Full text: Realienbuch (Teil 2)

I 
Geschichte. 
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Dbrigkeit den zehnten Teil ihrer Ernte abgeben- deshalb nannte man das Land „Zehntland". 
Im Schutze der Burgen, die an Rhein und Donau errichtet worden waren, bauten sich gleich¬ 
falls viele Leute an, so daß sich nach und nach große Städte bildeten. Ñus diese weise sind 
z. V. Töln, Roblenz, Mainz, Worms, Straßburg, Basel und Regensburg entstanden. Die be¬ 
deutendste von diesen Römerstädten war Trier, wo noch heute gewaltige altrömische Bauten 
erhalten sind. — ñm Grenzwalle wechselten Rriegs- und Friedenszeiten. Der römische Rauf¬ 
mann zog von hier aus nach Deutschland und tauschte Sklaven, Vieh, Honig, Bernstein, Felle, 
wolle und blondes haar, mit dem sich vornehme Römerinnen gern schmückten, gegen Gold- und 
Silberschmuck, seine Rleiderstofse, Werkzeuge, eiserne Waffen und römische Münzen ein. Ruch 
die Deutschen hatten von dem verkehre mit den hochgebildeten Römern mancherlei vorteile: 
sie lernten von ihnen den Boden besser bearbeiten, wein, Dbst und Gemüse bauen, steinerne 
Häuser, Landstraßen und Brücken herstellen u. dgl. mehr. viele deutsche Jünglinge wurden 
durch Russicht auf Beute verleitet, in römischen Rriegsdienst zu treten, wenn sie glücklich 
wieder heimgekehrt waren, erzählten sie von dem sonnigen Lande Italien und von der Macht 
und Pracht des weltbeherrschenden Rom. 
II. Die Völkerwanderung. 
1. Bildung großer Völkerschaften in Deutschland. Durch den römischen Grenz¬ 
wall war es den Deutschen fast unmöglich geworden, Einfälle in das Römerreich zu machen; 
denn zum Durchbrechen der Befestigungen reichte die Rraft eines einzelnen Stammes nicht aus. 
Um die wachsende volkszahl ernähren zu können, wurden die Deutschen daher genötigt, 
seßhaft zu werden und mehr als bisher Rckerbau zu treiben: sie wurden ein Bauernvolk. 
Zugleich erkannten sie aber auch, daß sie gegen die Römer fest zusammenhalten mußten, und 
verbanden sich daher miteinander. Ruf diese weise entstanden große Völkerschaften, von 
denen die Riamannen, die Franken, die Sachsen und die Goten die wichtigsten waren. (Karte !) 
Rlle suchten neues Land zu gewinnen. Die Rlamannen vertrieben i. J. 250—300 die Römer 
aus dem Zehntlande und siedelten sich am Schwarzwalde an. Die Franken eroberten die 
römischen Rheinfestungen und drangen nach Gallien vor. vom harze bis zur Nord- und 
Dstsee wohnten die Sachsen. Sie hatten ihren Namen von ihrer Hauptmasse, einem Schwerte 
mit breitem Rücken, das „Sachs" genannt wurde. Ruf ihren Schiffen unternahmen sie nicht 
selten Plünderungszüge nach benachbarten Rüstenländern. Die Goten, die in Dst- und West¬ 
goten zerfielen, breiteten sich allmählich von der Weichsel bis zum Schwarzen Meere aus. 
von allen Deutschen bekehrten sie sich zuerst zum Ehristentume. Der Bischof Ulfila, der 
ihnen das Evangelium verkündete, übersetzte auch die Bibel in die gotische Sprache. Diese 
Bibelübersetzung ist das älteste deutsch geschriebene Buch. Ulfila lehrte jedoch, Christus sei 
nicht Gottes Sohn, sondern nur gottähnlich gewesen; denn so hatte er es von seinem Lehrer, 
dem Bischöfe Rrius, gehört. Die Goten nahmen den christlichen Glauben so an, wie Rrius 
und Ulfila lehrten. Die Römer aber, zu denen das Christentum schon früher gekommen war, 
wollten von der Lehre des Rrius nichts wissen und haßten die „Rrianer". 
Teilung des römischen Reiches. Während die großen deutschen Völkerschaften ent¬ 
standen, wurde das römische Reich um das Jahr 400 in das oströmische und weströmische Reich 
geteilt. Zudem oströmischen Reiche, das noch 1000 Jahre (bis 1453) bestanden hat, gehörte die 
Balkanhalbinsel, Rgppten und westasien. Seine Hauptstadt war Ronstantinopel. Das west¬ 
römische Reich, dessen Hauptstadt Rom war, umfaßte Italien, Nordafrika, Spanien, Frank¬ 
reich (Gallien), das Rlpenland und England. (Rarte!) In Rom und Ronstantinopel wohnten 
sehr angesehene Bischöfe. Der Bischof von Rom führte den Namen Papst. 
2. Die Hunnen. Mehrere Jahrhunderte hindurch schon hatte das Andrängen der 
deutschen Völker das römische Reich in Gefahr gebracht. Da brachen um das Jahr 375 
die Hunnen, ein mongolisches Reitervolk, aus Asien über die lvolga in Europa ein. 
Mit ihren schiefen Augen und breiten Gesichtern machten sie auf Deutsche und Römer
	        
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