein breieckiges Hütchen auf bem Kopfe
unb mit bem Krückstöcke in ber hanb sahen ihn bie Berliner auf seinem Schimmel burch
bie Straßen reiten. Cr hielt seinen kleinen, hageren Körper ein wenig nach vorn geneigt.
Seine großen, blauen Bugen schienen jebem bis auf ben Grunb ber Seele zu schauen.
So steht er noch bis heute als „ber alte Fritz" bem preußischen Volke vor Bugen. Mit
eiserner pflichttreue, einfach, sparsam unb gerecht, arbeitete er für bas Wohl seines
Staates, besten „erster Diener er sein wollte". Bis ihm bie Gicht ben Gebrauch ber
rechten hanb erschwerte, lernte er im Alter noch mit ber linken schreiben. Alle Teile
ber Staatsverwaltung stanben unter seiner strengen Bussicht.
b) Der Großgrunbbesitz. Friebrich wünschte, baß jeber Untertan in seinem
Stanbe bleiben sollte, weil er so für ben Staat unb sich selbst am nützlichsten wirken
könnte. Der Bauer sollte bas Felb bearbeiten, ber Bürger hanbel ober Gewerbe treiben,
ber Ebelmann als Großgrunbbesitzer sich mit Lanbwirtschaft beschäftigen unb als Offizier
ober Verwaltungsbeamter bem Staate bienen. Die Söhne bes Bbels hatten sich in ben
Kriegen als hervorragenbe Offiziere erwiesen; manche Familie hatte 20 unb mehr ihrer
Glieber aus bem Schlachtselbe verloren. Daher würben ben Ebelleuten, benen ber König
bas regste Ehrgefühl zutraute, bie Ofsizierstellen vorbehalten. Nichtabelige Offiziere
bulbete Friebrich höchstens bei ber Artillerie. Er verbot ben Verkauf von Kittergütern
an Bürger unb sah es ungern, wenn Lbelleute bürgerliche Frauen heirateten. Um ben
Bbel, ber burch ben Krieg verarmt war, auf ben großen Gütern zu erhalten, gewährte
er ihm Darlehen gegen geringe Verzinsung.
o) Ackerbau. Zunächst galt es für Friebrich, seinem Lanbe, bas in bem langen
Kriege gewaltige Opfer an Gut unb Blut gebracht hatte, wieber aufzuhelfen. Er schenkte
bebürstigen Bauern bie Abgaben, viele Militärpserbe, bie nach bem Kriege überflüssig
geworben waren, sowie Saatkorn ließ er umsonst verteilen. Um Arbeitskräfte für ben Acker¬
bau zu beschaffen, entließ er viele Lanbeskinber aus bem Heere unb stellte bafür Frembe
ein. — Bus hollanb würbe gutes Kinbvieh bezogen. Besonbere Mühe gab sich ber König,
in ben sanbigen Gegenben ber Mark unb Hinterpommerns ben Kartoffelbau einzubürgern.