Full text: Realienbuch (Teil 2)

I. Geschichte. 
A. Die alten Deutschen. 
1. Aus Deutschlands Vorzeit. 5chon in ferner Vorzeit war das deutsche Land 
von Menschen bewohnt. Keine Geschichte jedoch, kein Lied gibt von ihnen Kunde; nur ihre 
Grabstätten findet man noch. Uußer Tongesäßen enthalten die ältesten Gräber Beile, 
Messer und Pfeilspitzen, die mühsam aus Stein oder Horn angefertigt worden sind. 
In jüngeren Gräbern finden sich Waffen, Geräte und Schmuckgegenstände aus Bronze, 
einer Mischung von Kupfer und Zinn. Eisen verstand man nämlich in jenen Zeiten noch 
nicht zu schmieden. Die Bronzegeräte tauschten unsre vorfahren von Kaufleuten, die 
vom Mittelländischen Meere zu ihnen kamen, gegen Bernstein ein. Durch diese 
wissen wir auch, daß die alten Deutschen damals an den Küsten der Nord- und Ost¬ 
see wohnten. Später haben sie die Norddeutsche Tiefebene vom Kheine bis zur Weichsel 
in Besitz genommen. Schließlich sind sie auch über das deutsche Mittelgebirge nach 
Süddeutschland vorgedrungen. 
2. Das deutsche Land. Der größte Teil Deutschlands war mit Urwäldern be¬ 
deckt, in denen Bär, Wolf, Elch, Uuerochs und andres wild hausten. Die Gewässer 
waren fischreich und mit allerlei wasservögeln belebt, häufig fielen so gewaltige Regen¬ 
güsse, daß die Flüsse die wassermengen nicht faßten und das Land weithin über¬ 
schwemmten. Da die Sonnenstrahlen durch das dichte Laubdach der Bäume nicht hindurch¬ 
drangen, konnte das Wasser nicht verdunsten. Nus diese weise entstanden ungeheure Sümpfe, 
durch die der Verkehr der Menschen in hohem Maße erschwert wurde. Es gab aber auch 
ausgedehnte Grasflächen, die sich vortrefflich zur Viehzucht eigneten. Das Klima war 
rauh und nebelig; im Winter traten oft harte Fröste ein. 
z. Die alten Deutschen, a) Körpergestalt. Unsre vorfahren waren ein 
starkes und stolzes Volk. Sie hatten blaue, trotzig blickende Nugen und rötliches haar, 
das auf dem Scheitel zusammengebunden war und lang herabwallte, wegen ihrer 
Körperkraft und Tapferkeit wurden sie von den Nachbarn gefürchtet. Un Unstrengungen 
und rauhes Wetter waren sie gewöhnt; Hitze und Durst ertrugen sie weniger gut. 
b) Kleidung. Ihre Kleidung bestand aus grober wolle und Leinwand, die die 
Frauen selbst webten, oder auch aus Leder. Der Mann trug kurze, bis an die Knie reichende 
Hosen und .einen derben Rock. Die Frau kleidete sich in ein hemdartiges, mit roten Kanten 
verziertes Gewand, das durch einen Gürtel zusammengehalten wurde. Dazu kam für beide 
Geschlechter ein mantelartiges Tuch aus farbiger wolle, das mit Spangen auf der Schulter 
befestigt wurde, sowie pelzwerk. Uls Schmuck verwendete man metallene 5lrm- und Finger¬ 
ringe; die Frauen liebten auch Halsketten aus Bernstein oder Tonperlen. 
e) Bewaffnung. Ulle Urbeit in Haus und Feld wurde den Frauen und den 
Knechten überlassen. Krieg und Iagd waren die einzigen Beschäftigungen, die des 
Zranke.Schmeil, Realienbuch. Nusg. A. I. Geschichte. ff.]
	        
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